Zwei Wirkstoffe zur Behandlung von Rheuma können den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verbessern und die Sterblichkeit der Patienten senken. Zu diesem Ergebnis kommen Forscherinnen und Forscher in einer Studie im Rahmen einer internationalen Kooperation (Remap-Cap), die am Donnerstag im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht wurde.
Konkret geht es um die Wirkstoffe Tocilizumab und Sarilumab, sogenannte monoklonale Antikörper, die bereits seit Jahren zur Behandlung von rheumatischer Arthritis eingesetzt werden und antientzündlich wirken – eine Eigenschaft, die auch in der Therapie schwerer Covid-19-Verläufe eine wichtige Rolle spielt.
Denn häufig ist der Grund für den schweren Verlauf eine Überreaktion des Immunsystems, die Entzündungen im Körper auslöst und Organe angreift.
Kürzere Zeit am Beatmungsgerät, geringeres Sterberisiko
Bereits im letzten Jahr hatten Wissenschaftler in mehreren kleinen Studien Rheuma-Medikamente für die Covid-19-Therapie untersucht, jedoch ohne eindeutige Resultate. In der aktuellen Studie konnten die Forscher zeigen, dass die Intensivpatienten zehn Tage weniger eine Organunterstützung etwa durch ein Beatmungsgerät benötigten, als Patienten aus der Kontrollgruppe.
„Auch konnte das Risiko zu versterben um ein Viertel gesenkt werden“, sagt Professor Frank Brunkhorst vom Universitätsklinikum Jena, der Mitglied der globalen Lenkungsgruppe der Remap-Cap-Studien ist.
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WHO prüft aktuell die Studiendaten
Die Patienten hatten die monoklonalen Antikörper zusätzlich zu Kortison erhalten, das inzwischen zur Standardtherapie bei Covid-19 gehört. „Die Wirkstoffe bringen also zusätzlich zu Kortison einen weiteren Nutzen.“
Die Studiendaten liegen aktuell bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Wir erwarten, dass die WHO den Einsatz von Tocilizumab und Sarilumab bei Covid-Patienten als Therapieempfehlung herausgibt“, sagt Brunkhorst und verweist auf sehr gute Ergebnisse britischer Kollegen im Rahmen der Recovery-Studie, die weniger schwer erkrankte Patienten mit Tocilizumab behandelt hatten.
„Wir brauchen diese Therapien jetzt“
„Neben einer Strategie zur Eindämmung der Pandemie, brauchen wir dringend Therapien für diejenigen, die erkrankt sind“, sagt Brunkhorst, „und wir brauchen diese Therapien jetzt.“ Das funktioniere nur mit bereits zugelassenen Medikamenten, die auch überall auf der Welt verfügbar seien, „so wie diese Rheuma-Mittel“.
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