Braunschweig. Im Rahmen unserer Serie „Zukunftsfragen der Menschheit“ erklärt Professor Joachim Block, dass wir nicht allein sind und wieso das gut ist.

Die Entwicklung unserer Zivilisation wird mehr denn je vom naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt getrieben werden. Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass erhebliche Teile der Bevölkerung nicht mehr „mitkommen“, es aufgeben, die wissenschaftlichen Grundlagen auch nur im Ansatz verstehen zu wollen – und damit eine leichte Beute für alle möglichen Heilslehren, für Verschwörungstheorien und für die Verbreiter von „alternativen Fakten“ werden.

Mein eigenes Fachgebiet, die Weltraumforschung, kann diesen besorgniserregenden Tendenzen durchaus entgegenwirken – indem sie den Menschen zeigt, wie die Welt im Großen in Wirklichkeit aussieht und wie sie entstanden ist. Möglicherweise werden wir in absehbarer Zukunft sogar das Glück haben, erstmals Leben auf fernen Planeten nachzuweisen. Dann hätten wir die kopernikanische Revolution, die vor 500 Jahren zeitgleich mit der Reformation begann, wirklich vollendet.

Denn die meisten unserer Mitbürger wissen zwar, dass wir auf einem Planeten eines ganz durchschnittlichen Sterns, der Sonne, leben, dass unsere Sonne nur eine unter Hunderten von Milliarden allein in unserer Galaxis, der Milchstraße, ist, und dass es Milliarden von Galaxien gibt. Aber das „gefühlte Weltbild“ vieler Menschen ist immer noch anthropozentrisch. Erst der Nachweis extraterrestrischen Lebens würde schlagartig deutlich machen, dass auch Leben ein universelles Phänomen ist, in völlig verschiedenen Formen vorkommen kann, und dass alle engherzigen Auserwähltheitstheorien unsinnig sind.

Der Rationalität und Liberalität unserer Gesellschaft täte das nur gut.

Das hat sich für mich in den letzten zehn Jahren verändert

Diese Einschätzung hat sich für mich in den vergangenen zehn Jahren im Prinzip nicht verändert, aber die Dringlichkeit, mit der wir für Rationalität in unserer Gesellschaft eintreten müssen, hat sich enorm verschärft. Wir müssen offensiv für das Erbe der Aufklärung eintreten.

Das war alles im Jahre 2007 auch schon wahr, aber heute ist es vordringlicher denn je.

Die Forschungsregion Braunschweig hat in den vergangenen zehn Jahren an Selbstbewusstsein gewonnen; der Gewinn des Titels „Stadt der Wissenschaft“ 2007 hat dem davor manchmal noch unsicheren Selbstverständnis enorm gutgetan. Das Bewusstsein, dass die Forschungsregion – gerade weil sie Institutionen aus so vielen verschiedenen Fachrichtungen umschließt – mehr ist als die Summe ihrer Teile, hat sich durchgesetzt. Auf diesem Weg müssen wir weiter voranschreiten.