Imola. Mercedes ist auch in Imola das Maß der Dinge. Dennoch grummelt Lewis Hamilton. Sebastian Vettel hat indes wieder früher Feierabend.

Mit zitternden Händen und noch voller Adrenalin kletterte Valtteri Bottas aus dem Cockpit. Im letzten Versuch der Startplatzjagd vor dem Formel-1-Rennen in Imola hatte der Finne seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton noch die Pole Position entrissen.

"Es ist ein großartiges Gefühl, wenn das funktioniert", sagte Bottas, nachdem er zum 15. Mal in seiner Karriere Startplatz eins erobert hatte. WM-Spitzenreiter Hamilton indes grummelte: "Ich bin über mich selbst enttäuscht."

Hamilton: "Kann nicht immer alles perfekt machen"

Der Brite hatte auf seiner letzten Runde gepatzt und musste sich mit 0,097 Sekunden Rückstand auf seinen Stallrivalen mit Rang zwei begnügen. "Diese Dinge passieren, man kann nicht immer alles perfekt machen", sagte der 35-Jährige. Vor dem 13. Saisonlauf am Sonntag (13.10 Uhr/RTL und Sky) hat Hamilton aber bereits 77 Punkte Vorsprung auf Bottas, der siebte WM-Titel ist nur noch eine Frage der Zeit. Schon in Imola kann Mercedes zum siebten Mal in Serie Konstrukteursweltmeister werden.

Als Dritter startet beim Grand Prix der Emilia Romagna der Niederländer Max Verstappen, der sich nach einem elektronischen Problem an seinem Red Bull gerade noch in den Finaldurchgang der Qualifikation gerettet hatte. Früher Feierabend hatte dagegen erneut Sebastian Vettel. Der Ferrari-Fahrer kam nicht über Rang 14 hinaus.

Ungewöhnliches Gastspiel in Imola

Das Gastspiel nahe Bologna ist ein ungewöhnlicher Ausflug für die Formel 1. Zuletzt fuhr die Rennserie vor 14 Jahren auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari. Trotz der dadurch fehlenden Erfahrungen verzichtete die Königsklasse komplett auf die üblichen Trainingsrunden am Freitag und beschränkte sich zur Vorbereitung auf eine 90-minütige Übungseinheit am Sonnabendvormittag. "Diese Strecke ist unglaublich schnell. Es ist sehr eng, sehr schwierig zu überholen", sagte Hamilton.

Der WM-Führende war auf Anhieb der Schnellste gewesen und vermisste die fehlenden Testrunden des Freitags nicht. "Ich habe jede Runde bekommen, die ich gebraucht habe. Ich habe also nicht das Gefühl, dass uns etwas fehlt", sagte der Brite.

Vettel kämpft erneut mit seinem Ferrari

Für Vettel indes ist das letzte Italien-Heimspiel mit Ferrari erneut ein Kampf mit dem Auto - und gegen das Misstrauen. Zuletzt hatte der Hesse ziemlich deutlich durchblicken lassen, dass er sich gegenüber seinem Teamkollegen Charles Leclerc benachteiligt fühlt. "Ich tue mich schwer, das rauszuholen, was in dem Auto ist. Ich bemühe mich sehr und komme in der Hinsicht auf keinen grünen Zweig", sagte der 33-Jährige. In Imola wollte er öffentlich zunächst nicht nachlegen und beteuerte: "Ich gehe davon aus, dass wir beide die gleichen Möglichkeiten haben."

Auf der Strecke war Leclerc erneut deutlich schneller als sein deutscher Teamgefährte und holte sich Startplatz sieben. Dagegen verpasste der Vierfach-Weltmeister zum zehnten Mal in dieser Saison den Schlussabschnitt der Startplatzjagd. Weil er regelwidrig die Strecke verlassen hatte, wurde ihm seine schnellste Runde nachträglich noch gestrichen. So rutschte Vettel noch von Rang 13 auf Platz 14. Damit steht ihm erneut ein harter Sonntag bevor, wenn er es noch in die WM-Punkte schaffen will.

"Es wird wieder ein schweres Rennen, trotzdem werden wir alles versuchen", sagte Vettel ernüchtert und räumte einen Fehler bei seinem letzten Versuch ein. "Unter dem Strich waren wir nicht schnell genug, der Speed war wieder nicht da", befand der Heppenheimer.