„Dass auf VW im schlimmsten Fall weitere zweistellige Milliardenzahlungen zukommen, ist bedrohlich.“

Für hunderttausende, am besten Millionen europäische VW-Kunden will die Plattform My-right.de vor Gericht eine Entschädigung erstreiten. Dass die Betreiber erklären, es gehe ihnen um Gerechtigkeit, ist albern. Es geht um Geld, um sehr viel Geld. Trotzdem ist der Versuch nicht nur das gute Recht der Betreiber, sondern grundsätzlich begrüßenswert für die Verbraucher. Dass auf Volkswagen im schlimmsten Fall weitere zweistellige Milliardenzahlungen zukommen, ist zwar bedrohlich für den Autobauer. Doch mit dem Argument der Gefährdung von Arbeitsplätzen dürfen solche Verbraucherschutz-Maßnahmen nicht im Keim erstickt werden, da haben die Plattform-Betreiber Recht. Sonst könnten sich Konzerne bei sämtlichen Schandtaten aus der Affäre ziehen.

Wenn die Bundesregierung eine „Klage-Industrie“ wie in den USA verhindern und solchen Anbietern das Wasser abgraben will, sollte sie schnell die geplante Musterfeststellungsklage auf den Weg bringen, mit der Verbände im Namen von Verbrauchern klagen könnten. Denn selbst wer eine Rechtsschutzversicherung hat, scheut womöglich einen jahrelangen Rechtsstreit. In anderen Fällen lohnt sich eine Klage erst gar nicht, weil es teils nur um Centbeträge geht. Das darf Konzerne nicht weiter davor schützen, zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Angeblich stockt die Musterfeststellungsklage gerade wegen des VW-Skandals. Dabei könnte die Regierung hier endlich zeigen, dass sie sich nicht alles von der Industrie diktieren lässt.