Braunschweig. Die Technik für das Pilotprojekt auf der B 6 wird an der PTB in Braunschweig geprüft.

Unser Leser Frank Aust schreibt auf den Facebook-Seiten unserer Zeitung:

Das Streckenradar ist in den Niederlanden schon lange gang und gäbe.

Zum Thema recherchierte Lars Rücker mit unseren Agenturen

Unser Leser hat Recht: In den Niederlanden wird das Streckenradar zur Tempo-Messung auf Autobahnen bereits seit geraumer Zeit genutzt. Auch in der Schweiz, Österreich und Großbritannien ist ähnliche Technik im Einsatz. Mit Erfolg: Die Unfallzahlen in den Kontrollbereichen sind im Schnitt gesunken. Auch in Deutschland hofft man, mit der Einführung der alternativen Radar-Kontrolle Unfallschwerpunkte zu entschärfen.

Allerdings dauert die Einführung der sogenannten „Section Control“ weiter an. Ursprünglich sollte das neue Radar bereits im Herbst 2015 in Betrieb genommen werden, nun zieht sich der Start weiter auf unbestimmte Zeit in die Länge. Denn die Zertifizierung und Zulassung des Systems lässt auf sich warten.

Forscher der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig prüfen nach wie vor die neuartige Technik, die auf einer drei Kilometer langen Pilot-Strecke auf der Bundesstraße 6 zwischen Gleidingen und Laatzen getestet werden soll.

Funktionieren soll der Streckenradar über zwei Messpunkte. Beim Eintritt in den Messbereich werden die Autos das erste Mal von einer Kamera erfasst. Gemessen wird die Durchschnittsgeschwindigkeit von Punkt A zu Punkt B. Die Daten werden bis zum zweiten Teil der Anlage gespeichert. Bleibt der Autofahrer unter dem zulässigen Tempo, werden seine Daten wieder gelöscht. Während jedoch in anderen Ländern das Abfotografieren der Autos beim Einfahren und Verlassen des kontrollierten Abschnitts für den Datenschutz kein Problem darstellt, wurde in Deutschland zunächst untersucht, was dabei unter diesem Aspekt zu beachten ist.

Dauert die Zulassung des Streckenradars deshalb so lange? Die PTB könne nichts zum Status des Projekts sagen, erklärt Robert Wynands vom Fachbereich Geschwindigkeit, das Mess- und Eichgesetz verbiete eine Auskunft. Auch Entwickler Jenoptic und das Niedersächsische Innenministerium hielten sich bedeckt.

Ein Indiz für eine fehlerhafte Technik gibt es derzeit offenbar nicht. Lediglich die Tatsache, dass in Deutschland auf ein komplett neues System zurückgegriffen, und keine bestehende Technik aus anderen Ländern als Grundlage genutzt wird, mag die Verzögerung erklären. In diese Kerbe schlägt auch Christine Rettig, Pressesprecherin des ADAC: „Wir fragen uns ebenfalls, warum die Technik nicht für das Pilotprojekt freigegeben wird. Die teure Anlage bei Hannover wird schlichtweg nicht genutzt.“ Die Datenschutzfrage sei laut Informationen des ADAC längst geklärt.