Berlin. Welche Computerviren gibt es? Wie gehen sie vor? Brauchen Mac und PC den gleichen Schutz? Antworten zu Adware, Phishing und Trojanern.

Ein Virenscanner ist aus PCs oder Notebooks nicht mehr wegzudenken: Nur die wenigsten Nutzer dürften längere Zeit ohne den kleinen Cyber-Türsteher schadlos überstehen. Im jüngsten Jahresbericht vom Sicherheitsunternehmen Symantec heißt es, dass allein 2015 und 2016 jeweils mehr als 350 Millionen neue Schadsoftwarevarianten entdeckt worden sind. Und der Antivirenhersteller Kaspersky berichtet, dass fast jeder Dritte seiner Nutzer im vergangenen Jahr mindestens einmal direkt mit einem Computerschädling in Kontakt kam.

Während frühere Schädlinge sich meist damit begnügten, den Computer bei Bedarf fernzusteuern oder unbemerkt Passwörter auszuspähen, verschlüsselt sogenannte Ransomware heute die gesamten Nutzerinhalte, sodass sie oft unwiederbringlich verloren gehen. Ein guter Schutz ist also essenziell. Stiftung Warentest hat in der aktuellen Ausgabe des „Test“-Magazins Virenscanner für PC und Mac untersucht.

Trojaner oder Phishing-Webseite – wogegen schützt ein Virenscanner?

Die allgemeine Bezeichnung „Computervirus“ wird kaum noch verwendet. Gebräuchlicher ist der Begriff „Malware“ oder auch die deutsche Übersetzung „Schadsoftware“. Das können ganz unterschiedliche Programme sein: Als Trojaner etwa wird ein Programm bezeichnet, das vordergründig eine sinnvolle Anwendung ist, heimlich aber Schaden anrichtet, etwa eine Hintertür ins System öffnet. Ransomware nennt man ein Programm, das Dateien verschlüsselt und ein Lösegeld zur Freigabe verlangt. Derlei Schadsoftware wird in der Regel mehr oder weniger effektiv von Antivirenprogrammen abgefangen und unschädlich gemacht.

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    Ein Graubereich ist dagegen sogenannte Spy- oder Adware: Dabei handelt es sich um kleine Programme, die meist huckepack mit anderen Programmen heruntergeladen und installiert werden – im Unterschied zu klassischer Schadsoftware verbreiten sie sich nicht von selbst. Oft treten sie in Form einer Suchleiste für den Browser oder als anderes „praktisches“ Werkzeug auf, verändern dauerhaft die Start- und Suchseiten des Browsers und zeigen vielfach Werbung zweifelhafter Herkunft an. Diese Programme werden teilweise als Bedrohung durch Virenscanner erkannt, teilweise aber auch nicht – eine Entfernung solcher Adware ist meist mühsam. Die kostenlosen Programme „Spyware – Search & Destroy“ oder „AdwCleaner“ können hier im Zweifel helfen.

    Als Phishing-Webseiten bezeichnet man wiederum Internetseiten, die etwa dem Onlineauftritt einer Bank oder eines Onlineshops täuschend ähnlich sehen. Per E-Mail werden Nutzer angelockt, in der Hoffnung, dass sie beispielsweise versuchen, sich auf der nachgemachten Seite mit Nutzernamen und Kennwort einzuloggen. Der Nutzer bekommt eine Fehlermeldung und gibt nach zwei, drei Versuchen auf. Währenddessen machen sich die Cyberkriminellen umgehend daran, die erbeuteten Zugangsdaten für Einkäufe oder Überweisungen zu nutzen. Gegen solche Angriffe bieten oft erst die teureren Schutzpakete der Antivirenhersteller Schutz.

    Welche Programme empfiehlt Stiftung Warentest für Windows?

    Von 22 getesteten Antivirenprogrammen schnitten immerhin 17 im Test mit der Gesamtnote „gut“ ab. Spitzenreiter unter den kostenpflichtigen Programmen ist dabei „Bitdefender Internet Security“ (Note 1,6/42 Euro), gefolgt von „Kaspersky Internet Security“ (Note: 1,8/34 Euro) und „BullGuard Internet Security“ (Note: 1,9/24 Euro). Während Bitdefender und BullGuard mit einer leicht besseren Erkennungsrate punkten, bewerteten die Prüfer bei Kaspersky Handhabung und Geschwindigkeit besser. Das Schlusslicht bildete „Malwarebytes 3“ (Note: 4,1/40 Euro), es konnte im Test nur jeden zweiten Angreifer abwehren.

    Auch die kostenlosen Angebote überzeugten: „Bitdefender Antivirus Free Edition“ (Note: 1,9 / kostenlos) ließ sogar viele Bezahlprogramme hinter sich. Dahinter folgen „Avira Free Antivirus“ (Note: 2,1/kostenlos), „Avast Free Antivirus“ (Note 2,2/kostenlos) und „Kaspersky Free Antivirus“ (Note: 2,3/kostenlos). Der bei Windows 10 mitgelieferte „Microsoft Defender“ (Note 3,1/kostenlos) gehört zu den Schlusslichtern. Er sollte durch eine kostenlose Alternative ersetzt werden.

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      Bieten kostenpflichtige Programme einen Mehrwert gegenüber Gratisscannern?

      Tatsächlich sieht es auf den ersten Blick so aus, als wäre eine kostenpflichtige Antivirensoftware nicht nötig – schließlich attestiert die Stiftung Warentest den kostenlosen Versionen Leistungen auf ähnlichem Niveau. Im Test wurden allerdings nur die Basisfunktionen der Programme miteinander verglichen. Das umfasst den reinen Schadsoftware-Schutz. Die kostenpflichtigen Versionen beinhalten darüber hinaus oft eigene Browser für Onlinebanking, besondere Schutzmaßnahmen gegen Ransomware, eine zusätzliche Absicherung der Webcam oder weitere Lizenzen zum Schutz von Android-Smartphones oder einem Mac. Vor allem Anwender, die sich nicht zutrauen, etwa eine Phishing-Seite oder eine verdächtige E-Mail zu erkennen, können von den Zusatzfunktionen profitieren.

      Brauche ich wirklich Virenscanner für einen Mac und wenn ja, welchen?

      Tatsächlich ist das Risiko, sich auf einem Mac von Hersteller Apple einen Virus einzufangen, erheblich geringer als auf einem PC. Die Zahl der gefundenen Schädlinge ist winzig im Vergleich zur PC-Plattform. Doch Macs werden für Cyberkriminelle attraktiver: Zu Beginn des Jahres 2015 waren laut dem Sicherheitsunternehmen McAfee nicht einmal 10.000 Schädlinge für Apple-Computer bekannt. Seitdem stieg die Zahl sprunghaft an, 2017 erreichte sie die 700.000er-Marke, besonders häufig handelt es sich dabei um Adware.

      Die vier als „gut“ bewerteten Programme von G Data, Kaspersky, Bitdefender und Norton (siehe Tabelle) sind laut Stiftung Warentest für Mac-Nutzer ein durchaus sinnvoller Schutz, zumal sie auch verhindern, dass ein Windows-Schädling versehentlich an einen PC-Nutzer weitergegeben wird. Das Gratisprogramm von Avira sei trotz nur befriedigender Leistung empfehlenswert, da es einen guten Schutz gegen Phishing-Attacken biete, so die Tester.