Silverstone. Lewis Hamilton besteht auf Anhieb die Sitzprobe im neuen Formel-1-Mercedes. In der vergangenen Saison waren noch einige Änderungen nötig. Auf Sprüche seiner Rivalen reagiert Hamilton mit der Ruhe eines sechsmaligen Weltmeisters.

Lewis Hamilton amüsieren die WM-Ansprüche der Formel-1-Kronprinzen.

"Ich finde es lustig", meinte der Engländer mit der Gelassenheit eines sechsmaligen Weltmeisters, als er am Freitag bei der ersten Ausfahrt des neuen Mercedes auf das "Gerede" junger Rivalen angesprochen wurde. "Ich war immer bekannt dafür, auf der Strecke Taten sprechen zu lassen." Kampfansagen seien für Hamilton "Zeichen von Schwäche".

Neben dem viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel (32) gelten dessen Ferrari-Stallrivale Charles Leclerc und insbesondere Red-Bull-Pilot Max Verstappen (beide 22) als Titelherausforderer Hamiltons. Der Niederländer hatte dem Briten zuletzt einen harten WM-Kampf angekündigt. "Lewis ist sehr gut, er ist ganz bestimmt einer der Besten, aber er ist nicht Gott", sagte Verstappen. "Vielleicht ist Gott mit ihm, aber er ist nicht Gott."

In der Formel 1 ist Hamilton der Maßstab. Mit Herausforderern kennt er sich aus. Nach drei WM-Titeln am Stück kann der 35-Jährige Ende der Saison sogar mit dem siebenmaligen Titelträger und Rekordchampion Michael Schumacher gleichziehen. "Zu diesem Zeitpunkt fühlt man noch keinen echten Druck, es geht vielmehr darum Spaß zu haben. Man ist auch fokussiert, aber es geht wirklich darum, den Moment zu genießen", sagte Hamilton, bevor sein Teamkollege Valtteri Bottas auf dem Silverstone International Circuit in England die erste Ausfahrt mit dem W11 unternahm.

Die Vorfreude bei den Silberpfeilen ist auch nach sechs Fahrer- und sechs Konstrukteurstiteln nacheinander groß. "Jeder ist aufgeregt, jeder scheint erfrischt und bereit für die Herausforderungen, die vor uns liegen", meinte Hamilton, der in der Winterpause abgenommen hat. "Ich habe in meinen Sitz gepasst, das ist schon mal ein guter Start", sagte er lachend. "Im vergangenen Jahr habe ich nicht wirklich in meinen Sitz gepasst." Fünf Kilogramm ist er leichter.

Der sogenannte Shakedown am Freitag diente Mercedes in erster Linie für Filmaufnahmen und dazu, mögliche Defekte am erhofften nächsten Weltmeisterwagen auszumerzen. Der Tag sei der "Beginn der Reise 2020", sagte Teamchef Toto Wolff. Der Branchenprimus wolle in kleinen Schritten die nächsten Wochen bis zum Auftaktrennen am 15. März in Melbourne angehen. Der Shakedown wäre ein Erfolg, wenn unter anderem beide Piloten ein "erstes Gefühl für den Wagen" bekämen. Der "nächste Meilenstein" sei dann ein solider Test in Barcelona. "Der Wagen hat sich großartig angefühlt", befand Hamilton am Nachmittag nach seinem Empfinden nach reibungslosen Kilometern.

Statt acht stehen den Rennställen nur noch sechs Probetage ab dem kommenden Mittwoch zur Verfügung. "Der Ansatz sieht vor, Schritt für Schritt vorzugehen", betonte Wolff. Im vergangenen Jahr schien noch Ferrari nach den ersten Tests als WM-Favorit, bekam seine Probleme mit dem Auto aber nicht in den Griff. Die erste Ausfahrt mit dem SF1000 am Mittwoch in Spanien unternimmt Vettel. Tags darauf am Vormittag ist Leclerc an der Reihe, ehe der Deutsche wieder für den Nachmittag übernimmt. Leclerc ist für den kompletten Abschlusstag am Freitag vorgesehen.