Braunschweig. Das Eisenbahn-Bundesamt sucht nach Strecken, an denen es besonders laut ist. In Hannover scheint es mehr zu geben als bei uns.

Unser Leser Jürgen Schönwald aus Weddel fragt:

Bevor man über den Bau eines zweiten Gleises in Weddel nachdenkt, sind Überlegungen unabdingbar, wie ein optimaler Lärmschutz zu erreichen ist. Welche Pläne gibt es?

Die Antwort recherchierte Silja Meyer-Zurwelle

Schlaflose Nächte wegen lauter Zuggeräusche: Manche Menschen, die in der Nähe von Bahngleisen wohnen, kennen dieses Problem nur zu gut. Einer davon ist unser Leser Jürgen Schönwald aus Weddel im Landkreis Wolfenbüttel. „Im Sommer kann man bei offenem Fenster nicht schlafen“, berichtet er. Seine Sorge: Auf der Strecke durch Weddel soll ein zweites Gleis entstehen und damit womöglich auch doppelt so viel Lärm.

„Wir werden die Planungen im Herbst aufnehmen“, sagt Egbert Meyer-Lovis, Pressesprecher bei der Deutschen Bahn. In diesem Rahmen würde auch der Schallschutz überprüft. Ob und wo es Lärmschutzmaßnahmen gibt, könne erst nach Abschluss der Planungen gesagt werden.

Doch es gibt auch die Möglichkeit, sich selbst einzumischen: Das Eisenbahn-Bundesamt hat am 30. Juni eine bundesweite Bewohner-Umfrage zur Lärmbelastung durch Züge gestartet. Alle fünf Jahre stellt das Amt dadurch einen sogenannten„Lärmaktionsplan“ zusammen.

Die Umfrage ist der erste Schritt. Nach der Auswertung werden die Bürger erneut befragt. Der Plan wird daraufhin überarbeitet und danach veröffentlicht. An der ersten Umfrage haben sich bisher bereits 4123 Menschen beteiligt. Aus unserer Region haben allerdings erst 15 Anwohner einen Einwand vorgebracht.

In Braunschweig fühlen sich laut der im Internet einsehbaren Karte sechs Teilnehmer an verschiedenen Orten durch Zuglärm gestört. Dabei wird unter anderem der Streckenabschnitt zwischen Hauptfriedhof und Georg-Westermann-Allee erwähnt, wo ein Anwohner den Lärm sogar als stark belastend empfindet. Ein weiterer Teilnehmer bemängelte, dass ihn der nächtliche Güterverkehr in der Nähe seines Wohnsitzes Am Turmsberg in Braunschweig-Gartenstadt am Schlafen hindert. Und auch zwei Bewohner aus Weddel haben sich bereits auf der Karte eingetragen.

In Helmstedt haben sich bisher vier Anwohner gemeldet, in Wolfsburg und Peine jeweils nur einer. Zum Vergleich: In Hannover wurden schon 382 Orte angegeben, an denen Anwohner sich vom Zuglärm gestört fühlen. Die Umfrage führt das Eisenbahn-Bundesamt online durch. Jeder, der einen Streckenabschnitt kennt, an dem die Lärmbelastung besonders hoch ist, kann ihn auf einer für alle sichtbaren Karte anonym eintragen. Zusätzlich wird ein Fragebogen ausgefüllt, auf dem Teilnehmenden auch Verbesserungsvorschläge angeben können.

„Am stärksten vom Lärm ist vermutlich die Strecke Peine-Braunschweig-Helmstedt betroffen. Da kommen mehrmals in der Stunde Güterzüge vorbei“, sagt Björn Gryschka vom Fahrgastverband Pro Bahn Braunschweig-Hildesheim.

In den letzten drei, vier Jahren sei allerdings schon viel in Sachen Lärmschutz passiert. Die Triebwagen der Züge seien zum Beispiel leiser geworden. Doch sind sie wirklich der einzige Grund für den Lärm? Jörn Pachl, Leiter des Instituts für Eisenbahnwesen und Verkehrssicherung an der Technischen Universität Braunschweig, erklärt, dass vor allem die Räder viel Lärm verursachen. „Es ist das Rollgeräusch des Rads auf der Schiene, das besonders laut ist. Da reibt Stahl auf Stahl“, sagt er. Besonders Güterzüge seien deshalb sehr laut.

In Zukunft sollen neue Bremssohlen die Sitation verbessern: „Die sogenannten LL-Bremsen sorgen dafür, dass sich das Rad nicht so sehr aufraut“ , erklärt Pachl. Das „LL“ stehe für Low friction, Low noise – weniger Reibung, weniger Lärm. Vor allem bei älteren Güterzügen würden nun die neueren Bremsen eingebaut.