Austin. Fünf von acht Rennen in Austin hat Lewis Hamilton gewonnen. Er kam als Favorit nach Texas, doch Red Bull ist nach der Pole Position für Max Verstappen voller Selbstvertrauen und Zuversicht.

Spitzenreiter Max Verstappen auf der Pole Position, Titelverteidiger Lewis Hamilton daneben und das vor der scharfen Bergaufkurve auf der Formel-1-Strecke in Austin: Der US-Grand-Prix (21.00 Uhr/Sky) verspricht nach der Qualifikation am Samstag vom Start weg ein Spektakel zu werden.

Mit überraschend deutlichem Vorsprung schnappte sich Red-Bull-Pilot Verstappen Startplatz eins, 0,209 Sekunden fehlten dem Briten am Ende auf den Niederländer. "Wir hatten einige gute Kämpfe und Rennen in dieser Saison und wir freuen uns alle auf morgen", sagte Verstappen nach seiner von den Fans begeistert bejubelten Leistung. "Das fühlt sich gut an."

Hamilton kam auf der entscheidenden letzten Runde in seinem Mercedes dagegen einfach nicht ran - und das auf einer Strecke, die den Silberpfeilen eigentlich außerordentlich gut liegt. "Ich habe alles gegeben aber das war so ziemlich alles, was wir hatten", sagte der 36-Jährige. In der WM-Wertung hat er sechs Zähler Rückstand auf den zwölf Jahre jüngeren Verstappen, nach der Wettfahrt in Texas kommen noch fünf weitere Rennen.

Mercedes muss sich nun fragen, was aus dem Vorsprung von fast einer Sekunde im ersten freien Training am Freitag geworden ist. "Es war ein schweres Qualifying. Wir haben in den drei Sessions nicht so ausgesehen, als hätten wir die Oberhand über Red Bull", analysierte der Technische Direktor von Mercedes, James Allison, bei Sky. "Wir haben gut angefangen, aber dann sind die Stück für Stück schneller geworden und ich weiß nicht, ob wir langsamer geworden sind", sagte Hamilton zu der Entwicklung seit den ersten Runden am Freitag.

Red Bull dagegen geht voller Selbstvertrauen ins Rennen. "Wir haben unser Auto noch weiter optimiert. Wir sind wirklich stolz auf unsere Techniker, dass sie das so optimiert haben", sagte Motorsportchef Helmut Marko bei Sky und berichtete vom umgehenden Anruf des Red-Bull-Mitbesitzers Dietrich Mateschitz. Dieser habe sich tags zuvor noch "leicht beunruhigt" gezeigt.

Alle acht bisherigen Formel-1-Rennen auf der Strecke in Austin wurden von Fahrern gewonnen, die aus der ersten Reihe ins Rennen gestartet waren. Rekordhalter ist Hamilton mit bislang fünf Siegen. Bei den vergangenen sechs Auflagen holte sich jeweils ein Mercedes-Fahrer die Pole Position, vor der Corona-Zwangspause war das 2019 Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas - diese Serie ist nun gerissen. Bottas kam hinter Sergio Perez im Red Bull auf Rang vier, verlor wegen einer Strafe für seinen Motorenwechsel aber noch fünf Plätze und geht von Rang neun ins Rennen. Helfen kann er Hamilton also zunächst nicht.

Vor den erwarteten 140 000 Zuschauern starten die beiden WM-Kontrahenten Hamilton und Verstappen nebeneinander ins Rennen. Es geht erst bergauf und dann scharf links - eine Stelle, an der Hamilton schon 2015 direkt nach dem Start einen knallharten Zweikampf mit seinem damaligen Konkurrenten - und Teamkollegen - Nico Rosberg hatte.

Und auch Verstappen zeigte ihm bei der Ausfahrt aus dieser Kurve in Austin schon den Mittelfinger - am Freitag, als der Mercedes noch deutlich überlegen schien. Da hatte sich Hamilton vor den Red Bull von Verstappen gedrängt und sich mit ihm ein Rad-an-Rad-Duell über die komplette Start- und Zielgerade geliefert - im zweiten Training war Verstappens angepeilte schnelle Runde somit schon ruiniert, bevor sie richtig begonnen hatte. Als "dummen Idioten" beschimpfte der Niederländer Hamilton daraufhin und schickte die Geste hinterher. Seither hat sich in Texas allerdings viel getan.

© dpa-infocom, dpa:211024-99-711659/4