Berlin. Im Frühling schütten viele Firmen Geld an ihre Anteilseigner aus. Das nützt auch Besitzern von Aktienfonds. Aber es gibt Besonderheiten.

Im Frühling halten die großen Börsenunternehmen traditionell ihre Hauptversammlungen ab. Dort entscheiden die Aktionäre, wie viel Geld das Unternehmen für das vergangene Geschäftsjahr an sie auszahlt. Im April war die Telekom dran, diese Woche unter anderem Allianz und Post, nächste Woche folgen BMW, Volkswagen und SAP.

Auch wer einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) hat, kann Dividenden bekommen, doch nicht jede Art von ETF gibt sie direkt an Anleger weiter. Ein Überblick:

Dividenden kurz erklärt

Das Prinzip der Dividenden ist einfach: Wenn ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet hat, kann es diesen entweder in der Firma behalten und damit zum Beispiel neue Projekte finanzieren. Oder es kann den Überschuss – zumindest teilweise – an seine Eigentümer auszahlen. Zu denen gehören auch Kleinanleger, wenn sie Aktien des Konzerns besitzen. Wer zum Stichtag Aktionär ist, bekommt die Zahlung.

In Deutschland ist dieser Stichtag in aller Regel der Termin der Hauptversammlung. Wenige Tage darauf landet die Ausschüttung dann auf dem Verrechnungskonto des Wertpapierdepots. Bei Mercedes-Benz beispielsweise gab es Anfang Mai pro Aktie fünf Euro. Bei ausländischen Firmen gelten andere Stichtage; so sind in Großbritannien oder den USA mehrere Ausschüttungstermine im Jahr möglich.

So wirken sich Dividenden auf ETFs aus

Dividenden fließen aber auch manchmal „über Bande“, wie es beim Billard heißen würde. Das ist der Fall, wenn jemand die Aktie nicht direkt gekauft hat, sondern Anteile eines ETFs oder eines aktiven Aktienfonds besitzt. Die Dividenden landen zunächst dort. Was dann damit passiert, hängt vom Typ des Fonds ab.

Da wären zunächst die ausschüttenden ETFs: Sie geben die Dividenden an die Anleger weiter. Das geschieht nicht unmittelbar, sondern als Sammelüberweisung einmal oder mehrmals pro Jahr.

Anders ist es bei den thesaurierenden oder wiederanlegenden ETFs: Diese kaufen von den Dividenden neue Aktien. Das merken Sparer daran, dass sich der Anteilspreis (der Kurs) eines wiederanlegenden ETFs besser entwickelt als der eines ausschüttenden – der Vergleich ergibt aber nur Sinn, wenn beide ETFs denselben Aktienindex nachbauen, etwa den Dax oder den MSCI World.

Dividenden sind kein „geschenktes Geld“

Häufig entsteht der Eindruck, Dividenden seien geschenktes Geld – vor allem in Verkaufsgesprächen. Doch sowohl ausschüttende Fonds als auch Einzelaktien sind nach der Zahlung der Dividenden weniger wert als davor. Am Tag der Ausschüttung sinkt ein Aktienkurs nämlich um deren Betrag. Wieder das Beispiel Mercedes-Aktie: Am Tag der Aktionärsversammlung kostete sie rund 67 Euro, am nächsten Börsentag ging der Handel bei rund 62 Euro los.

Deshalb ist es wenig sinnvoll, sich bei der Aktienwahl nur nach der Höhe der geplanten Dividende zu richten. Denn die Dividende ist nur entnommenes Geld, kein geschenktes. Ebenfalls unsinnig ist der vermeintliche „Trick“, eine Aktie rechtzeitig vor der Hauptversammlung zu kaufen, die Ausschüttung zu kassieren und sie dann wieder loszuschlagen. Zwar ändert sich der Kurs auch ganz allgemein durch Angebot und Nachfrage, daher gleichen sich solche Bewegungen meist schnell aus, aber eine risikolose Chance auf Rendite gibt es hier nicht.

Volkswagen und Metro bieten zwei Aktientypen. Die Vorzugsaktien bekommen eine höhere Dividende als die Stammaktien, haben aber kein Stimmrecht. Manche Unternehmen entscheiden sich ganz gegen eine Dividende und reinvestieren das Geld lieber. Amazon, Tesla oder Meta (früher: Facebook) sind prominente Beispiele.

Der Geld-Ratgeber Finanztip empfiehlt aber ohnehin, ganz bequem zum weltweit anlegenden ETF zu greifen, statt aufwendig Einzelaktien auszusuchen. Das ist oft schneller und erfolgreicher. Die Dividendenrendite beträgt bei ETFs auf den MSCI World derzeit rund 1,8 Prozent.

Das ist deutlich mehr als der aktuelle Tagesgeldzins – auch wenn hier zwei unterschiedliche Dinge verglichen werden, denn die Geldanlage an der Börse ist bekanntlich weitaus weniger planbar als die auf dem Sparkonto. Wer in der Vergangenheit aber mindestens 15 Jahre dabeiblieb, hat immer mindestens sein investiertes Geld herausbekommen – und in vielen Zeiträumen deutlich mehr.

Was ist mit den Steuern?

Um die Abgeltungsteuer auf Dividenden und ETF-Ausschüttungen kümmert sich in Deutschland die Depotbank. Anleger müssen nichts machen – können aber mit dem Freistellungsauftrag und einem ausschüttenden Fonds ihren Freibetrag optimal ausnutzen. So sind pro Jahr 801 Euro (Verheiratete: 1602 Euro) an Kapitalerträgen steuerfrei – dazu gehören auch Sparzinsen.

Für Aktien-ETFs gilt aufgrund der sogenannten Teilfreistellung von 30 Prozent, dass sogar Erträge bis 1144 Euro (Verheiratete: 2288 Euro) steuerfrei bleiben. Diesem Betrag kann man sich mithilfe eines ausschüttenden ETFs annähern. Das eingenommene Geld lässt sich dann in neue ETF-Anteile stecken, um den Depotbestand weiter wachsen zu lassen. Wenn der Freibetrag ausgenutzt ist, geht es mit einem thesaurierenden Fonds weiter.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.