Berlin. Stiftung Warentest hat Prepaid-Handytarife untersucht. Sie sind günstiger als feste Laufzeitverträge, haben aber auch ihre Nachteile.

Für viele Smartphone-Besitzer haben Prepaid-Tarife Vorteile: Es gibt Kostenkontrolle zu günstigen Preisen. „Mittlerweile sind die Tarife auch für Menschen interessant, die viel telefonieren und durchschnittlich viel surfen“, urteilt Stiftung Warentest nach der Analyse aktueller Angebote. Wir geben einen Überblick.

Was haben die Tester untersucht?

Im Test waren 36 Tarife von 13 Anbietern – darunter Lebensmitteldiscounter, Drogeriemärkte und weitere Handelsketten. Eine Gesamtnote wie bei anderen Warentests gab es diesmal nicht. Untersucht wurden Preise und Bedingungen, Surfgeschwindigkeiten, die Möglichkeiten der Aufladung und die Verfahren der Freischaltung. Denn seit dem 1. Juli 2017 muss sich jeder neue Mobilfunkkunde beim Kauf einer Prepaid-SIM-Karte ausweisen.

Welche Tarif-Optionen gibt es?

Es gibt drei unterschiedliche Varianten: Basistarif, Volumentarif, Flatrate. Im Basistarif zahlen die Kunden keine monatliche Gebühr. Hier wird nach Gesprächsminute, Kurznachricht oder der verbrauchten Datenmenge abgerechnet. Das Guthaben wird zuvor aufgeladen. Besonders attraktiv sei das für Wenignutzer, urteilt die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe von „Finanztest“.

Das günstigste Angebot im Basistarif war „Galeria Mobil“. Hier zahlen Kunden pro Gesprächsminute, SMS oder Megabyte Datenvolumen fünf Cent. Bei allen anderen Anbietern waren die Preise höher – mindestens neun Cent pro Minute und SMS.

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    Bei den sogenannten Volumentarifen wird für einen bestimmten Zeitraum – meist vier Wochen – ein festes Kontingent an Gesprächsminuten, SMS und Daten gekauft. Ist das Volumen aufgebraucht, müssen Kunden nachladen oder pro SMS, Gesprächsminute oder Megabyte zahlen. „Wer nicht mehr als fünf oder sechs Stunden im Monat telefoniert, ist mit Volumentarifen gut bedient“, berichtet Stiftung Warentest.

    Besonders günstig sind den Angaben zufolge die Tarife „Clever L“ von Galeria Mobil (7,95 Euro/400 Einheiten, 1,25 Gigabyte im Telefonica-Netz) und „Otelo Smart XL“ von Rossmann (7,99 Euro/300 Einheiten, 1,5 Gigabyte im Vodafone-Netz).

    Eine immer beliebtere Tarifvariante auch bei Prepaid sind Flatrates. Dabei können Kunden so viel ins Festnetz und in andere deutsche Handynetze telefonieren, wie sie wollen. Hier ist der Stiftung Warentest zufolge das Tarifpaket S von Aldi Talk preislich am besten. Es kostet 7,99 Euro pro 28-Tage-Rhythmus, also knapp 104 Euro im Jahr. Darin enthalten ist auch eine SMS-Flat und ein Datenvolumen von 1,5 Gigabyte mit LTE.

    Darüber hinaus empfehlen die Tester die Tarife „Ja Mobil“ und „Penny Mobil“ für jeweils 7,99 Euro. Hier fehlten allerdings eine SMS-Flatrate und der schnellere LTE-Standard. Pro Kurznachricht werden neun Cent berechnet. Ein Vorteil der Ja- und Penny-Tarife: Sie nutzen das Netz der Deutschen Telekom, das bei bisherigen Tests stets eine bessere Qualität aufwies.

    Welche Nachteile haben Prepaid-Tarife?

    Die Nachteile beginnen beim Service: Eine Beratung entfällt. „Wer sich für einen Prepaid-Tarif entscheidet, muss immer damit rechnen, schlechter gestellt zu werden“, sagt Hayo Lücke vom Portal Inside-Handy.de. So gebe es beispielsweise bestimmte Angebote von Telekom oder Vodafone nur für Inhaber von Laufzeitverträgen.

    Auch bei der Rufumleitung kann es nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Einschränkungen geben. Mitunter könnten Anrufe lediglich zur Mailbox umgeleitet werden, sagt Telekom-Experte Oliver Müller. Auch die Möglichkeit, mehrere SIM-Karten pro Rufnummer zu nutzen, um auf verschiedenen Geräten unter der gleichen Nummer erreichbar zu sein, hätten Prepaid-Kunden oft nicht.

    Darüber hinaus erfordern Basis- oder Volumentarife, bei denen keine automatische Aufladung eingerichtet ist, etwas Vorausplanung. Schätze jemand seinen Verbrauch falsch ein oder vergesse das Aufladen, könne eine Verbindung einfach abbrechen, sagt Müller.

    Für wen sind die Laufzeitverträge günstiger?

    Die Stiftung Warentest bilanziert wie folgt: Prepaid-Tarife sind wenig attraktiv für jene Verbraucher, die immer das neueste Smartphone haben und sich dieses über einen Laufzeitvertrag finanzieren wollen. Auch Menschen, die unterwegs sehr oft im Internet surfen wollen, müssen bei Prepaid Mehrkosten und langsamere Verbindungen in Kauf nehmen.

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      Wie funktioniert die Registrierung nach den neuen Regeln?

      Nur bei Aldi Süd und in den Tchibo-Läden ist Stiftung Warentest zufolge eine Identifikation im Geschäft möglich. Wer bei einem anderen Anbieter kauft, muss sich per Post- oder Videoident ausweisen.

      Beim sogenannten Postident-Verfahren braucht jeder ein Formular, das man sich auf den Webseiten der Anbieter herunterladen und dann ausdrucken kann. Mit dem ausgefüllten Formular sowie dem Ausweis geht es dann in eine Filiale der Post oder in eine Poststation. Dort wird die Identität überprüft, dann wird das Formular von den Post-Mitarbeitern zum Anbieter geschickt.

      Wer sich mit Smartphone oder Tablet registrieren will, kann das meist über die Firma WebID Solutions. Über eine Anmeldemaske können Verbraucher Kontakt zu einem Mitarbeiter aufnehmen, der Rest läuft per Videochat. (mit dpa)