Berlin. Alkohol und Hitze, Bräunen im Schatten, Mücken und „süßes Blut“ – Sommermythen gibt es viele. Doch welche sind wahr? Ein Faktencheck.

  • „Mücken lieben süßes Blut“, Kirschen und Wasser verursachen Bauchschmerzen und nasse Badeschuhe können Blasenentzündungen hervorrufen – stimmt das?
  • Um die warme Jahreszeit ranken sich viele Mythen
  • Wir gehen den größten Sommermythen auf den Grund und decken Irrtümer auf

Wirkt Alkohol bei Hitze stärker? Werden wir im Schatten braun? Und: Sind teure Sonnencremes wirklich besser? Mit steigenden Temperaturen, tauchen sie auf: die Mythen des Sommers. Doch welche von ihnen sind wahr? Zeit für einen Faktencheck.

Alkohol bei Hitze: Wie gefährlich sind Bier und Wein im Sommer wirklich?

Ein weit verbreiteter Mythos des Sommer lautet: „Alkohol wirkt bei Hitze stärker.“Das stimmt tatsächlich, Hitze und Alkohol vertragen sich nicht. „Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver“, erklären die Experten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Durch die Kombi Hitze und Alkohol sinkt der Blutdruck und Müdigkeit kommt auf. Das kann zu Kreislaufproblemen oder sogar zur Bewusstlosigkeit führen. Vorsicht ist vor allem in Wassernähe geboten: Wer Alkohol trinkt und badet, begibt sich zusätzlich in Gefahr. Selbst bei einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad können Betrunkene einen Kälteschock erleiden, weil Alkohol die Gefäße weitet.

Sonnencreme: Schützen teure Produkte besser?

Hier lautet die Antwort ganz klar: Nein. Die Stiftung Warentest hat in einer Untersuchung herausgefunden, dass fast jede Sonnencreme im Handel zuverlässig vor UV-Strahlung schützt. Auch die günstigeren Produkte halten schädliche UV-Strahlen ab und versorgen die Haut mit Feuchtigkeit.

Stiftung Warentest: Sonnenschutz für Kinder – diese Cremes und Sprays lohnen sich

Voraussetzung für den Schutz ist immer, dass Sonnenanbeter genug Sonnencreme verwenden, betont Dermatologe Reinhard Mrotzek. So brauche ein 1,80 Meter großer Erwachsener rund 30 Milliliter Sonnencreme – also zwei Esslöffel, um seinen ganzen Körper richtig einzucremen. Bei der Wahl der Creme sollten die Kunden auf einen hohen Lichtschutzfaktor und eine gute Hautverträglichkeit achten, empfiehlt der Haut-Experte. Diese billigen Sonnencremes schneiden im Test am besten ab.

Nicht geizen: Damit die Sonnencreme tatsächlich lange gegen Sonnenbrand schützt, muss genug davon auf die Haut. Auf den Preis der Creme kommt es aber nicht an, hat die Stiftung Warentest festgestellt.
Nicht geizen: Damit die Sonnencreme tatsächlich lange gegen Sonnenbrand schützt, muss genug davon auf die Haut. Auf den Preis der Creme kommt es aber nicht an, hat die Stiftung Warentest festgestellt. © dpa-tmn | Christin Klose

Mückenstiche: Sind Menschen mit „süßem Blut“ stärker betroffen?

„Mücken lieben süßes Blut.“ Dieser Satz fällt im Sommer immer wieder. Für den Insektenexperten Julian Heiermann gehört diese Aussage jedoch ganz klar in die Kategorie „Mythos.“ Dass manche Menschen häufiger gestochen werden als andere, habe vor allem mit deren Geruch zu tun, meint der Zoologe vom Naturschutzbund Nabu.

„Im Schweiß ist ein bestimmter Stoff enthalten, der Mücken lockt. Manche produzieren davon mehr.“ Ein Forscherteam der London School of Hygiene and Tropical Medicine will unterdessen herausgefunden haben, dass etwa Schwangere und korpulente Menschen mit höherer Körpertemperatur häufiger Opfer von juckenden Stichen werden.

