„Das Innenministerium in Hannover erhofft sich durch die neue Streckenradar-Technik mehr Gerechtigkeit.“

Haben wir nicht andere Probleme? Gibt es keine bedeutenderen Themen, als über die Frage zu streiten, was die beste Tempo-Messmethode an Autobahnen ist? Ja, natürlich erscheint unsere Sicherheit in diesen Tagen gefährdeter denn je. Und nein: Raser sind derzeit nicht Deutschlands besorgniserregendster Gefährdergruppe.

Trotzdem müssen Politiker ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen. Und sie sollten sich an ihre eigenen Ankündigungen halten. Die Installierung des bundesweit ersten „Streckenradars“ an der B 6 bei Hannover ist so ein Versprechen, das sich das Land Niedersachsen auf die Fahnen geschrieben hat. Seit Jahren läuft der Testbetrieb, doch scharf gestellt und damit knöllchenrelevant ist die Anlage immer noch nicht. Die Zulassung durch die PTB verzögert sich. Wäre das nicht der ideale Zeitpunkt, die Sache klammheimlich auslaufen zu lassen?

Nein. Verkehrssicherheit wird in Deutschland stets hitzig diskutiert. Steigt die Zahl der Verkehrstoten, ist eine Grundsatzdebatte nicht weit – und jeder neue Blitzer schürt bei so manchem Autofahrer den Verdacht, Kommunen würden sich mit Hilfe der Bußgelder gesundstoßen.

Das Innenministerium in Hannover erhofft sich durch die Streckenradar-Technik eine Revolution auf dem Feld der Verkehrssicherheit. Und es erhofft sich mehr Gerechtigkeit. Gelingt dieser Versuch, wäre das auch ein Schritt, das Vertrauen des Bürgers in den Staat wieder zu stärken.