Berlin. Immer mehr Menschen berichten von Haarausfall nach einer überstandenen Corona-Infektion. Sind Antikörper dafür verantwortlich?

  • Genesene Corona-Patienten berichten von starkem Haarausfall
  • Es gibt dieses Phänomen offenbar sehr häufig
  • Die Wissenschaft rätselt noch über die genauen Ursachen

Schauspielerin Alyssa Milano kennt das Problem, FDP-Politikerin Karoline Preisler auch. Und sie sind nicht die einzigen genesenen Covid-Patientinnen, die von Haarausfall erzählen. Es gebe immer mehr Menschen, die davon als Spätfolge einer Corona-Erkrankung berichten, twitterte Karoline Preisler.

Schauspielerin, Produzentin, Sängerin und Aktivistin Alyssa Milano erkrankte im Frühjahr an Covid-19. Vor etwa vier Wochen veröffentlichte sie ein bemerkenswertes Video. In dem anderthalb Minuten langen Clip präsentiert Milano sich nach einer Dusche. Sie hält eine türkisfarbene Kunststoff-Bürste in die Kamera, mit der sie sich durch die nassen langen Haare fährt. Büschelweise bleiben Haare in der Bürste hängen. Seht her, so die Schauspielerin, das ist eine Spätfolge von Covid-19.

Das Phänomen soll auch aus China bekannt sein

Von Haarbüscheln auf ihrem Kopfkissen berichtete auch Karoline Preisler im Gespräch mit Markus Lanz im ZDF. Die 48-Jährige hatte sich bei ihrem Mann mit Covid-19 infiziert. „Mir gehen jetzt, drei Monate später, büschelweise die Haare aus“, sagte Preisler. Das sei wohl ein typisches Phänomen nach einer Erkrankung. Auch in China sei dies oft beobachtet worden, berichtete sie. Nach der Sendung bekam Preisler eigenen Angaben zufolge sehr viele Zuschriften. „Es melden sich unendlich viele Betroffene bei mir, die das auch erleben“, twitterte sie.

Die genauen Ursache für den Haarausfall nach einer Covid-19-Erkrankung sind unklar. Die Wissenschaft hat das Problem zwar bereits vor allem für männliche Patienten festgestellt und beschrieben, wie eine im Fachjournal „Dermatologic Therapy“ veröffentlichte Studie zeigt, über die Gründe aber hat die Wissenschaft bisher wenige Erkenntnisse.

Haare beenden durch die Störung vorzeitig die Wachstumsphase

Dabei gibt es das Phänomen des plötzlichen Haarverlusts, auch als Telogen Effluvium bekannt, durchaus häufiger. „Er beginnt zwei bis vier Monate nach dem Auftreten eines Triggers wie beispielsweise Stress“, erklärt Expertin Simone Thomas in einem Bericht des Web-Magazins „Refinery29“. Als Auslöser seien unter anderem Trauer, ein Schock, Krankheiten oder extremer Gewichtsverlust bekannt. Die Folge sei eine Störung des Haarzykluses. Die Wachstumsphase der Haare werde vorzeitig beendet, sie fielen verfrüht aus. Ob dies auch ein direktes Symptom von Corona sein könne, sei offen, erklärt Thomas.

Irreversibel ist plötzlicher Haarverlust nicht. Nach Ausschalten des Auslösers kommt dieser in der Regel zum Stillstand. Bis die Haare wieder füllig nachgewachsen sind, dauert es dann meist sechs bis zwölf Monate. Und auch bei den Corona-Patienten scheint der Haarverlust nicht von Dauer zu sein. Nach Erfahrungen anderer Patienten könne man auf ein Happy End hoffen, sagte Karoline Preisler.

Einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks zufolge hat sich das Biotechnologieunternehmen Berlin Cures mittlerweile auf die Suche nach den Ursachen für den Haarausfall begeben. Laut dem Bericht könnten zwei Autoantikörper dafür verantwortlich sein, die die Gefäße beeinflussen und so die Versorgung der Haarfollikel stören könnten. Autoantikörper sind ein charakteristisches Merkmal von Autoimmunerkrankungen, sind aber darüber hinaus bei Krebs oder Krankheiten nachweisbar, die mit einem chronischen Verlust an Körperzellen verbunden sind. (kai)

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