Berlin. Neue Apple Watch soll Gesundheit des Trägers messen – und im Notfall den Rettungsdienst alarmieren. Das stößt auf Skepsis.

Apple-Fans dürfte sie begeistern – die vielleicht einzige echte technische Neuerung, die der iPhone-Hersteller auf seiner diesjährigen Apple Keynote am Mittwoch vorgestellt hat. In der neuen Generation der Apple Watch verbaut der Konzern ein EKG und Sensoren, die einen Sturz des Nutzers erkennen sollen.

Apple vermisst damit die Gesundheit des Uhrenträgers, um Notrufe auszusenden – daran regt sich Kritik. Denn zumindest in den USA sorgten von iPhones und Apple Watches ausgesendete Notrufe bereits für Chaos in den Notrufzentralen, weil Nutzer viele Notrufe aus Versehen absetzten. In San Francisco erfolgt bereits jeder fünfte Notruf nicht beabsichtigt.

Apple verspricht fehlerfreie Technik

Am Mittwoch wurde die neue Apple Watch vorgestellt.
Am Mittwoch wurde die neue Apple Watch vorgestellt. © dpa | Marcio Jose Sanchez

Eine Untersuchung von Google zeigt, dass in einer Stichprobe von 197 Handy-Notrufen sogar 30 Prozent ein Versehen waren. Das passiert vor allem dann, wenn Telefone selbst dann den Notruf wählen, wenn der Besitzer sich nur hinsetzt und die „Notruf SOS“-Funktion durch eine einfache Tastenkombination ausgelöst wird. („Butt Dials“).

Apple selbst verspricht mit der neuen Apple Watch eine fehlerfreie Technik. Zwei Funktionen sollen sie zum „intelligenten Hüter der Gesundheit“ machen. Erstens eine EKG-Messung, welche die Herzfrequenz überwacht. Sie ist allerdings zunächst nur in den USA verfügbar, weil Apple nur dort eine Zulassung von der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde FDA hat.

Das Apple Betriebssystem iOS kontaktiert mit der Funktion „Notfall SOS“ automatisch einen lokalen Rettungsdienst, wie der Konzern auf der Keynote vorgestellt hat. Bei der Präsentation zeigte Apple auch seine neuen und deutlich größeren iPhones. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zur Produkt-Präsentation des Jahres.

Das zweite Feature soll mit Marktstart auch in Deutschland verfügbar sein: Sensoren messen, ob der Smartwatch-Träger gestürzt ist. Wenn der Nutzer eine Minute lang nicht auf die Frage „Du bist gestürzt?“ reagiert, wählt die Uhr automatisch den Notruf. Auch der aktuelle Standort wird laut Apple an die Rettungskräfte geschickt.

Diese neuen Funktionen hat die Apple-Uhr:

  • Apple Watch erkennt Workouts automatisch; zudem lassen sich Freunde zum Training einladen
  • EKG-Funktion
  • Es gibt weitere Trainingsarten wie Yoga oder Wandern
  • Neue Schrittfrequenzmessung und Tempo-Alarm
  • Walki-Talkie-Funktion

„Durch Sturzerkennung und Notfall SOS kannst du dich jetzt noch sicherer fühlen“, wirbt der iPhone-Hersteller auf seiner Website.

Kritik von der Polizeigewerkschaft

Auf Kritik stößt dieses Versprechen bei der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Ich halte nichts von der Funktion. Ganz im Gegenteil: Die Gefahr ist viel zu hoch, dass die Sicherheitsbehörden mit Fehlalarmen überfordert werden“, sagt der Vorsitzende Rainer Wendt unserer Redaktion.

Das sind iPhone XS und Apple Watch 4

Apple hat bei seine Keynote 2018 gleich mehrere neue Produkte vorgestellt: Das iPhone XS und die Apple Watch der vierten Generation. Wir stellen die Geräte vor.
Apple hat bei seine Keynote 2018 gleich mehrere neue Produkte vorgestellt: Das iPhone XS und die Apple Watch der vierten Generation. Wir stellen die Geräte vor. © REUTERS | STEPHEN LAM
Das sind die neuen iPhones (von links): Das iPhone XS Max, das iPhone XS und das iPhone XR.
Das sind die neuen iPhones (von links): Das iPhone XS Max, das iPhone XS und das iPhone XR. © REUTERS | STEPHEN LAM
Das iPhone XS und das Max kommen mit einem 5,8-Zoll-OLED-Display beziehungsweise einem 6,5-Zoll-OLED-Display. Das iPhone XS startet bei 1149 Euro, das XS Max bei 1249 Euro.
Das iPhone XS und das Max kommen mit einem 5,8-Zoll-OLED-Display beziehungsweise einem 6,5-Zoll-OLED-Display. Das iPhone XS startet bei 1149 Euro, das XS Max bei 1249 Euro. © REUTERS | STEPHEN LAM
Deutlich günstiger wird das XR mit mindestens 849 Euro.
Deutlich günstiger wird das XR mit mindestens 849 Euro. © REUTERS | STEPHEN LAM
Das XR kommt in fünf Farbvarianten und wird ein 6,1 Zoll-LCD-Display haben und im Gegensatz zu den XS-Modellen nur eine Kamera auf der Rückseite.
Das XR kommt in fünf Farbvarianten und wird ein 6,1 Zoll-LCD-Display haben und im Gegensatz zu den XS-Modellen nur eine Kamera auf der Rückseite. © REUTERS | STEPHEN LAM
Apple-Chef Tim Cook hatte aber noch eine weitere Neuheit versprochen.
Apple-Chef Tim Cook hatte aber noch eine weitere Neuheit versprochen. © dpa | Marcio Jose Sanchez
So wurde die Apple Watch der vierten Generation vorgestellt.
So wurde die Apple Watch der vierten Generation vorgestellt. © dpa | Marcio Jose Sanchez
Ab 429 Euro ist die Uhr zu haben, die auch ein EKG aufzeichnen können soll. Die Uhr soll zudem weitere Gesundheitswere und Körperaktivitäten aufzeichnen. Sie soll beispielsweise im Falle eines Sturzes automatisch einen Notruf einleiten können.
Ab 429 Euro ist die Uhr zu haben, die auch ein EKG aufzeichnen können soll. Die Uhr soll zudem weitere Gesundheitswere und Körperaktivitäten aufzeichnen. Sie soll beispielsweise im Falle eines Sturzes automatisch einen Notruf einleiten können. © dpa | Marcio Jose Sanchez
Die neuen iPhones sind ab 14. September (XS) bzw. 19. Oktober (XR) vorbestellbar. Die Apple Watch kann ebenfalls ab dem 14. September vorbestellt werden.
Die neuen iPhones sind ab 14. September (XS) bzw. 19. Oktober (XR) vorbestellbar. Die Apple Watch kann ebenfalls ab dem 14. September vorbestellt werden. © dpa | Marcio Jose Sanchez
1/9

Zumindest sollte die Technik laut Wendt nicht flächendeckend in Deutschland zum Einsatz kommen. „Wenn überhaupt müsste man die Funktionsfähigkeit zunächst einmal in einem örtlich beschränktem Pilotprojekt austesten – so wie wir es ja auch mit Videotechnik und Gesichtserkennung machen.“ Und weiter: „Wir sollten nicht sämtliche Lebensrisiken nur durch Technik versuchen zu minimieren.“ (les)