Berlin. Auch vor dem Datenskandal um Facebook und die Firma Cambridge Analytica gab es immer wieder Kritik an dem Netzwerk. Ein Überblick.

Facebook schlägt nach dem Datenskandal um die Kommunikationsfirma Cambridge Analytica Kritik wie nie entgegen: In nur zwei Tagen verlor der Konzern 60 Milliarden Dollar an Wert, Prominente rufen Nutzer zum Löschen der Accounts auf und Regierungen wie die deutsche bestellen Facebook-Verantwortliche zum Rapport.

Die neue Justizministerin Katarina Barley (SPD) sprach vor dem Hintergrund des aktuellen Datenskandals gar von einer „Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“. Wir zeigen, woran sich immer wieder Kritik an dem sozialen Netzwerk entzündet.

Datenschutz und Privatsphäre

In Sachen Datenschutz steht Facebook immer wieder in der öffentlichen Kritik und auch im Fadenkreuz der Behörden. Schließlich lebt das Unternehmen als Werbeplattform von den Daten der Nutzer. Datenschützer hatten Facebook in der Vergangenheit unter anderem mangelnde Transparenz vorgeworfen, weil es für den User nicht überschaubar wäre, welche Informationen verwendet werden. Mit überarbeiteten Einstellungen für die Nutzer reagierte das Unternehmen darauf.

Aktuell wirft etwa das Bundeskartellamt dem Unternehmen von Mark Zuckerberg missbräuchliche Datensammlungen vor. Stein des Anstoßes ist unter anderem, dass Facebook auch auf Seiten von Drittanbietern Nutzerdaten sammelt, sobald dort ein Facebook-Button integriert ist. Eine Entscheidung der Behörde wird für den Frühsommer erwartet.

Datenweitergabe an Drittanbieter

In Facebook integrierte Apps sind ein Einfallstor für Datenmissbrauch. Über diese Apps gibt das Netzwerk Informationen über die Nutzer an Drittanbieter weiter – so geschehen auch im Fall von Cambridge Analytica, in dem dies über eine vermeintliche App für Forschungszwecke mit dem Namen „thisisyourdigitallife“ erfolgte.

Der österreichische Datenschützer Max Schrems kritisiert diese Methode seit langem. Als er 2011 in Irland angezeigt habe, das „Facebook millionenfach Daten seiner Nutzer illegal diversen zwielichtigen Apps zur Verfügung“ stelle, habe Facebook „das vollkommen legal“ gefunden.

Schrems brachte schon im Sommer 2011 bei seiner Beschwerde an die Datenschutzbehörde in Irland, wo Facebook seinen Europa-Sitz hat, an, dass die Apps nicht nur die Daten der Nutzer abrufen konnten, sondern auch jene der Freunde der Nutzer.

Hassrede und Fake News

Heiko Maas engagierte sich als Justizminister im Kampf gegen Fake News.
Heiko Maas engagierte sich als Justizminister im Kampf gegen Fake News. © dpa | Kay Nietfeld

Hassrede, Aufrufe zur Gewalt und Fake News haben sich in sozialen Netzwerken zu einem schnell wachsenden Problem entwickelt und rütteln an den demokratischen Grundfesten. Je länger solche Beiträge gelesen und geteilt werden, umso verheerender ist meist die Wirkung.

Facebook etwa unterhält zwar auch in Berlin eigene Löschteams, die solche Beiträge sichten und gegebenenfalls sperren. Von der Politik wurde den Unternehmen aber immer wieder vorgeworfen, nicht genug gegen Hass und Gewalt auf ihren Plattformen zu unternehmen. Das Netz-Gesetz, das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG), soll das ändern.

Es schreibt vor, dass Online-Plattformen klar strafbare Inhalte binnen 24 Stunden nach einem Hinweis löschen müssen – und in weniger eindeutigen Fällen eine Woche Zeit haben. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu 50 Millionen Euro. Nach Ansicht von Kritikern verleitet das Gesetz die Plattformbetreiber dazu, aus Angst vor Bußgeld grenzwertige Inhalte eher zu sperren. Das könne zu Zensur führen. (les/dpa)