Wolfsburg. Der 32-Jährige war bei der Bundesligapartie Wolfsburg gegen Köln als Vierter Offizieller eingesprungen und wollte sein Honorar spenden.

Tobias Krull hatte schon reichlich Pläne geschmiedet, was er denn mit seiner Vergütung vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) machen würde. Die 1400 Euro Aufwandsentschädigung werde er einem guten Zweck zukommen lassen, erklärte Krull. Die United Kids Foundations, das Kindernetzwerk der Volksbank Brawo, solle davon profitieren, kündigte der Gifhorner vergangene Woche an. Krull hatte sich das Geld eigentlich verdient, sollte man meinen. Er hatte während der Fußball-Bundesligapartie zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln am 27. Januar seinen Tribünenplatz aufgegeben und war spontan zum Vierten Offiziellen geworden. Weil jedoch bislang kein Geld bei ihm angekommen ist, fragte unsere Zeitung beim DFB nach. Und der schockt mit einer ganz bitteren Antwort für Krull und den guten Zweck: Eine finanzielle Vergütung wird es gar nicht geben.

„Herr Krull hat für seinen spontanen Einsatz in Wolfsburg, als er als Vierter Offizieller eingesprungen war, ein Dankesschreiben mit einem von DFB-Schiedsrichtern unterschriebenen Schiri-Trikot erhalten. Er wird außerdem zwei Karten für das DFB-Pokalfinale in Berlin bekommen“, erklärte Marcel Voß von der DFB Schiri GmbH in seiner schriftlichen Antwort auf unsere Anfrage.

Aus etwas Coolem sollte noch Cooleres werden

Krull hingegen hatte fest mit dem Geld gerechnet. Interview um Interview hatte er direkt nach der Partie und an den Tagen danach gegeben. Von der medialen Aufmerksamkeit wollte er nicht persönlich profitieren, sondern diese für einen guten Zweck nutzen. „Die Geschichte war an sich schon cool. Jetzt möchte ich etwas noch Cooleres draus machen“, hatte er unserer Zeitung noch vor wenigen Tagen voller Tatendrang erklärt.

Krulls Plan: Die 1400 Euro sollten direkt weiter an die United Kids Foundations gehen. Und weil die Summe so unrund ist, wollte der Torwart und Sportliche Leiter von Landesligist MTV Gifhorn noch 100 Euro aus seinem eigenen Portemonné oben draufpacken. Doch bei 1500 Euro sollte es nicht bleiben. Das unterschriebene Schiri-Trikot, das vom Kölner Trainer geschenkte Dress des Torschützen Faride Alidou sowie die Tickets für das DFB-Pokalfinale wollte Krull über sein Instagram-Profil verlosen. Jeder, der eine freiwillige Spende für den guten Zweck leistet, sollte die Chance auf einen der Preise haben. Insgesamt sollte so eine ordentliche Summe für das Kindernetzwerk zusammenkommen.

Verlosungsprojekt ist nicht gefährdet

Das Verlosungsprojekt muss der Amateur-Schiedsrichter nicht begraben – es sei denn, der DFB überlegt sich spontan, auch hier zu sparen und die Karten für das DFB-Pokal-Finale doch nicht rauszurücken. Die Vergütung jedenfalls behält er für sich. Der mit rund 7,4 Millionen (Stand 2023) mitgliederstärkste deutsche Sportverband hatte 2022 Einnahmen in Höhe von rund 195 Millionen Euro zu verzeichnen.

Tobias Krull erklärte auf Anfrage unserer Zeitung zu dem DFB-Korb: „Das ist schade. Ich hätte das Geld gerne gespendet. Aber wenn nicht, dann eben nicht.“ Doch der umtriebige Gifhorner hat bereits vorgesorgt. Mit der Volksbank Brawo und dem Autohaus Kühl aus Gifhorn hatte Krull bereits zwei zusätzliche Spender aus der Wirtschaft aufgetan. Beide geben nun zusammen 1500 Euro für den guten Zweck. „Meinen Hunderter packe ich trotzdem oben drauf“, so der Fußballer, der in wenigen Tagen Details zu der geplanten Verlosung auf Instagram veröffentlichen will. Insgesamt hoffe er auf einen Gesamtspendenbetrag im fünfstelligen Bereich.

Krull war während der Bundesligapartie zwischen Wolfsburg und Köln nach einer knappen Viertelstunde eingesprungen, weil Linienrichter Thorben Siewer in der Anfangsphase mit dem Ball angeschossen wurde und nicht weitermachen konnte. Für Siewer übernahm der eigentliche Vierte Offizielle Nicolas Winter, für Winter wurde per Durchsage ein Ersatzmann im Stadion gesucht. Krull leistete Erste Hilfe – und wird jetzt bitter vom DFB enttäuscht.