Berlin. Die Bundesregierung hat schon Milliarden-Rettungsschirme gespannt, um Folgen der Corona-Krise abzumildern. Neben der Wirtschaft dringt die Kulturszene auf mehr Finanzhilfen. Dazu kommen nun aktuelle Signale.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat der Kulturbranche angesichts der wochenlangen Zwangspause wegen der Corona-Krise weitere Unterstützung zugesichert.

Das Ziel sei, dass die breite und vielfältige kulturelle Landschaft auch nach Überwindung der Pandemie weiterexistieren könne, sagte sie in ihrer am Samstag verbreiteten wöchentlichen Videobotschaft. Es sollten nun Konzepte entwickelt werden, wie mit Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen auch Theater, Konzerthäuser, Opern und andere Kulturstätten öffnen könnten. Aus dem Bundestag und der Branche kommen Rufe nach schnellen weiteren Hilfen.

"Ich weiß, was wir alles vermissen und wie viele Bürgerinnen und Bürger darauf warten, endlich wieder live Ihre kulturellen Angebote erleben zu können", sagte Merkel an die Kulturszene gerichtet. "Bis dahin versuchen wir, so gut wie es geht, Sie zu unterstützen durch unsere Hilfsprogramme - aber auch dadurch, dass wir sagen, wie wichtig Sie für uns sind." Merkel sprach von einem tiefen Einschnitt in das kulturelle Leben. Besonders betroffen seien Freischaffende. Daher wollten Bund und Länder Künstlern Brücken bauen. "Wir werden auch weiterhin schauen, welche Unterstützungsmaßnahmen auch in den nächsten Monaten für die Kunst von Notwendigkeit sind."

Der Deutsche Kulturrat begrüßte Merkels Äußerungen. "Die Zeit läuft uns nämlich weg", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Nötig sei Klarheit über einen angekündigten nationalen Fonds, ohne den die kulturelle Infrastruktur nicht erhalten werden könne. "Bislang fehlt ein großes nationales Kulturprogramm in der Krise." Da dies eine konzeptionelle und verwaltungstechnische Herausforderung sei, hätten die Kulturverbände Hilfe bei der Planung und Umsetzung angeboten.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) stellte weitere Unterstützung in Aussicht. "Kunst und Kultur brauchen unbedingt ein eigenes Konjunkturprogramm, wir wollen den Kulturschaffenden massiv helfen", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Darüber sei er im Gespräch mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und dem Hamburger Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Grütters schrieb in einem Beitrag in der "Welt am Sonntag", sie arbeite an einem großen, über bisherige Maßnahmen hinausgehenden Unterstützungsprogramm. Es habe ehrgeizige Ziele und sie sei zuversichtlich, "dass wir damit unzählige Kultureinrichtungen in Deutschland noch besser unterstützen können".

Der SPD-Kulturexperte Martin Rabanus forderte: "In Anbetracht der Größe der Aufgabe brauchen wir eine Kultur-Milliarde." Dies sei nötig, um Kultureinrichtungen nicht nur kurzfristig mit Zuschüssen das Überleben zu sichern. Es gehe darum, die kulturelle Infrastruktur auch für Monate abzusichern, in denen kein Regelbetrieb denkbar sei. Insbesondere privat getragenen Einrichtungen wie Theater, Musikclubs, Festivals, Kinos und vergleichbare Einrichtungen benötigten dies.

Grünen-Kulturpolitiker Erhard Grundl begrüßte die Äußerungen von Merkel und Scholz. "Viele Kulturschaffende haben dabei nicht nur sehnsüchtig auf diese Würdigung gewartet, für viele drängt die Zeit vilie seien bisher teils durch Raster der Hilfsmaßnahmen gefallen. Die Bundesregierung müsse einen eigenen Kulturrettungsfonds einrichten. Eine einmal weggebrochene Kulturlandschaft nach der Pandemie wieder etablieren zu müssen, würde ein Vielfaches kosten.