Freiburg. Der Vizemeister Leipzig setzt nach der Länderspielpause den mäßigen Saisonstart mit einem glücklichen Remis in Freiburg fort. Nun warten die Stars von Paris, mit denen Jesse Marsch nicht die besten Erinnnerungen verbindet.

Lionel Messi, Neymar und Co. könnten einen solchen Auftritt von RB Leipzig viel gnadenloser bestrafen als der SC Freiburg.

Vor dem Champions-League-Trip zu Paris Saint-Germain setzte der Vizemeister der vergangenen Saison in der Fußball-Bundesliga mit dem glücklichen 1:1 im Breisgau seinen schwachen Saisonstart fort und erlebte die nächste Enttäuschung. Auch der oft so positiv gestimmte Trainer Jesse Marsch sieht die stockende Entwicklung der ambitionierten Sachsen kritisch. Doch an ein drohendes Debakel in Paris verschwendete der US-Amerikaner nicht viele Gedanken.

Es braucht eine zündende Spielidee

"Ich habe keine gute Geschichte gegen diese Fußballer - aber lasst uns sehen, ob wir das ändern können am Dienstag", sagte Marsch und war wieder bei seinem Dauer-Optimismus. Zu allem Überfluss ließ ihn bei seinem Rückblick aber das eigene Erinnerungsvermögen im Stich. Denn gegen das von Messi angeführte Argentinien verlor Marsch als Co-Trainer der USA nicht 0:2, wie er selbst glaubte. Vielmehr holte er ein beachtliches 1:1. "Ein anderes Spiel war Neymars erstes Spiel mit Brasilien", erzählte Marsch und hatte da das 0:2 richtig im Kopf. Um derzeit an einen erfolgreichen Auftritt von RB bei Paris Saint-Germain zu glauben, braucht es neben diesem Optimismus allerdings endlich eine zündende Spielidee.

Denn nur mit Glück vermied RB am Samstag eine Niederlage in Freiburg und selbst Marsch musste eingestehen: "Wir sind nicht gut genug". Emil Forsberg, einziger RB-Torschütze in Freiburg, forderte: "Ich hoffe, dass wir jetzt gegen Paris eine andere Leistung zeigen."

Bei der Pflichtspiel-Premiere im neuen Freiburger Stadion brauchten die Gäste einen umstrittenen und von Forsberg verwandelten Foulelfmeter (32. Minute), damit es für ein Remis reichte. Angesichts zweier Freiburger Pfostentreffer und Strafraum-Aktionen, bei denen es Elfmeter für die Gastgeber hätte geben können, durfte der Königsklassen-Teilnehmer noch froh sein, dass es beim Ausgleich von Woo-yeong Jeong (64.) blieb. "Wir machen hinten zu einfache Fehler und sind nicht konsequent genug vorne", bemängelte Marsch: "Wir verstehen, dass es ein schwerer Moment für uns ist."

Forsberg: "Wir machen es uns momentan schwer"

Elf Zähler nach acht Spieltagen und ein Platz im Tabellen-Mittelfeld entsprechen nicht mal im Ansatz den Wünschen der RB-Verantwortlichen. Außenseiter Freiburg steht als Vierter dort, wo sich Leipzig eigentlich mindestens sieht. Vorstandschef Oliver Mintzlaff aber stehe weiter zu ihm, bekräftigte Marsch. "Wir sind unzufrieden mit der zweiten Halbzeit. Wir haben nicht gut genug gespielt und zu viele Fehler gemacht", haderte der 47-Jährige: "Aber ich kann nur sagen, innerhalb des Vereins ist die Unterstützung für mich, für unsere Gruppe sehr, sehr stark", so Marsch: "Normalerweise läuft es viel besser hier in Leipzig, aber wir müssen Geduld haben."

Ein glückliches Remis in Freiburg genügt den Ansprüchen nicht. Zwar sind die Badener von Trainer Christian Streich das Überraschungsteam der Liga und als einziger Bundesligist noch unbesiegt. Zwar haben sie vor dem Umzug in die neue Arena im alten Dreisamstadion in dieser Saison auch mit einem Erfolg über Borussia Dortmund ihre Heimstärke bewiesen. Aber Marsch hatte vor der Partie selbst betont, dass dieses Spiel zu den wichtigsten der Hinrunde zähle. "Wir machen es uns momentan schwer. Heute war es nicht gut genug", kritisierte Forsberg.

Marsch: "Es war eine Durschschnittsleistung"

Dass sein Matchplan nach einer ordentlichen ersten Hälfte nur teilweise aufging und RB nach der Pause unterlegen war, überraschte auch Marsch: "Ich habe nach der ersten Halbzeit gedacht, dass wir stabiler in der zweiten Halbzeit sein können und mehr Spielkontrolle schaffen." In der Bundesliga ist RB nun seit vier Spielen unbesiegt. An Konstanz mangelt es aber auch nach knapp einem Viertel der Saison noch. "Es war nicht total schlecht, es war eine Durchschnittsleistung von uns", urteilte der Nachfolger von Julian Nagelsmann.

Auswärts zählt Leipzig zu den schwächsten Teams der Liga. Auswärts muss Leipzig nun in Paris antreten. Dass RB bei Manchester City eine 3:6-Lehrstunde kassiert hatte, lässt für Dienstag nichts Gutes erahnen. "Es ist eine schwierige Aufgabe. Wir habe auch bei Man City gelernt, dass es nicht einfach zu verteidigen wird", sagte Marsch.

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