Hamburg. Der HSV hat den Aufstiegskampf noch nicht aufgegeben. Der klare Sieg über den 1. FC Nürnberg gibt Selbstvertrauen für das Saisonfinale. Kurzzeittrainer Horst Hrubesch glaubt an die Chance.

Der Hamburger SV hat in seinem ersten Spiel unter Interimstrainer Horst Hrubesch die Minimalchance auf die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga gewahrt.

Die Norddeutschen gewannen ihr Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 5:2 (3:1) und rückten mit 55 Punkten vorbei an Fortuna Düsseldorf auf Platz vier der 2. Liga vor. Der Tabellenzweite Holstein Kiel, der kurz zuvor sein Nachholspiel gegen Hannover 96 mit 1:0 gewann, ist vier Zähler entfernt, hat aber ein Spiel mehr als die Rivalen zu bestreiten. Greuther Fürth auf dem Relegationsplatz liegt drei Punkte vor den Hamburgern, könnte von ihnen in den verbleibenden beiden Spielen aber noch abgefangen werden.

"Das war eine riesige Woche, hat Spaß gemacht", sagte der erschöpfte Hrubesch bei Sky. "Vielleicht haben wir noch eine Chance." Die HSV-Führung fiel durch ein Eigentor von Asger Sörensen, der einen Schuss von HSV-Angreifer Robin Meißner abfälschte (30. Minute). Die anderen Hamburger Treffer erzielten Bakery Jatta (36.), Simon Terodde (45.+2, 80./Foulelfmeter) und Sonny Kittel (76.). Für Nürnberg waren Erik Shuranov (41.) und Linus Rosenlöcher (89.) erfolgreich. Die Nürnberger mussten nach sieben Spielen ohne Niederlage die erste Pleite seit dem 7. März hinnehmen. "Eine verdiente Niederlage", sagte FCN-Torhüter Christian Mathenia. "Der HSV hat viel Leidenschaft reingepackt."

Für die Hamburger war es das Ende einer Durststrecke von fünf Spielen ohne Sieg. Dieser Einbruch in der entscheidenden Saisonphase hatte Trainer Daniel Thioune den Job gekostet. Unter Hrubesch spielten die Platzherren nach anfänglicher Zurückhaltung engagierter und druckvoller. Der 70 Jahre alte Coach, der nach Saisonende in seine Funktion als Nachwuchschef zurückkehrt, hatte sich in der ersten Trainingswoche nur zwei Probleme vorgenommen: die Bremse im Kopf zu lösen und Spaß zu haben. Das scheint dem früheren HSV-Torjäger gelungen zu sein. Schon in den Tagen zuvor war sein Eindruck, dass die Profis "ein wenig lockerer und freier" geworden sind. "Wenn ich was mache, dann mache ich es richtig", meinte der Interimscoach.

Hrubesch ließ anders als sein Vorgänger eine Doppelspitze auflaufen. Er berief den 21 Jahre alten Meißner erstmals in die Startelf. "Ich wollte unbedingt mit zwei Stürmern spielen", begründete Hrubesch die Maßnahme. Bei Thioune war Meißner in sieben Partien lediglich für wenige Minuten eingewechselt worden. Als halber Torschütze beim ersten Treffer hatte Meißner auch das zweite Tor aufgelegt. Zudem katapultierte er den Ball in der zweiten Halbzeit an die Querstange (62.). Sein Einsatz war eine deutlicher Belebung der HSV-Offensive.

In seinem 100. Zweitliga-Spiel gewann der HSV aber erst allmählich Sicherheit und Selbstbewusstsein. Die Nürnberger hatten in den ersten 25 Minuten mehr von der Partie und verzeichneten die besseren Chancen. HSV-Schlussmann Sven Ulreich vereitelte die Führung der Gäste, als er einen Distanzschuss von Johannes Geis sehenswert parierte (10.). "Leider sind wir in Lauerposition", meinte HSV-Innenverteidiger Toni Leistner. "Wir können nur unsere Hausaufgaben erledigen."

Mit der Führung wurden die Platzherren mutiger. Plötzlich funktionierte das Kombinationsspiel. Der Gegentreffer der Nürnberger unterbrach die selbstbewusste Phase der Gastgeber nur kurz. Anders als sonst kam kein Zweifel am HSV-Sieg auf.

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