Winterberg. Die Veranstalter unterschätzen die Wetterschäden, der Verband gibt Grünes Licht: Unter umstrittenen Bedingungen findet der Rodel-Weltcup in Winterberg statt. Auch sieben Deutsche boykottieren die Veranstaltung.

Am Ende eines turbulenten Weltcup-Wochenendes überwog trotz aller sportlichen Erfolge die Erleichterung bei den Rennrodlern.

"Ich bin froh, dass keinem was passierte", sagte Anne Berreiter nach ihrem fünften Platz in Winterberg bei einer Weltcup-Veranstaltung, die wegen einer sehr schlechten Bahn nur unter schwierigen Bedingungen durchgeführt werden konnte. Einige Athleten, darunter auch sieben Deutsche, hatten sich gegen einen Start entschieden. Eine Absage des Weltcups sei aber kein Thema gewesen, hieß es beim Internationalen Verband.

"Ich bin froh, dass ich angetreten bin, aber so eine Bahn darf es nicht mehr geben. Das muss Konsequenzen haben", sagte der Oberhofer Johannes Ludwig, der in Abwesenheit des russischen Weltmeisters und Gesamtweltcup-Ersten Roman Repilow seinen dritten Saisonsieg einfuhr und somit wie die beiden Bronze-Gewinner Sebastian Bley und Julia Taubitz bei den Frauen einen Podestplatz eroberte.

Auch die 23-Jährige hatte über eine Absage nachgedacht. "Es ist halt immer schwierig aber diesmal war es besonders gefährlich. Für die Rodel-Welt war es ein einschneidendes Erlebnis", sagte die WM-Zweite von Sotschi, die sich noch den Sieg im Gesamtweltcup sichern kann.

Felix Loch, die deutschen Doppelsitzer sowie die komplette Mannschaft der Österreicher waren gar nicht erst am Start und boykottierten die Bahn, auf der es im Training viele Stürze gegeben hatte. "Wir hatten es probiert und uns abgesprochen, aber die Gefahr durch die Stürze war zu groß", sagte Doppelsitzer Toni Eggert. Der internationale Verband ließ die Strecke entschärfen und verkürzen, damit sie langsamer wurde. Dennoch gab es auch danach bei den Männern einige Stürze, die aber glimpflich verliefen.

Grund für die irregulären Bedingungen war zunächst das Wetter. Zwei Stürme nacheinander hatten dem Eis auf der Bahn geschadet, die großen schützenden Segel mussten wegen des starken Windes eingeholt werden. Darunter litt die Bahn im Hochsauerland immens. Und dann lief den Veranstaltern die Zeit davon. "Wir haben versucht, das Eis rauszubringen, aber wir haben es nicht geschafft", erklärte Stephan Pieper, Geschäftsführer des Sportzentrums Winterberg. Es blieb eine holprige Bahn, auf der allerdings auch einige Athleten richtig gut durchkamen. Am Sonntag kamen dann noch Sturm und Regen dazu.

Für den italienischen Trainer Kurt Brugger war eine Absage dennoch kein Thema. "Wir sind zu verwöhnt. Es wird immer ziemlich viel gejammert", sagte der Coach, dessen Team komplett am Start stand.

Sportlich war der Veranstaltung mit den Absagen die Klasse genommen worden. Ohne die Gesamtweltcup-Führenden bei den Männern und Doppelsitzern konnte die Konkurrenz nach vorne fahren. So gewann in Eliza Cauce erstmals eine Lettin den Wettbewerb der Frauen. Taubitz, die wie die deutschen Doppelsitzer noch für den Sieg im Gesamtklassement in Frage kommt, freut sich auf das Weltcup-Finale am Königssee. 27 Punkte trennen sie von der führenden Russin Tatjana Iwanowa. "Das ist meine Lieblingsbahn. Da fahre ich voll auf Angriff", sagte die Sportsoldatin. Vorausgesetzt, die Bahn ist in einem wettbewerbsfähigen Zustand.