Berlin. Mobbing, Stalking, Porno – wie können Eltern Kinder vor den Gefahren des Internets schützen? Stiftung Warentest hat Apps untersucht.

Das Internet kann Kindern Spaß machen – Spiele spielen, Videos gucken, mit Freunden chatten. Doch es gibt auch dunkle Seiten: Porno, Stalking, Mobbing, Gewalt. Kinderschutz-Apps wollen Eltern ein Gegenmittel anbieten – doch selbst die „guten“ unter ihnen können keine hundertprozentige Sicherheit garantieren, berichtet Stiftung Warentest.

Und einige der Apps seien eher zur Überwachung ausgelegt als für den Schutz. Testsieger ist die Software Salfeld Kindersicherung (KiSi). Eine Jahreslizenz kostet 19,95 Euro. Die App (nur für Android) sei motivierend gestaltet und setze auf Gespräch statt Kontrolle.

Neun Programme für Smartphones und Tablets hat die Stiftung unter die Lupe genommen, darunter auch den eingebauten, kostenlosen Kinderschutz von Apples Betriebssystem iOS sowie Googles App Family Link für Android. Beide Anwendungen erhalten nur ein „befriedigend“. Das liegt daran, dass sie keine Hilfe für Eltern anbieten und nur einen lückenhaften Datenschutz.

Für iOS-Nutzer und Apple-Fans gibt es allerdings kaum eine Alternative zum eingebauten Kinderschutz. Das Betriebssystem verbietet Apps von Dritten, auf sicherheitsrelevante Funktionen zuzugreifen. Deshalb können iOS-Versionen von Kinderschutz-Apps zum Beispiel das Surfen im Internet nach Ablauf einer voreingestellten Zeit nicht einfach sperren. Wer die Internetleitung wirklich kappen will, ist auf die Bordmittel von iOS angewiesen.

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Kinderschutz-Apps: So funktionieren die Programme

Immerhin eine von zwei „gut“ bewerteten Kinderschutz-Apps funktioniert auf iOS wie Android: Die Gratis-Software JusProg ist eher ein Webfilter, schützt Kinder vor dem Surfen auf bedenklichen Webseiten und bietet pädagogische Unterstützung. Kinderschutz-Apps mit mehr Funktionen sind in der Regel kostenpflichtig. Jahreslizenzen gibt es teils für 15 bis 20, manchmal auch für satte 70 Euro.

Die Funktionsweisen der Programme sind meist ähnlich: Die Kinder-App kommt aufs Handy der Kinder, die Elternversion aufs Smartphone der Erwachsenen. Mit der Eltern-App wird dann die Kinder-App gesteuert. Die meisten Miniprogramme arbeiteten den Warentestern zufolge fehlerfrei und ließen sich auch nicht austricksen.

Und doch bieten sie keinen wirklichen Schutz. Die Apps helfen eher bei der Kontrolle und protokollieren das Nutzungsverhalten. „Umfassend schützen können sie nicht“, berichtet Stiftung Warentest. Keine App vermag es, Mobbing oder den Kontakt zu Fremden zu verhindern.

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Kritik: Apps setzen zu sehr auf Kontrolle und Verbote

Generell kritisieren die Warentester, dass viele Apps zu sehr auf Kontrolle und Verbote und weniger auf eine pädagogisch sinnvolle Begleitung Heranwachsender setzen. Besonders problematisch seien Apps, die zum Beispiel Chat-Verläufe nach Schlüsselwörtern durchsuchen. Das soll Kinder und Jugendliche vor Gefahren wie Cybergrooming schützen, verletzt allerdings vor allem die Privatsphäre der Kinder, so die Experten.

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Und auch Benjamin Thull von der Landesanstalt für Kommunikation in Baden-Württemberg warnt: „Wer Schutz- und Überwachungstools heimlich auf den Geräten seines Kindes installiert, verspielt Vertrauen.“

Generell sollten Eltern sich im Klaren darüber sein, dass auch gute und seriöse Kinderschutz-Apps nur kontrollieren und blockieren können. Einen echten Schutz vor den Gefahren des Internets bieten sie nicht – und sind damit auch kein Ersatz dafür, Kinder bei den ersten Gehversuchen im Netz zu begleiten und ihnen Medienkompetenz zu vermitteln.

„Der Einsatz einer Kinderschutz-App ist kein Ersatz für Erziehung“, sagt Stephan Dreyer vom Leibnitz-Institut für Medienforschung. Er rät Eltern, Kinder bei der Mediennutzung zu begleiten, bis sie sicher und eigenverantwortlich handeln könnten. (kai/dpa)