Berlin. Bei den Angeboten für reine Online-Konten der klassischen Banken gibt es große Preisunterschiede. Wir zeigen, wo es günstig ist.

Wenn Banken und Sparkassen ihre Filialnetze ausdünnen, begründen sie das stets damit, dass ihre Kunden seltener in die Geschäftsstellen kommen und Geldgeschäfte häufiger online erledigen. Nicht von ungefähr sind Direktbanken besonders günstig – sie unterhalten gar keine Filialen. Entsprechend günstiger sollten reine Onlinekonten sein, die inzwischen fast jede Filialbank anbietet. Das sind sie in der Regel auch – allerdings mit enormen Unterschieden, wie eine Studie des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler für unsere Redaktion ergab.

Demnach zahlt knapp die Hälfte der Filialbank-Kunden, die ihr Girokonto auch online führen, deutlich mehr als nötig. Sie alle haben ein klassisches Girokonto mit vollem Filialservice, nutzen es aber auch online. Wer zu einem reinen Onlineangebot seiner Hausbank wechselt oder zu noch preiswerteren Direktbanken geht, spart laut der Studie bis zu 146 Euro jährlich.

Fast jeder zweite Internet-affine Bankkunde zahlt zu viele Gebühren

62 Prozent der Filialbank-Kunden haben ihr Girokonto mittlerweile für Onlinebanking freischalten lassen. Doch fast jeder Zweite (45 Prozent) verzichtet auf die Gebührenvorteile eines reinen Onlinekontos und bleibt beim teureren Girokonto mit Filialservice. Dadurch zahlen die mit dem Onlinebanking vertrauten Kunden fast doppelt so hohe Gebühren: im Schnitt 112 Euro im Jahr statt der 57 Euro, die ein durchschnittliches Onlinekonto kostet. Das ergab ein Gebührenvergleich von Keßler unter 22 überregionalen und regionalen Filialbanken (siehe Tabelle).

Bei den überregionalen Häusern nutzen durchschnittlich drei von vier Kunden Onlinebanking, die Genossenschaftsbanken haben eine Quote von 60 Prozent, die Sparkassen von 55 Prozent. Bei den Sparkassen entfallen mit 58 Prozent noch besonders viele auf das klassische, teurere Kontenmodell. Dagegen nutzt bei Volks- und Raiffeisenbanken sowie den überregionalen Banken eine Mehrheit von 60 Prozent das reine Onlinekonto.

Berliner Sparkasse zählt zu den teuersten

Für den Vergleich wurden in der Regel das günstigste Konto mit Girocard ­(früher ec-Karte) und einer Standard-Kreditkarte ausgewählt. Hausinterne Wechsler sparen im Schnitt 55 Euro im Jahr. Mit 39,50 Euro unterdurchschnittlich sparen Kunden der Berliner Sparkasse, wenn sie das klassische Modell Giro Pauschal gegen das Giro Digital tauschen. Ein Grund: Mit 83,50 Euro zählen die Berliner bei den Onlinekonten zu den teuersten Sparkassen in Deutschlands Metropolen – obwohl seit einiger Zeit die Preise stabil blieben. Die Stadtsparkasse München etwa gibt sich beim Onlinekonto mit 36,50 Euro zufrieden, die Düsseldorfer sogar mit 25 Euro.

Für die meisten Kunden bringt ein Wechsel des Instituts eine noch höhere Ersparnis: Wer zu einer der drei getesteten Direktbanken Comdirect, DKB, ING Diba oder zur Bank Santander mit bundesweit 211 Filialen wechselt, spart sämtliche Pauschalgebühren – bis zu 146 Euro. Bieten die vier Testsieger doch allesamt online geführte Girokonten und die Karten zum Nulltarif an.

Vorteile sind an Spielregeln geknüpft

Auf Rang zwei folgt bei den überregionalen Instituten die Commerzbank. Sie führt das Null-Euro-Konto aber nur zum Nulltarif, wenn monatlich mindestens 1200 Euro eingehen. Hinzu kommen 39,90 Euro für die Kreditkarte im Jahr. Ohne Bedingungen hinsichtlich des Geldeingangs gibt es bei der Postbank das Giro direkt für 51,80 Euro. Damit ist sie beim Onlinekonto günstiger als die Berliner Sparkasse und die Berliner Volksbank.

Wichtig für alle Wechselwilligen: Für die geldwerten Vorteile des Onlinekontos müssen sich die Kunden konsequent an die Spielregeln fürs Onlinebanking halten. Bargeld sollten sie also nur am Automatenpool des Instituts ziehen, sämtliche Überweisungen und Daueraufträge online erledigen und Auszüge selbst ausdrucken. Andernfalls wird es teuer: Die meisten Filialbanken kassierten bei Abgabe von Überweisungen auf Papier und in der Filiale erteilten Daueraufträgen 1,50 bis 2,50 Euro.