Palma de Mallorca. Am Ballermann auf Mallorca hatten Touristen eine wilde Party gefeiert. Gesundheitsexperten fordern Konsequenzen.

  • Die Videos von ausgelassen feiernden deutschen Touristen auf Mallorca sorgten auch in Deutschland für Kritik
  • SPD-Politiker Karl Lauterbach warnte vor einer zweiten Corona-Welle, Mallorca sei ein Risikogebiet
  • Bilder zeigen Hunderte Menschen, zumeist junge Männer aus Fußball-Vereinen, die dicht-gedrängt zwischen „Deutschem Eck“ und „Viva Colonia“ feiern
  • Gesundheitsexperten äußern Kritik – sie fordern Konsequenzen für deutsche Mallorca-Touristen

Nach den Bildern von ausschweifenden Partys und betrunkenen Touristen am Ballermann zeigen sich Gesundheitsexperten geschockt – und fordern Konsequenzen. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebunds Frank Ulrich Montgomery schlug im Deutschlandfunk eine zweiwöchige Quarantäne für Mallorca-Urlauber vor. „Ein verrückter Urlauber am Ballermann kann doch nicht hinterher seine ganze Community gefährden“, sagte Montgomery.

SPD-Politiker Karl Lauterbach warnte vor einer zweiten Corona-Welle und bezeichnete im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ Mallorca als Risikogebiet. „Mallorca sehe ich nach den Bildern vom Ballermann als Risikogebiet.“

Deutschland solle daher eine Testpflicht für Urlauber aus solchen Risikogebieten einführen. „Denkbar wäre: An Flughäfen müssten die Passagiere ihre Personalien hinterlegen und binnen weniger Tage einen Corona-Test nachweisen.“

Seit zwei Wochen dürfen wieder Touristen auf die Insel. Und die wenigen Flieger, die Richtung Palma abheben, sind meist voll, schaufeln die Touristen geradezu auf Deutschlands Lieblingsinsel Nummer 1.

Mallorca: Dort ist wieder Sauf-Saison, als gäbe es Corona nicht

Mit dem Ergebnis, dass es an der Playa de Palma rund um den Ballermann wieder voller ist. Am Wochenende startete praktisch die Sauf-Saison. Gut zu beobachten in der Bierstraße. Während „Mega Park“, „Oberbayern“ und die Läden in der Schinkenstraße mit dem „Bierkönig“ geschlossen sind, geht die Party seit Freitag ab in der Bierstraße. Mallorca reagierte am Mittwoch und schloss einige Lokale und Bars am Ballermann.

Feiern als gäbe es kein Corona? Am Ballermann geht die Party weiter – zumeist ohne Maske, wie hier am Samstag an der „Bierstraße“.
Feiern als gäbe es kein Corona? Am Ballermann geht die Party weiter – zumeist ohne Maske, wie hier am Samstag an der „Bierstraße“. © dpa | Michael Wrobel

Hunderte Touristen, zumeist junge Männer aus Fußball-Vereinen, feierten ab spät abends zwischen „Deutschem Eck“ und „Viva Colonia“/„Las Palmeras“ ab. So, als wenn es Corona nie gegeben hätte. „Was soll’s“, sagt Steffen (28) aus Hagen, der mit seinen „Jungs“ hier ist, wie er sagt. „Wir haben Malle schon letzten Herbst gebucht und wollen hier abfeiern. Auch wenn es dieses Jahr nicht so voll ist.“ Das tun sie, wie Hunderte andere auch.

Mallorca: Kein Abstand oder Sicherheitskonzept

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Von Abstandsregeln und Sicherheitskonzepten nichts zu spüren. Tische sind aneinander gereiht, ganze Mannschaften feiern da. Egal ob „Viva Colonia“, „Deutsches Eck“, „Et Dömsche“ oder „Dings“. Und auch auf der Bierstraßen-Gasse zwischen den Kneipen ist es voll. Zu voll.

Die Bilder von dem ausgelassen Partytreiben, bei dem alle Hygiene-Regeln ignoriert wurden, sorgten für Empörung auf Mallorca. „Als gäbe es kein Corona“, schrieb die „Mallorca Zeitung“ entsetzt. „Es schien ganz so, als ob hier niemand jemals etwas von der Pandemie gehört hätte.“ Und: „Wir haben hier nicht wochenlang den Shutdown ertragen, um das Erreichte leichtfertig aufs Spiel zu setzen.“

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Wirte fürchten Corona-Eskalation – aber brauchen den Umsatz

Dass Mallorca mit dem Wiedererwachen des Sauf-Tourismus zum neuen Corona-Hotspot werden könnte, glauben auch die zumeist deutschen Wirte der Bierstraße. Offiziell sagen tun sie es nicht. Nur hinter vorgehaltener Hand. Aber: „Wir hatten über Monate geschlossen, brauchen jetzt dringend Umsatz.“

Eine Straße weiter im „Casa Bavaria“ ging es Freitag schon am frühen Abend ab. Der Laden: rappelvoll, die Gäste laut grölend, angeheizt von einem Alleinunterhalter mit bayerischer Mucke. Unter die Feiernden in den geöffneten Läden rund um den Ballermann mischen sich die Straßenverkäufer.

Sie gehen hautnah an die Gäste, bequatschen sie für ein paar Euro Umsatz. Viele von ihnen tragen keine Maske – und von den Gästen in den Kneipen und Straßen niemand.

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Auch zwei Kilometer entfernt von der Playa de Palma, wo die Hochburg niederländischer Kneipen ist, geht die Post ab. Feiern, als ob es keinen Morgen gäbe.

Und die Polizei? Sie ist längst noch nicht in der Personalstärke unterwegs wie zur normalen Hochsaison. Sie scheint überfordert, war Freitagabend kaum zu sehen und ließ die Feiernden gewähren, während sich die Balearen-Regierung um die Corona-Sicherheit auf Mallorca sorgt.

Eigentlich gilt auf Mallorca seit dem 13. Juli eine Maskenpflicht. In allen öffentlichen Bereichen, auch auf Straßen. Immerhin ist Spanien mit Italien und Großbritannien das Land, das in Europa am härtesten von Corona getroffen ist.

Nur wenige offene Hotels – Angst vor Quarantäne

Doch nicht nur der Ballermann wird zum Problem, auch die Hotels. Noch nicht viele sind an der Playa de Palma geöffnet. Und die, die Gäste haben, haben strenge Sicherheitsregeln. Offiziell. Doch nur selten werden ankommende Mallorca-Touristen auf die Sicherheitsvorkehrungen in den Häusern aufmerksam gemacht. Und durch viele Hotels laufen die Gäste ohne Maske. Das Personal sagt nichts.

Wie im Occidental Playa de Palma. „Wir müssen aufpassen, dass es hier nicht eskaliert“, sagt eine Hotel-Mitarbeiterin. „Das schlimmste ist, wenn hier Hotels unter Quarantäne gestellt werden müssen.“ Dass es noch in diesem Sommer dazu kommt, davon ist sie überzeugt. Derweil geht die Party an der Playa de Palma munter weiter.

(mit dpa/jha)

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