Sigulda. Die deutschen Rodler haben auf der anspruchsvollen Bahn in Sigulda nur einen EM-Titel gewonnen - aber insgesamt fünf Podestplätze erreicht. Bei der EM vor einem Jahr gab es keinen Titel und nur einen Podestplatz.

Im Ziel schrie Felix Loch seine Freude heraus, bei der Siegerehrung war auch trotz der schwarzen Maske ein befreites Lächeln zu erkennen.

Der Abonnementsieger dieses Winters ließ sich auch im sechsten Einzelrennen der Rennrodel-Saison nicht bezwingen und sicherte sich seinen dritten EM-Titel nach 2013 und 2016 vor seinem Teamkameraden Johannes Ludwig (Oberhof), der schon bei der EM 2014 in Sigulda Silber gewann. "Platz eins und zwei haben wir in Sigulda noch nie gemacht, das ist schon richtig geil", sagte Loch, der sich die Führung im ersten wie im zweiten Lauf erst im unteren Teil der 1200 Meter langen anspruchsvollen Strecke sicherte. "Im oberen Teil war es für mich die ganzen Tage schon schwierig. Der zweite Lauf war perfekt", sagte der Berchtesgadener.

Die sonst vom Erfolg verwöhnten Frauen mussten sich mit einem zweiten Platz von Natalie Geisenberger hinter Rekord-Europameisterin Tatjana Iwanowa aus Russland begnügen. Wie in den fünf Weltcups zuvor in dieser Saison belegte die Olympiasiegerin damit den Silberrang und nahm es mit Humor: "Ich habe gelacht, als ich die zwei im Ziel gesehen habe und gedacht: Na, dann hast du ja dein Ziel erreicht." Insgesamt aber war sie zufrieden. "Ich habe mich sehr gut verkauft und bin sauber gefahren. Das ist im Moment mein Ziel", sagte die 32-Jährige, die vor fast zwei Jahren ihren letzten Einzelsieg feierte. "Und dass Tatjana Iwanowa stark ist, ist ja kein Geheimnis."

Auch bei den Doppelsitzern reichte es nach einem Sturz von Toni Eggert/Sascha Benecken (Ilsenburg/Suhl) im ersten Lauf nur zum zweiten Platz für Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee). Die deutsche Teamstaffel kam hinter Russland und Lettland sogar nur auf Rang drei.

Im Vergleich zum Vorjahr haben die deutschen Rodler ihre Bilanz dennoch deutlich aufgebessert, wenngleich nicht alle Hoffnungen aufgingen. Denn auf der Olympia-Bahn in Lillehammer hatte lediglich Julia Taubitz als Zweite eine Medaille gewonnen.

Knapp drei Wochen vor der Weltmeisterschaft kann das deutsche Team zuversichtlich dem Saison-Höhepunkt entgegenblicken. Mit Loch und Ludwig sind bei den Männern zwei Top-Kandidaten am Start. Auch Geisenberger, die nun schon seit fast zwei Jahren auf ihren 50. Weltcupsieg wartet, führt wie Loch in der Gesamtwertung und hat in Julia Taubitz, die das Gesamtklassement in der vergangenen Saison gewann, eine weitere ambitionierte Rodlerin neben sich.

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