Hannover. Knapp acht Millionen Menschen leben in dem Land zwischen Harz und Küste.

Wir Niedersachsen bauen Millionen Autos, boßeln, lagern Atomfässer und haben die konzentriert höchste Schweinedichte der Republik. Niedersachsen ist das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland. Küste, Harz und Heide sind beliebte Touristenziele. Das Land ist durch den Agrarsektor geprägt, hat jedoch auch eine starke Industrie.

Wer sind die Niedersachsen?

Den Niedersachsen gibt es eigentlich nicht. Das Land wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegen erheblichen Widerstand aus mehreren Gebieten gegründet, viele Menschen etwa in Braunschweig oder Oldenburg verstehen sich auch heute noch nicht als Niedersachsen, sondern als Braunschweiger oder Oldenburger. Zu den Alteingesessenen Bürgern kamen nach dem Krieg außerdem noch mehr als zwei Millionen Flüchtlinge.

Und was zeichnet die Menschen hier aus?

„Es gab kein Landesbewusstsein 1946 und es ist auch heute noch ein bisschen heterogen“, sagt der Direktor des Historischen Instituts für Landesforschung in Göttingen, Arnd Reitemeier.

Eine „Mia san mia“-Metalität – „Wir sind wir“ – wie in Bayern, die gibt es im Norden nicht. „Man muss aus der Geschichte sehen, dass wir uns noch nicht so als Niedersachsen begreifen, wie das vielleicht in anderen Bundesländern der Fall ist, die schon eine viel längere Tradition haben“, sagt die Geschäftsführerin des Niedersächsischen Heimatbundes, Julia Schulte to Bühne.

Was ist Niedersachsen?

Ein aus den alten Ländern Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe zusammengesetztes Gebietskonglomerat, das es in der Form in der Geschichte zuvor nicht gegeben hat. Zwischen Harz und Küste leben im zweitgrößten Bundesland knapp acht Millionen Menschen. Außerdem wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministerium 2014 rund 88,5 Millionen Hühner, gut 8,8 Millionen Schweine und 2,6 Millionen Rinder gezählt. Landwirtschaft und Viehzucht gehören neben der Automobilindustrie mit VW als Branchenriesen, dem Tourismus und der maritimen Wirtschaft zu den ökonomischen Grundpfeilern des Landes.

Warum heißt Niedersachsen eigentlich „Niedersachsen“?

„Niedersachsen in der Form ist einfach eine Bezeichnung, die einerseits aus dem Mittelalter kommt, andererseits Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts wiedergefunden wurde“, sagt Reitemeier. Im Mittelalter wurde der Nordwesten teils in Abgrenzung zum östlicher gelegen Sachsen „niederes Sachsen“ genannt. Dort wurde auch das Niederdeutsch gesprochen. In der neueren Geschichte war der Begriff dann nach Auffassung von Reitemeier ein Versuch einer Art norddeutscher Wirtschaftszone, um Preußen etwas entgegenzusetzen. Der Name entwickelte sich also aus der Geschichte und der Sprache. dpa