„Der erfolgreiche Sportwagenbauer soll manipulierte Motoren eingebaut haben wie das Dummchen von nebenan?“

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück war einmal professioneller Thaiboxer, zweifacher Europameister sogar. Wo er hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Hück ist im Konzern so beliebt wie gefürchtet, denn er versteht es auch rhetorisch, Schmerzpunkte zu treffen. Er liebt den krassen Auftritt – sein Ausbruch gegen den Vorstand der Konzernschwester Audi ist aber mehr als „ein echter Hück“.

Der Porsche-Mann brüllt nur heraus, was auch in Wolfsburg viele denken und (sehr viel leiser) sagen: Audi sei für Dieselgate verantwortlich. Und viele sind zornig, weil sich ausgerechnet die Ingolstädter bis zum unwiderleglichen Beweis ihrer Beteiligung als Saubermänner inszenierten. Audi-Chef Stadler ist deshalb schon länger unter Druck, seine Vertragsverlängerung stieß nicht nur auf Beifall.

Hück wirft Audi vor, an Porsche „kranke Motoren“ geliefert und damit mit dem Skandal infiziert zu haben. Er spricht von missbrauchtem Vertrauen und fordert den Kopf verantwortlicher Vorstände. „Der will doch bloß von Porsches Problemen ablenken“, könnte man meinen. Das mag ein Teil der Wahrheit sein. Dann wäre Hück allerdings denkbar ungeschickt vorgegangen.

Es ist schließlich schwer vorstellbar, dass gerade bei Porsche niemand gemerkt haben soll, dass da etwas nicht stimmt. Technologische Brillanz en gros et detail ist Kernbestand der Marke – die astronomischen Preise werden bezahlt, weil eine zahlungskräftige Kundschaft den perfekten Sportwagen zu kaufen glaubt. Und dann soll Deutschlands erfolgreicher Sportwagenbauer manipulierte Motoren eingebaut haben wie das Dummchen von nebenan? Wenn es so wäre, könnte die Peinlichkeit größer nicht sein – und Hück hätte den Scheinwerfer auf einen Fleck gerichtet, den die Zuffenhausener wohl doch lieber unbeleuchtet gelassen hätten. Die Verantwortung gegenüber den Kunden kann Porsche ohnehin nicht abgeben.

Aber Hück hat recht, wenn er einfordert, dass alle zur Verantwortung gezogen werden müssen, die am Dieselbetrug beteiligt waren. Beobachter werden das Gefühl nicht los, dass Manager ungeschoren bleiben, weil sie schlau genug waren, keine Schriftstücke zu hinterlassen. Eine Vorstellung, die sich nicht auf konsequente Aufarbeitung reimt.