Leipzig. Durch das Rücktrittsgesuch von Bayern-Trainer Hansi Flick ist der erste Dominostein gefallen. Der nächste steht in Leipzig, auf ihm prangt der Name Julian Nagelsmann. Und der redet lieber über Models, statt sich zu seinem Club zu bekennen.

Julian Nagelsmann versuchte wirklich alles, um eine klare Antwort bei der Nachfolger-Diskussion um Bayern-Trainer Hansi Flick zu vermeiden. Da musste sogar ein Model herhalten.

"Ich kann mich auch nicht hinsetzen und sagen, ich mache morgen mit Lena Gercke Schluss, weil ich noch nie mit der zusammen war. Es war nix und ist nix", betonte der Trainer des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig. Was er meinte: Es gab und gibt weder Gespräche noch ein Angebot des FC Bayern München an ihn.

Was es auch nicht gab: Ein klares Bekenntnis des umworbenen Trainers zu seinem aktuellen Arbeitgeber. Da griff der 33-Jährige lieber zum Standard-Repertoire. "Ich habe mehrfach auf meinen Vertrag hingewiesen und darauf hingewiesen, dass es keine Streitigkeiten gibt", sagte Nagelsmann. Auf seinen wie bei Nagelsmann bis 2023 laufenden Vertrag hatte Flick auch oft hingewiesen. Das hielt ihn letztlich nicht davon ab, am Samstag seinen Wunsch auf Vertragsauflösung bei den Bayern öffentlich zu machen - und damit den ersten Dominostein umzukippen.

Nagelsmann beteuerte erneut, dass er "keinen Krieg mit meinem Arbeitgeber anfangen werde". Alles andere hätte auch überrascht. Und so wird man in Leipzig nicht müde, auf die Vertragslaufzeit von Nagelsmann sowie auf die fehlende Ausstiegsklausel zu verweisen. Eine finanzielle Schmerzgrenze gibt es angeblich ebenfalls nicht. "Er hat einen langfristigen Vertrag, von daher gibt es keine Ablösesumme und keine Preisschilder", betonte Sportdirektor Markus Krösche noch am Freitag bei DAZN.

Letztlich dürfte Krösche in der finalen Entscheidungsfindung ohnehin außen vor sein. Diese wird sicherlich zwischen Tegernsee und Salzburg, zwischen Bayerns noch immer mächtigem Ehrenpräsidenten Uli Hoeneß und Getränke-Unternehmer Dietrich Mateschitz stattfinden - unter Einbeziehung von RB-Boss Oliver Mintzlaff.

Am Ende des Tages wird ein Wechsel von Nagelsmann nach München niemanden überraschen. Aber in einer kleinen Zwickmühle steckt Leipzig trotzdem. Der Club braucht seiner Funktion als Marketingvehikel folgend Erfolge, und in diesem Punkt ist Nagelsmann wohl unmöglich zu ersetzen. Der Trainer hat zwar noch nichts gewonnen, die Mannschaft aber auf ein neues, titelreifes Level gehoben. Nagelsmann mindestens gleichwertig zu ersetzen, erscheint gerade unmöglich.

Auf der anderen Seite wird gerade Mintzlaff nicht müde zu betonen, dass Fußballclubs Wirtschaftsunternehmen sind. Und in der Wirtschaft hat alles seinen Preis. Der Boulevard spekulierte bereits darüber, wann das Gespann Mateschitz/Mintzlaff schwach werden würde - und landete bei nicht unrealistischen 15 Millionen Euro. Eine irrsinnig klingende Ablöse für einen Trainer. Aber Nagelsmann ist das wert.

Es hat gerade den Anschein, als sei die einzige offene Frage, ob Nagelsmann mit RB vor seinem Abschied noch einen Titel gewinnt oder nicht. Die Meisterschaft dürfte sich nach der Nullnummer gegen Hoffenheim und bei sieben Punkten Rückstand auf die Bayern erledigt haben. Auch Nagelsmann bezeichnete die Chance als klein. Bliebe also noch das mögliche Pokalfinale am 13. Mai. Und womöglich endet danach auch die Ausweichtaktik des Trainers.

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