Kairo. Abermals sind Christen in Ägypten Ziel eines Anschlags geworden. Nun hat sich der IS zu dem Attenat mit mindestens 29 Toten bekannt.

Die Extremistengruppe Islamischer Staat hat sich zu einem tödlichen Anschlag auf Christen in Ägypten bekannt. Die Kämpfer hätten einen Kontrollposten auf der Straße zum Kloster St. Samuel auf halbem Weg zwischen der Stadt Al-Minja und Kairo eingerichtet, um Christen zu überfallen, hieß es am Samstag in einer Mitteilung der Miliz.

Die ägyptischen Streitkräfte flogen unterdessen nach eigenen Angaben Luftangriffe auf Lager im benachbarten Libyen, wo die Extremisten ausgebildet worden sein sollen.

Ägyptens christliche Minderheit war erneut Opfer eines verheerenden Terroranschlags geworden. Bei dem Angriff bewaffneter Männer auf einen Bus waren am Freitag im Zentrum des Landes mindestens 29 Christen getötet worden, darunter zwei kleine Kinder. Weitere 24 Menschen wurden verletzt. Augenzeugen berichteten, etwa zehn maskierte und bewaffnete Männer in Uniform hätten die zwei Busse und einen Lastwagen gestoppt und das Feuer eröffnet.

Steinmeier zeigt sich erschüttert

Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag „aufs Schärfste“. „Diese Art von Terrorismus gegen Menschen anderen Glaubens ist furchtbar, ist schrecklich, ist einfach nur eine Tragödie“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich „erschüttert, dass zum wiederholten Male koptische Christen in Ägypten Opfer eines Anschlags wurden“.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière erfuhr auf dem Kirchentag in Berlin während eines Treffens mit dem Großimam des islamischen Lehrinstituts Al-Azhar in Kairo, Ahmed Mohammed al-Tajjib, von dem Anschlag. „Wir sind erschüttert und sind uns absolut einig: Terrorismus im Namen der Religion ist Missbrauch der Religion. Jede terroristische Tat ist eine abscheuliche Tat, die ich aufs Schärfste verurteile“, erklärte der Minister.

Schon mehrfach Anschläge auf Christen

Auch Israel verurteilte die Tat scharf. Es gebe keinen Unterschied zwischen dem Terror, der Ägypten getroffen habe, und dem Terror, der andere Staaten getroffen habe. Der Terror werde schneller besiegt sein, wenn alle Länder ihn gemeinsam bekämpfen würden, hieß es in einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Seit dem Sturz des frei gewählten islamistischen Präsident Mohammed Mursi durch das Militär im Sommer 2013 hat Ägypten zahlreiche Anschläge erlebt. Mehrfach wurden Christen Ziel von Attentaten.

IS rät Muslimen, Ansammlungen von Christen zu meiden

Anfang April starben am Palmsonntag bei einem Doppelanschlag auf Kirchen in Alexandria und in Tanta mehr als 45 Menschen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Taten für sich. Die Regierung rief danach den Ausnahmezustand aus. Die Extremisten sind vor allem auf der Sinai-Halbinsel stark, haben aber auch in anderen Regionen des Landes Anhänger.

Anfang Mai drohte der IS mit neuen Angriffen auf Christen. Muslime sollten Ansammlungen von Christen und Ausländern aus dem Westen meiden, warnte ein namentlich nicht genannter Anführer der Gruppe in einem Interview der IS-Publikation „Al-Nabaa“. Er forderte Muslime auch dazu auf, Einrichtungen der ägyptischen Armee, Polizei und Regierung fernzubleiben.

Papst ermahnte Regierung in Kairo

Christen machen rund zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter aus. Papst Franziskus hatte Ägypten Ende April bei einem Besuch in Kairo im Kampf gegen religiösen Extremismus und Terror gegen Christen in die Pflicht. Die Probleme müssten sofort angegangen werden, „um ein noch schlimmeres Abdriften in die Gewalt zu vermeiden“, sagte der Pontifex bei einem Treffen mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi. (dpa/rtr)