Hannover. Niedersachsen will das Mindestalter fürs begleitete Fahren senken – für mehr Sicherheit.

Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) möchte Fahranfänger künftig schon mit 16 Jahren ans Steuer lassen. Er wolle das begleitete Fahren, das derzeit mit 17 möglich ist, schon ein Jahr früher anbieten. Das sagte Lies am Montag im Rahmen eines Fahrsicherheitstrainings des ADAC für junge Autofahrer in Hannover. Schon 2018 könnte ein Modellversuch starten.

„Wenn die Jugendlichen mit 16 einen Motorrad-Führerschein machen dürfen, warum dann nicht auch den für das Auto? Und da sitzt sogar ein Elternteil daneben“, sagte Lies in Hannover, und fügte hinzu: „Fahrpraxis ist durch nichts zu ersetzen.“

„Wenn die Jugendlichen einen Motorrad-Führerschein machen dürfen, warum nicht auch den fürs Auto?“
„Wenn die Jugendlichen einen Motorrad-Führerschein machen dürfen, warum nicht auch den fürs Auto?“ © Olaf Lies (SPD), Verkehrsminister von Niedersachsen

Unterstützt wurde der Minister gestern von Dieter Quentin, dem Vorsitzenden des Niedersächsischen Fahrlehrerverbands. „Wir haben festgestellt, dass das begleitete Fahren eine gute Lösung ist, denn seitdem gibt es bei den unter 25-Jährigen 20 Prozent weniger Unfälle“, erklärte Quentin. „Von einer längeren Begleitphase ab 16 Jahren versprechen wir uns noch mehr Sicherheit. Wir wollen definitiv nicht, dass die Jugendlichen früher alleine fahren“, stellte Quentin klar.

Was sagen junge Leute zu dem Vorschlag? Die 17-jährige Lina Waldmann aus Osterode findet die Idee gut. Sie fährt zunächst ein Jahr neben ihrem Vater, gestern absolvierte sie das Fahrsicherheitstraining beim ADAC. „Je früher man fahren darf, desto mehr Erfahrung kann man sammeln“, sagte sie. Peter Scheffel, der Vorsitzende der Goslarer Verkehrswacht, sieht das genauso: „Ich finde das Vorhaben sogar ganz toll. Es geht ja darum, dass wir in der Verkehrssicherheit vorankommen. Je früher die Jugendlichen das lernen, desto weniger passiert.“ Die ersten Jahre mit Führerschein seien die schlimmsten: „Wenn die Eltern dann danebensitzen, rasen die jungen Leute nicht so sehr“, erklärte Scheffel.

Bereits beim Verkehrsgerichtstag 2013 in Goslar wurde die Möglichkeit diskutiert, das begleitete Fahren früher zu ermöglichen. „Geplant ist eine dreijährige Testphase, in der wir die Erfahrungen dokumentieren können, um danach zu entscheiden, ob der Führerschein ab 16 bundesweit eingeführt wird“, sagte Lies. Bis das Vorhaben endgültig durchgesetzt werden kann, muss jedoch noch die Hürde des im EU-Recht festgeschriebenen Mindestalters von 17 Jahren für einen unbefristeten Führerschein überwunden werden. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) habe bereits seine Unterstützung zugesagt, sagte Lies.

Die EU-Kommission in Brüssel wird sich im Januar 2018 mit dem Thema beschäftigen. „Ob das Vorhaben gelingt, hängt nun nicht mehr von uns alleine ab, sondern auch davon, wie zügig Brüssel arbeitet“, so der Verkehrsminister. Lies rechnet damit, dass der Modellversuch eines Führerscheins ab 16 bereits Ende 2018 an den Start gehen könnte.