Washington. Süßstoffe sollen laut einer Studie kaum gesünder als Zucker sein. Künstliche Süße sei ebenso schädlich für das Herz-Kreislaufsystem.

Das American College of Cardiology hat am Montag eine Studie veröffentlicht, in der Süßstoffe als genauso riskant für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingestuft wurden wie regulärer Zucker. Dem Forschungsschreiben in ihrer Zeitschrift zufolge, seien künstliche Süßungsmittel keine gesunde Alternative.

Die Wissenschaftler untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Konsum von zuckerhaltigen und künstlich gesüßten Getränken anhand der Daten der NutriNet-Santé-Studie. Dabei handelt es sich um eine Studie, die seit 2009 in Frankreich anhand von 104.760 erwachsenen Freiwilligen durchgeführt wird und Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit untersucht.

Süßstoffe statt Zucker: Light-Getränke sind nicht weniger schädlich

Die College-Forscher untersuchten von 2011 bis 2019 die Trink- und Essgewohnheiten der Teilnehmer. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand der Zusammenhang mit vorkommenden Schlaganfällen und weiteren Erkrankungen.

Das Ergebnis: Im Vergleich zu Menschen, die keine künstlich gesüßten Getränke tranken, war die Wahrscheinlichkeit, dass starke Konsumenten von Light-Produkten zu einem bestimmten Zeitpunkt an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, um 20 Prozent höher. Ähnlich fiel allerdings die Untersuchung von Konsumenten zuckerhaltiger Getränke aus. Das Fazit: Zuckerhaltige Getränke und deren Light-Version sind in etwa gleich schädlich.

Laut einer neuen Studie haben Süßstoffe ähnlich Auswirkungen auf den Körper wie Zucker.
Laut einer neuen Studie haben Süßstoffe ähnlich Auswirkungen auf den Körper wie Zucker. © imago images | panthermedia

Die Testpersonen wurden zu Beginn in drei Gruppen eingeteilt: Nichtnutzer, Niedrigkonsumenten und Hochkonsumenten von Diät- oder zuckerhaltigen Getränken. Alle sechs Monate füllten sie drei 24-Stunden-Ernährungsberichte aus. Zu den zuckerhaltigen Getränken zählten Erfrischungsgetränke, Fruchtgetränke und Sirupe mit mindestens fünf Prozent Zucker und 100 Prozent Fruchtsaft. Die Diätgetränke enthalten Aspartam, Sucralose und Stevia.

Süßstoffe für Gewichtsverlust: Der Calorie Control Council äußert sich zur Studie

Der Calorie Control Council, ein internationaler Verband, der die kalorienreduzierte Lebensmittel- und Getränkeindustrie vertritt, äußerte sich zu den Studienergebnissen: „Epidemiologische Studien, auch solche, die auf großen Stichproben basieren, unterliegen potenziellen Fallstricken, einschließlich umgekehrter Kausalität und Restverwirrung.“

Mit „Kausalität“ bezog sich der Pressesprecher auf die Tatsache, dass Probanden Süßstoffe mit niedrigem oder keinem Kaloriengehalt häufig als Instrument zur Gewichtskontrolle wählen. Mit „Restverwirrung“ sei die Unfähigkeit zur Kontrolle weiterer Faktoren gemeint, die die Gesundheit beeinflussen. Demnach müssten gesundheitliche Probleme nicht unbedingt auf den Gebrauch der Süßstoffe zurückzuführen sein, sondern auf bereits bestehende Gesundheitsprobleme.

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    Dr. Andrew Freeman, der Co-Vorsitzender des American College of Cardiology, stellte allerdings klar, dass die Forscher Vorerkrankungen nicht außer Acht gelassen hätten. Ebenso wenig wie Gewichtszunahmen durch die Insulinfreisetzung beim Konsumieren von Süßstoffen.

    Herz-Kreislaufprobleme: Der genaue Zusammenhang konnte nicht aufgedeckt werden

    Die Wissenschaftler dementierten nicht, dass es eine große Einschränkung sei, nicht noch weiter erforschen zu können, ob der Zusammenhang zu Herz-Kreislaufproblemen auf einen bestimmten künstlichen Süßstoff, eine Getränkeart oder ein anderes verstecktes Gesundheitsproblem zurückzuführen ist. Allerdings sei es schließlich nicht das erste Mal, dass Diätgetränke mit Herzproblemen in Verbindung gebracht werden.

    Bis solche Faktoren untersucht werden können, riet Freeman, hauptsächlich Wasser zu konsumieren. An ungesüßtem Tee und Kaffee sei ebenfalls nichts auszusetzen. Die französische Studie selbst soll erst 2029 abgeschlossen werden. (day)

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