Berlin. Während der Pandemie sind weniger Menschen zur Krebsvorsorge gegangen. Doch je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser die Chancen.

Die Corona-Pandemie hat mit ihren hohen Infektions- und Todeszahlen Erkrankungen wie Krebs aus dem Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.

Dabei ist eine Krebserkrankung nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes noch immer der Grund für jeden vierten Todesfall in Deutschland. Allein 2019 starben hierzulande 231.000 Menschen an Krebs.

Umso wichtiger seien Vorsorgeuntersuchungen und eine frühzeitige Diagnose. Darauf machen Mediziner, Krankenkassen und Fachgesellschaften anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar aufmerksam. Doch viele Menschen scheinen während der Pandemie Sorge vor dem Arztbesuch zu haben.

TK-Versicherte seltener bei der Krebsvorsorge

Nach einer Datenauswertung der Techniker Krankenkasse (TK) nahmen im ersten Halbjahr 2020 rund 26 Prozent der tk-versicherten und anspruchsberechtigten Frauen einen Termin zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wahr.

Das sei ein Fünftel weniger als im ersten Halbjahr 2019, teilte die Krankenkasse mit. Ob der Rückgang allein der Pandemie geschuldet ist, lässt sich laut TK jedoch nicht genau sagen.

Doch auch andere Experten weisen auf einen Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen und auch Diagnosen hin.

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Frauenärzteverband: Deutlicher Rückgang bei der Vorsorge

„Viele Frauen nehmen den Appell ‘Vermeiden Sie jeden unnötigen Außenkontakt’ so ernst, dass ihnen ihre eigene Gesundheit aus ihrem Blickfeld gerät“, sagte Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF), dieser Redaktion.

„Wir sehen deshalb in der Pandemie leider einen deutlichen Rückgang der Frauen, die zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung in die Praxis kommen.“

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20 Prozent weniger Krebsdiagnosen im dritten Lockdown

Das spiegelt sich auch in der Zahl der Diagnosen wieder, betont Christian Marth, Direktor der Uniklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Innnsbruck, in einer Mitteilung seiner Klinik.

„Während des ersten Lockdown verzeichneten wir eine 50-prozentige Reduktion bei den Neudiagnosen, das hat sich dann über den Sommer wieder normalisiert“, so Marth. Jetzt im dritten Lockdown gebe es etwa 20 Prozent weniger Diagnosen.

Marth appelliert daher, „Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen in jedem Fall wahrzunehmen, denn eine verspätete Diagnose bedeutet meist auch eine schlechtere Prognose“.

Veränderungen finden, bevor sie zu Krebs werden

Eine frühe Diagnose sei vor allem bei Tumoren ohne eindeutige Symptome, wie etwa dem mit einer hohen Sterblichkeit verbundenen Eierstockkrebs, essentiell, so Marth.

BVF-Präsident Christian Albring wies bereits Ende des Jahres auf die Bedeutung der Früherkennung hin: „Die regelmäßige jährliche Krebsfrüherkennung entdeckt, zum Beispiel am Gebärmutterhals, Veränderungen bevor sie zu Krebs werden. Über 90 Prozent der Frauen, bei denen heute ein Krebs des Gebärmutterhalses entdeckt wird, hatten die Vorsorge in den letzten fünf Jahren nicht oder nur unregelmäßig wahrgenommen.“