Venedig. Im Herbst 2020 hoffte die Filmbiennale auf den Neustart nach Corona für das Kino. Die zweite und dritte Welle machten dem aber einen Strich durch die Rechnung. Corona macht auch in diesem Jahr nicht vor dem Filmfestival Halt.

Die 78. Ausgabe der Filmfestspiele in der italienischen Lagunenstadt Venedig startet in diesem Jahr erneut unter Corona-Bedingungen.

Kontrollen seien wieder nötig und Tickets müssten vorab online gebucht werden, erklärte der Präsident der Biennale di Venezia, Roberto Cicutto, am Montag. Einige Vorführungen müssten außerdem aus Zeitgründen ausfallen. Allerdings erlaube der sogenannte Grüne Pass, also der Nachweis über eine Impfung gegen Covid-19, ein negatives Testergebnis oder eine nachweisliche Genesung von der Krankheit, sich in diesem Jahr etwas beruhigter zu bewegen.

Die Corona-Pandemie schien dem Biennale-Direktor für den Bereich Kino, Alberto Barbera, zufolge für mehr Kreativität gesorgt zu haben. Die Qualität der Filme sei allgemein in diesem Jahr im Mittel höher, befand er. "Als ob die Pandemie die Kreativität aller stimuliert hätte", ergänzte Barbera. Das sei auch der Grund, weshalb es viele Filme nicht auf die Biennale in diesem Jahr geschafft hätten. Mit der Biennale vom 1. bis 11. September soll der Herbst damit zum erhofften Neuanfang für das Kino werden, erklärte Barbera.

Insgesamt sind dem Direktor zufolge 59 Länder bei der Filmbiennale in diesem Jahr vertreten - mehr als im Vorjahr. Fünf Regisseurinnen sind dabei, drei weniger als 2020. Ihr Anteil gemessen an der Gesamtzahl der Produzenten liege aber mit etwa einem Viertel in dem Bereich der vorangegangenen Jahre. Eine starke Rückkehr verzeichneten die Organisatoren bei den US-amerikanischen Filmproduzenten und Filmstars.

Die Jury wird in diesem Jahr vom südkoreanischen Regisseur und Oscar-Gewinner Bong Joon Ho geleitet. Teil des internationalen Gremiums ist auch die Regisseurin und diesjährige Oscarpreisträgerin Chloé Zhao ("Nomadland"). Den Goldenen Löwen für das Lebenswerk erhalten US-Schauspielerin Jamie Lee Curtis ("Halloween") und der italienische Schauspieler und Regisseur Roberto Benigni ("Das Leben ist schön").

Den Wettbewerb eröffnet in diesem Jahr "Madres paralelas" vom spanischen Regisseur Pedro Almodóvar. Mit dabei sind außerdem fünf italienische Filme, was laut Barbera beachtlicher ist als in den Wettbewerben zuvor. An den Start geht zudem der unter anderem in Deutschland gedrehte Streifen "Spencer" von Pablo Larraín. In einer Sondervorführung wird auf der Filmbiennale "Le 7 Giornate Di Bergamo" (Die sieben Tage von Bergamo) von Simona Ventura gezeigt - ein Dokumentarfilm außer Konkurrenz über den Corona-Ausbruch rund um die norditalienische Stadt im vergangenen Jahr. Bilder von Militärlastwagen, in denen damals viele Tote in Särgen aus der Stadt geschafft wurden, gingen damals um die Welt.

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