Bauchschmerzen nach Kirschen und Wasser: Woran liegt das?

Wovor Oma einst warnte, ist mittlerweile widerlegt. Heute muss sich niemand vor Bauchschmerzen fürchten, wenn er nach dem Naschen von Kirschen Durst bekommt. „Es spricht nichts dagegen, danach etwas zu trinken“, sagt Bernhard Watzl, Ernährungswissenschaftler vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe. Der Mythos „hängt möglicherweise mit der Hygiene in früheren Zeiten zusammen, lässt sich heute aber nicht wirklich begründen“, erklärt der Experte.

Grund für den Irrglauben könnte das in früheren Zeiten hygienisch nicht einwandfreie Trinkwasser sein. Keime sorgten in der Verbindung mit Kirschen dann für Bauchschmerzen. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Trinkwasser-Qualität in Deutschland jedoch deutlich verbessert und Kirschenliebhaber können ihren Durst getrost stillen.

Bekommt man Bauchschmerzen wenn man zu viele Kirschen isst und danach Wasser trinkt? Heute nicht mehr, sagen Experten.
Bekommt man Bauchschmerzen wenn man zu viele Kirschen isst und danach Wasser trinkt? Heute nicht mehr, sagen Experten. © dpa | Nicolas Armer

Sonnenbrand: Wird man auch im Schatten braun?

Ja, auch im Schatten erhalten Menschen einen sommerlichen Teint. Die Sommerbräune entsteht durchaus auch unter Bäumen oder Sonnenschirmen, das Braunwerden dauert im Schatten jedoch deutlich länger. Dermatologe Reinhard Mrotzek erklärt, man bekomme im Schatten „noch 50 Prozent der UV-Dosis ab“.

Dabei ist es egal, ob der Schatten durch einen Baum oder ein Zeltdach entsteht. Die Haut wird deutlich geschont, wenn sie nicht der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Doch Experte Mrotzek warnt: „Sonnenbrand gibt es auch im Schatten oder unter bewölktem Himmel.“ Fotogalerie: So extrem verbrennt Sonne die Haut

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Blasenentzündung: Sind die nassen Badesachen schuld?

Vor allem Frauen klagen im Sommer häufig über schmerzhafte Blasenentzündungen. Sie machen möglicherweise einen fatalen Fehler: Wasserratten sollten nach dem Schwimmen schnellstmöglich den Bikini oder die Badehose wechseln. Nässe und Kälte verringern die Durchblutung und begünstigen so die Ausbreitung von Bakterien, die in die Blase gelangen können.

Hitze: Das sind die größten Irrtümer zu Sommerhitze

Trockene Kleidung minimiert also das Risiko einer Blasenentzündung, wie die Landesapothekerkammer in Niedersachsen erklärt. Vor allem Frauen müssen achtsam sein: Sie sind wegen ihres kürzeren Harnwegs stärker von Blasenentzündungen betroffen.

Urin im Wasser: Können Pool-Pinkler leicht überführt werden?

Viele werden jetzt an die Szene im Hollywood-Film „Kindsköpfe“ denken, in der ein Mann in den Pool pinkelt und daraufhin durch sich dunkelblau verfärbendes Wasser entlarvt wird. Doch im wahren Leben ist das nicht so leicht möglich. Experten des US-„Water Quality Health Council“ bezeichnen das Entlarven von pieselnden Schwimmern mittels farbiger Pipi-Wolke im Wasser als „häufigsten Pool-Mythos aller Zeiten.“

Doch Wissenschaftler der Texas A&M University haben mittlerweile ein System entwickelt, das nach ihren Angaben Pool-Pinkler überführen könnte. Zink-Ionen reagieren dabei mit einem Nebenprodukt des Urins und das Wasser wird dadurch leuchtend grün. Doch sichtbar wird das Ergebnis auch nur dann, wenn Schwarzlichter im Schwimmbad installiert sind. Becken-Pinkler können also aufatmen. Doch einfach ins Becken pinkeln sollte natürlich trotzdem niemand.

(dpa, amw)