Berlin. Laut einer Studie leiden viele Probanden nach einer überstandenen Coronainfektion unter Müdigkeit. Zwei Faktoren erhöhen das Risiko.

Extreme Müdigkeit ist eines der möglichen Symptome einer Covid-19-Erkrankung. Viele Betroffene berichten jedoch, dass sie auch nach Ende der Erkrankung weiterhin erschöpft sind.

Das untermauert nun auch eine Studie irischer Wissenschaftler, die im Fachmagazin „Plos One“ erschienen ist. Demnach berichtete mehr als die Hälfte der befragten ehemaligen Covid-Patientinnen und -Patienten, auch Wochen nach Ende der Infektion von anhaltender Müdigkeit.

Erschöpfung auch zwölf Wochen nach ersten Corona-Symptomen

Für die Studie hatten die Forscherinnen und Forscher 128 Teilnehmerinnen und Teilnehmer untersucht. Dafür nutzten das Team den sogenannten Chalder fatigue scale (CFQ). Dabei werden Dinge abfragt wie: Müssen Sie sich häufiger ausruhen? Haben Sie weniger Kraft in den Muskeln? Finden Sie es schwieriger das richtige Wort zu finden?

67 der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer (rund 52 Prozent) berichteten über anhaltende Müdigkeit, 22 von ihnen (32,8 Prozent) spürten die Erschöpfung auch noch zwölf Wochen nach Auftreten der ersten Symptome. Ein Drittel der Teilnehmer, die vor der Erkrankung einen Job hatten, waren zum Zeitpunkt der Studie nicht in diesen zurückgekehrt.

Lesen Sie hier: Mundschutz – So bekämpfen Sie Pickel und Hautirritationen

Müdigkeit unabhängig von Schwere der Covid-19-Erkrankung

Die Wissenschaftler gingen außerdem der Frage nach, ob die Müdigkeit abhängig ist von der schwere der Erkrankungssymptome und ob Betroffene etwa ins Krankenhaus mussten, zusätzlich Sauerstoff bekamen oder sogar Intensivpflege. Hier konnten sie keinen Zusammenhang feststellen.

Die Studie unterstreiche, schreiben die Forscher, „wie wichtig es ist, diejenigen, die sich von Covid-19 erholen, auf Symptome schwerer Müdigkeit hin zu untersuchen, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung.“

Auch interessant: Corona – Warum Weihnachten die Pandemie noch befeuern könnte

Geschlecht und Depression erhöhten Risiko für anhaltende Erschöpfung

Die Forscher um Liam Townsend vom Trinity College Dublin fanden jedoch zwei andere Zusammenhänge: Studienteilnehmer mit zuvor diagnostizierter Depression oder einer Angsterkrankung hatten ein erhöhtes Risiko, eine Post-Covid-Müdigkeit zu entwickeln. So gaben 13,4 Prozent der Teilnehmer mit anhaltender Müdigkeit an, eine entsprechende Diagnose erhalten zu haben. Unter denjenigen, die keine Müdigkeit zeigten, waren es nur 1,6 Prozent.

Auch Frauen sind laut der Studie eher anfällig für die postvirale Müdigkeit. Rund 67 Prozent der von Erschöpfung betroffenen Teilnehmer waren weiblich. Unter denjenigen ohne Müdigkeit stellten Frauen nur einen Anteil von rund 39 Prozent.

Nach Angaben der Forscher ist es die erste Studie, die sich mit der postviralen Müdigkeit bei genesenen Covid-19-Patienten beschäftigt.

Lesen Sie hier: Haarausfall und Gewichtsverlust - So leidet eine Frau unter den Corona-Folgen

Auch bei Sars-Epidemie von 2002 Berichte über Müdigkeit

Eine anhaltende Erschöpfung, die postvirale Fatigue, konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch bei Betroffenen der Sars-Epidemie von 2002/2003 beobachten. Auch nach anderen Viruserkrankungen kann sie auftreten.

Bei den meisten Menschen verschwinde das aber wieder, erklärte Carmen Scheibenbogen, Leiterin des Charité Fatigue Zentrum, im Juli gegenüber der „Welt“.

„Wir sprechen deshalb in den ersten sechs Monaten nach einer Infektion zunächst nur von einer postviralen Fatigue“, so die Immunologin. Erst danach sei die Diagnose einer chronischen Erkrankung, also von CFS (Chronisches Erschöpfungssyndrom, Anm. d. Red.), möglich.