Kairo. In Ägypten hat es am Sonntag zwei Anschläge auf christliche Kirchen gegeben. Die Terrormiliz „IS“ hat die Taten für sich reklamiert.

  • Mindestens 25 Menschen sind am Sonntag bei einem Anschlag auf eine Kirche in Ägypten gestorben
  • Dutzende weitere wurden bei einem zweiten Attentat verletzt
  • Die Terrormiliz „IS“ hat sich zu den Taten bekannt

Bei einem der tödlichsten Anschläge auf die christliche Minderheit Ägyptens in den vergangenen Jahren sind am Palmsonntag mindestens 27 Menschen getötet worden. Etwa 80 Menschen wurden durch die Explosion in der koptischen Kirche St. Georg in der nordägyptischen Stadt Tanta verletzt, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Laut Augenzeugenberichten soll sich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt haben.

An dem christlichen Feiertag war die Kirche zur Messe gut besucht. St. Georg ist dem Staatsfernsehen zufolge das größte christliche Gotteshaus der Region im Nildelta. Sicherheitskräfte hätten den Tatort weitgehend abgesperrt. Tanta hat mehrere Hunderttausend Einwohner und liegt etwa 80 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kairo.

Weitere Explosion an Kirche in Alexandria

Nur wenig später kam es zu einer weiteren Attacke: Nahe der wichtigen Markuskathedrale in Alexandria sprengte sich offenbar ein weiterer Selbstmordattentäter in die Luft und riss 17 Menschen mit in den Tod, wie die staatliche Zeitung „Al-Ahram“ berichtete. Dort wurden laut Gesundheitsministerium etwa 40 Menschen verletzt. Koptenpapst Tawadros II., der kurz vor dem Anschlag noch am Gottesdienst teilgenommen haben soll, sei unverletzt, hieß es.

Der Attentäter von Alexandria hatte laut Bericht versucht, in die Kirche hineinzukommen, die für die Kopten zu den symbolträchtigsten überhaupt gehört. Zwei Sicherheitskräfte, die sich ihm in den Weg stellten, seien bei der Explosion getötet worden. Die ägyptische Regierung sprach von Terror: „Der Terrorismus trifft Ägypten erneut, dieses Mal an Palmsonntag“, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ahmed Abu Seid, auf Twitter. Im Internet kursierende und im Fernsehen ausgestrahlte Videos zeigten einen blutverschmierten Boden.

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Terrormiliz „Islamischer Staat“ reklamiert Anschläge für sich

Das Bild zeigt einen Krankenwagen in der Hafenstadt Alexandria nach dem Anschlag auf die Markuskathedrale.
Das Bild zeigt einen Krankenwagen in der Hafenstadt Alexandria nach dem Anschlag auf die Markuskathedrale. © dpa | Uncredited

Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi hat den nationalen Sicherheitsrat einberufen. Dieser solle noch am Sonntag die „Konsequenzen“ aus dem Angriff auf das Gotteshaus St. Georg in der Stadt Tanta im Nildelta besprechen, berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen.

Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat die Anschläge für sich reklamiert. Die Explosionen in Tanta und Alexandria seien von den Dschihadisten verursacht worden, berichtete das IS-Sprachrohr Amak am Sonntag. Die Mitteilung konnte zunächst nicht unabhängig auf Echtheit untersucht werden.

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      Bundesregierung fordert Schutz von Christen in Ägypten

      Die Bundesregierung hat mit Entsetzen auf die Nachrichten aus Ägypten reagiert. „Wir trauern mit den Menschen in Ägypten, mit den Angehörigen der Opfer, wir bangen mit den Verletzten“, erklärte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) am Sonntag in Berlin. „Die Hintergründe des Anschlags müssen jetzt aufgeklärt, die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Das Kalkül der Täter, einen Keil in das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu treiben, darf nicht aufgehen.“

      Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, drückte den koptischen Christen Anteilnahme und Solidarität aus. „Dass sich die Täter den christlichen Palmsonntag, den Beginn der Karwoche, als Zeitpunkt der Tat ausgesucht haben, steigert den Schock über diese feige Tat noch mehr. Wir erwarten von der ägyptischen Regierung, dass sie alles tut, um die koptischen Christen zu schützen“, fügte er hinzu. Regierungssprecher Steffen Seibert äußerte sich auf Twitter.

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      Fast 30 Tote bei Anschlag auf Kathedrale im Dezember

      Bei einem schweren Bombenanschlag auf eine Kirche im Dezember waren fast 30 Menschen getötet worden. Damals bekannte sich die Terrormiliz „IS“ zu der Tat. Ein Ableger des „Islamischen Staates“ treibt im Nordsinai in Ägypten sein Unwesen und kündigte in Propagandavideos Angriffe auf Christen an.

      Im Februar flohen Hunderte ägyptische Christen aus dem Norden der unruhigen Sinai-Halbinsel. Vorangegangen war eine Mordserie an Mitgliedern der religiösen Minderheit, hinter der die Terrormiliz „IS“ vermutet wurde.

      Papst Franziskus will Ende April nach Kairo reisen

      Christen machen in Ägypten zehn Prozent der etwa 94 Millionen Einwohner aus. Sie können ihre Religion weitgehend frei ausüben und leben größtenteils friedlich mit der muslimischen Bevölkerungsmehrheit zusammen. Es gibt allerdings vereinzelt Spannungen, vor allem in den ländlichen Gebieten.

      Mit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 hatten die Angriffe gegen Christen in dem Land zeitweise zugenommen. Unter Mursis Nachfolger, dem autoritären Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi, beruhigte sich die Lage wieder etwas. Für Ende April ist der Besuch von Papst Franziskus in Kairo angekündigt. (dpa/epd)