Berlin. Hasel, Birke, Gräser: Alles zur Linderung, zum Pollenflugkalender und zu neuen Apps für Allergiker.

Wenn es draußen wärmer und alles blüht, geht für Allergiker die Zeit des Leidens los. Die Nase läuft, es juckt und kribbelt in Rachen und Augen, das Atmen fällt schwer – rund zwölf Millionen Deutsche, etwa 15 Prozent der Bevölkerung, leiden an Heuschnupfen.

Allerdings müssen die warmen Monate für Allergiker nicht nur eine Qual sein. Wir haben Tipps zusammengestellt, wie Betroffene die Heuschnupfensaison besser überstehen können.

• Sich früh genug vorbereiten

Man sollte sich nicht von seinem Heuschnupfen überraschen lassen, sondern bereits vorher die richtigen Maßnahmen treffen. Wichtig ist, den Pollenflugkalender im Auge zu behalten und gegebenenfalls schon vorbeugend mit der Einnahme von Medikamenten zu beginnen. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst hat auf ihrer Internetseite einen Pollenflugkalender veröffentlicht.

Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich die Pollenflugsaison immer weiter verändert – durch die sehr milden Winter geht sie immer eher los und hört später auf. Daher kann es sein, dass Pollen viel eher und länger fliegen, als Allergiker es sonst gewohnt sind.

• Mit der richtigen Diagnose passende Therapien finden

Allergie ist nicht gleich Allergie. Jeder Betroffene reagiert auf andere Allergene und auch die Ausprägung und Schwere der Symptome unterscheidet sich von Patient zu Patient. Dabei handele es sich bei Heuschnupfen um eine chronische Entzündung, die sich ohne richtige Therapie sogar zu allergischem Asthma entwickeln könne, wie Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) sagt.

Auch die Wahl der Therapieform orientiert sich an der Diagnose. Bei leichteren, akuten Beschwerden werden oft Antihistaminika als Tablette, Nasenspray oder Augentropfen verschrieben. Diese kann man auch vorbeugend einnehmen, bevorzugt am Abend vor dem Schlafengehen, da Müdigkeit eine Nebenwirkung von Antihistaminika – besonders in Tablettenform – ist.

Ist die Nase dauerhaft verstopft, kann auch die Anwendung eines Cortison-Nasensprays helfen. Wird Cortison lokal in der Nase angewendet, bleiben auch die unbeliebten Nebenwirkungen des Wirkstoffes aus. Auch die gemeinsame Anwendung von Antihistaminika und Cortison-Nasenspray ist empfehlenswert.

So wird die eher langsame, anhaltende Wirkung des Cortisons mit der Akutwirkung der Antihistaminika verknüpft, wie Prof. Jörg Kleine-Tebbe, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) erklärt.

• Lüftungs-Verhalten anpassen

Um die Pollenbelastung in der Wohnung gering zu halten, raten Experten, die Fenster weitgehend geschlossen zu halten. Die Gelegenheit zum Lüften sollten Pollenallergiker nutzen, wenn es regnet oder bei Windstille, schreibt die Barmer GEK in ihrer Heuschnupfen-Broschüre.

Allerdings gibt es Einschränkungen: Ein kurzer, kräftiger Regenschauer kann den Pollenflug sogar noch verstärken, weil die Tropfen die Pollen am Boden aufschleudern.

Die Experten der TK raten, in der Stadt nur morgens, auf dem Land nur abends zu lüften. Dann sei die jeweilige Pollenkonzentration in der Luft jeweils am niedrigsten.

Wer auf regelmäßiges und ausgiebiges Lüften nicht verzichten will, sollte ein Pollenschutzgitter installieren. Solche Filter verringern die Pollenbelastung Herstellerangaben zufolge um bis zu 99 Prozent.

• Pollen aus dem Schlafzimmer fernhalten

Um einen gesunden und erholsamen Schlaf nicht zu gefährden, sollten vor allem im Schlafzimmer die Fenster geschlossen gehalten werden. Vor dem Zu-Bett-Gehen sollten Allergiker die Haare waschen oder in einem anderen Zimmer kräftig ausbürsten, damit sie die Pollen, die sich tagsüber im Haar gesammelt haben, nicht auf Kopfkissen und Bettwäsche übertragen.

Auch das Umkleiden sollte in einem anderen Zimmer, beispielsweise im Bad, erfolgen. Denn auch an der Kleidung haften in der Regel Pollen, die mit ihr ins Schlafzimmer getragen werden. Wer sich mit jemandem das Schlafzimmer teilt, sollte auch den Partner bitten, sich an diese Regeln zu halten.

• Sport im Freien vermeiden

Zur Hauptblüte der jeweiligen Pollen sollten sich Allergiker insgesamt möglichst wenig im Freien aufhalten, aber vor allem anstrengende Tätigkeiten draußen vermeiden. Denn durch kräftigere Atemzüge geraten mehr Pollen in die Luftwege und führen zu Problemen.

• Pollenbelastung im Auto gering halten

Autofahrer sollten nicht bei geöffnetem Fenster fahren und auch möglichst die Lüftung abschalten. Alternativ können sie spezielle Pollenfilter einbauen lassen. Diese müssen regelmäßig erneuert werden.

• Urlaub bewusst planen

Auch Flucht vor den lästigen Pollen kann helfen. Wenn möglich sollte Urlaub während der Heuschnupfen-Hochsaison geplant werden, um die Leidenszeit zu verkürzen. Die Reise sollte in Gebiete mit geringer Pollenbelastung führen. Besonders eignen sich Insel-, Küsten-, Gebirgs- oder Wüstenurlaube.

Vorsichtig sollten Eschenpollen-Allergiker jedoch bei Urlaub am Mittelmeer sein, warnt die Barmer GEK. „Wer auf Eschenpollen überempfindlich reagiert, verträgt oft auch Olivenpollen nicht“, heißt es in ihrer Broschüre. Und Oliven gehörten schließlich zur typischen Flora in Urlaubsgebieten am Mittelmeer.

Viele Allergiker leider unter Kreuzallergien, etwa gegen Äpfel. Dank neuer Therapiemöglichkeiten und anhaltender Forschung können Allergien inzwischen gut behandelt werden. Forscher arbeiten derzeit an sogar an einem Impfstoff gegen Katzenhaarallergie.