Wolfsburg. Ein Unbekannter hat in dem Erlebnisbad zwei Schwestern beim Umziehen heimlich gefilmt. Solche Fälle werden nur selten bekannt und angezeigt.

Das war ein Schock für ein 15-jähriges Mädchen und ihre Schwester: Als sich die beiden am Samstagnachmittag, 19. März, in einer Umkleidekabine des Wolfsburger Badelandes umzogen, wurden sie von einem Unbekannten mit dem Handy gefilmt. „Solche Fälle, die bemerkt und zur Anzeige gebracht werden, sind die Ausnahme“, betont Melanie aus dem Bruch. Die Wolfsburger Polizeisprecherin sagt aber auch: „Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß niemand.“

37-Jähriger zu 14 Monaten Haft verurteilt

Besonders schlimm trieb es ein 37-Jähriger im Oktober 2019 im Badeland. Er hatte mehr als zehnmal Gäste heimlich in den Umkleidekabinen fotografiert. Der mehrfach vorbestrafte Täter wurde von einem aufmerksamen Jugendlichen beobachtet und im September 2020 vor dem Amtsgericht Wolfsburg zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten verurteilt.

Im aktuellen Fall besuchte die 15-Jährige am Samstag mit ihrer Familie das Erlebnisbad im Allerpark. Als sie sich gemeinsam mit ihrer Schwester in einer Umkleidekabine im Erdgeschoss umzog, bemerkte sie auf einmal ein Handy, das von der Nachbarkabine unter der Trennwand in ihre Kabine gehalten wurde, um Aufnahmen zumachen.

Polizei hofft auf Zeugen, die Hinweise zum Täter geben können

Geistesgegenwärtig schrie sie laut, woraufhin der Unbekannte das Weite suchte. Da der Täter bisher nicht näher beschrieben werden konnte, erhoffen sich die Ermittler Angaben von Zeugen, die sich zur Tatzeit gegen 14.40 Uhr im Erdgeschoss des Bades aufgehalten und möglicherweise Personen gesehen haben, die sich auffällig verhielten. Hinweise werden von der Polizei unter (05361) 46460 entgegengenommen.

Wie verhält man sich richtig?

„Wer feststellt, dass er heimlich beobachtet oder gefilmt wird, sollte andere Menschen lautstark auf sich aufmerksam machen und um Hilfe bitten“, rät Polizeisprecherin Melanie aus dem Bruch. „Im besten Fall merken sich andere Besucher Größe und Aussehen des mutmaßlichen Täters.“

Die Opfer sollten in jedem Fall die Badleitung informieren und Anzeige erstatten. Niemand müsse Angst haben, öffentliche Bäder zu besuchen. Eltern sollten aber ihre Kinder für solche Themen sensibilisieren, ohne sie in Panik zu versetzen. Ein Fall wie der jüngste im Badeland könne überall passieren, wo „viel nackte oder halbnackte Haut zu sehen ist“, so Melanie aus dem Bruch. „Kinder haben eine gesunde Scham. Sie haben ein Gespür dafür, wann eine Grenze überschritten ist.“

Videoüberwachung im Badeland soll helfen, Täter zu ermitteln

Auch Badeland-Leiter Uwe Winter rät Gästen, die heimlich gefilmt wurden, sich zu melden und Anzeige zu erstatten. Es gebe im Badeland eine Videoüberwachung, mit deren Hilfe Täter ermittelt werden können. Aus Datenschutzgründen müssten die Aufnahmen aber nach 48 Stunden gelöscht werden.

Die Kabinentrennwände bis zum Boden zu verlängern, um heimliches Filmen zu verhindern, sei nicht so einfach. Schließlich müsste der Umkleidebereich mehrmals täglich gereinigt werden. Dazu werde der Fußboden mit Wasser abgespritzt. Wenn die Kabinenwände bis zum Boden reichen, wären eine vernünftige Reinigung und Hygiene nicht mehr möglich.

Absolutes Handyverbot im Saunabereich des Badelands

Laut Badelandleiter Uwe Winter gibt es nur sehr wenige Fälle von filmenden Spannern pro Jahr. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Badelandes würden auch regelmäßig geschult und sensibilisiert. Im Saunabereich herrsche sogar ein absolutes Handyverbot.

Ähnliche Fälle in der Vergangenheit in Wolfsburg

Im Oktober 2016 bemerkte eine 32-jährige Wolfsburgerin beim Umziehen in der Badeland-Kabine ein Smartphone, das unter der Kabinentrennwand gehalten wurde. Sie meldete den Vorfall im Badeland und erstattete Anzeige.

Zwei 31 und 21 Jahre alten Männer sollen im Dezember 2018 eine 13-Jährige belästigt haben. Sie legten Einspruch gegen die Strafbefehle ein. Der Ältere wurde im Oktober 2020 am Amtsgericht Wolfsburg zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Im Oktober 2018 wurde ein Mann aus Sachsen-Anhalt beim Spannen im Badeland erwischt. Der 48-Jährige beobachtete mit einem Spiegel Badegäste in den Umkleidekabinen. Ein Strafverfahren wurde eingeleitet.

Im Februar 2020 wurde bekannt, dass ein 18-Jähriger in Wolfsburg eine Minikamera in einer Unisex-Toilette seiner Schule befestigt haben soll. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.

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