Bielefeld. Am Freitag wurde der Negativpreis für Datenmissbrauch verliehen. Auszeichnungen gingen unter anderem an Amazon, die CDU und die Grünen.

Der Negativpreis „Big-Brother-Award“ für Datenmissbrauch ist am Freitag bei einer Gala in Bielefeld verliehen worden. Wegen besonders unverantwortlichen Umgangs mit Daten und Grundrechten wurden sechs Unternehmen, Behörden und Parteien gerügt. Veranstalter der jährlichen Preisverleihung ist der Datenschützer-Verein „digitalcourage“.

In der Kategorie Verbraucherschutz ging der Preis an das US-Unternehmen Amazon für seine Sprachassistentin Alexa. Die Begründung der Jury: „Dass Alexa Sprachaufnahmen in der Cloud verarbeitet, ist bekannt. Preiswürdig ist, dass diese Abhördaten in der Cloud auch gespeichert werden und man sie auch nach Monaten noch abspielen kann.“ Damit könnten Haushaltsmitglieder überwacht werden und es sei unklar, wer noch alles darauf zugreifen könne.

CDU und Grüne in Hessen erhalten Negativpreis

In der Kategorie Politik wurden die Fraktionen von CDU und Bündnis 90/ Die Grünen im hessischen Landtag für ihr geplantes Verfassungsschutzgesetz mit dem Negativpreis ausgezeichnet. Der schwarz-grüne Gesetzentwurf enthalte eine gefährliche Anhäufung „schwerwiegender Überwachungsbefugnisse“, mit denen tief in Grundrechte eingriffen werden könne. Er sei ein schwerer Angriff auf Demokratie, Rechtsstaat und Bürgerrechte.

Weitere Preise gingen an Microsoft Deutschland für Datenlecks im Betriebssystem Windows 10 und an das sächsische Unternehmen Cevisio Software und Systeme GmbH. Mit ihrer Software Cevisio Quartiersmanagement werden Bewegungen in Flüchtlingsunterkünften überwacht. Die Erfassung sensibler persönlicher Daten „ermöglichen eine Totalkontrolle der Asylsuchenden“, so die Jury.

So wurde Amazon zum Welt-Konzern

weitere Videos

    Jury rügt Überwachung von Mitarbeitern

    Die Firma Soma Analytics aus München erhielt den Negativpreis für ihre App „Kelaa“, mit der Arbeitgeber den Gesundheits- und Vitalzustand ihrer Beschäftigten überwachen können.

    Das Konzept der „Smart City“ wurde mit dem „Big-Brother-Award“ in der Kategorie PR und Marketing ausgezeichnet. Nach Ansicht der Jury reduzierten „Smart Cities“ die Bürger auf ihre Eigenschaft als Konsumenten. Sie machten sie damit zu „datenliefernden Objekten und unsere Demokratie zu einer privatisierten Dienstleistung.“

    Der deutsche „Big-Brother-Award“ wird seit dem Jahr 2000 jährlich vom Verein „digitalcourage“ gemeinsam mit weiteren Bürgerinitiativen vergeben. Eine Jury aus Menschenrechtlern, Computerexperten sowie Daten- und Verbraucherschützern wählt die jeweiligen Preisträger aus.

    In den vergangenen Jahren ging die Negativ-Auszeichnung unter anderem an den Suchmaschinenanbieter Google, die Telekom und den Verfassungsschutz. Im vergangenen Jahr erhielten Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und der Islamverband Ditib den Preis für Datenschutz- und Bürgerrechtsverletzungen. (br/epd)