Berlin. Im aktuellen Wahlkampf rühmen sich CDU/CSU und SPD mit ihren Regierungserfolgen. Für ein Fehlverhalten gibt es jetzt aber einen Preis.

Einige wenige Deutsche dürfen seit dem 1. Juli 2014 schon mit 63 Jahren in Rente gehen. Die Zeche für diese Politik zahlen allerdings alle, die noch arbeiten und in Zukunft arbeiten werden. Wegen dieser offensichtlich negativen Rechnung hat die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) die Rente mit 63 am Dienstag zum ungerechtesten Gesetz der vergangenen vier Jahre gekürt.

Auf den ersten Blick klingt das Gesetz, das die SPD stark forciert hatte, eigentlich recht positiv. Denn irgendwo in Deutschland muss es Tausende zufriedene Dachdecker und Müllmänner geben, die sich nun auf ihren verdienten, vorgezogenen Ruhestand freuen. Denn für sie setzte sich 2010 der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck ein.

Industrie- und Handelskammern übten Kritik

„Quatsch mit Soße“ sei es, dass diese Berufsgruppen mit 65 oder erst mit 67 in Rente gingen. Körperlich und geistig seien einige Berufe so lange nicht auszuüben. Die große Koalition scheint Becks Argument aufgegriffen zu haben und hat das Renteneintrittsalter in der vergangenen Legislaturperiode auf 63 Jahre gesenkt.

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Tatsächlich haben laut Münchener „Abendzeitung“ 250.000 Beschäftigte die frühere Rente wahrgenommen, 2016 waren es 241.000. Doch den glücklichen Rentnern stehen Millionen Arbeitnehmer gegenüber, die die frühere Rente geburtenstarker Jahrgänge finanzieren müssen. Schon 2015 hatte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) die aktuellen Kosten in der „Welt“ als zu hoch bezeichnet – ohne die zukünftige Kostenexplosion zu erwähnen. Die große Koalition verteidigte die Senkung des Renteneintrittsalters jedoch und fügte dem Rentenpaket mit der Mütterrente sogar noch einen weiteren Kostenfaktor hinzu.

Wie kann die Rentenpolitik gerechter gestaltet werden?

Bei der Verleihung des Negativpreises der SRzG in Berlin erklärte Michael Eilfort von der Stiftung Marktwirtschaft die wirtschaftlichen Folgen des Gesetzes, das nach seiner Meinung der Logik „Nutzen heute, Kosten morgen“ folgt. Das Renteneintrittsalter müsste laut Eilfort und Vertretern der SRzG eigentlich bei 70 Jahren liegen. Anders sei das aktuelle Rentensystem nicht zu finanzieren, weil beispielsweise weniger Beitragszahler auf künftige Rentner kommen. Und die blicken dank Fortschritten in der Medizin auf einen längeren Lebensabend und somit längere Rentenzahlungen.

Doch wie kann die Rentenpolitik in Zukunft besser gestaltet werden? Die Hoffnung: Je mehr junge Menschen wählen, desto mehr kümmern sich die Parteien um ihre Belange. Deshalb rufen zahlreiche Initiativen junge Menschen zur Wahl auf. Für den Forscher Michael Eilfort darf jedoch kein Kampf der Generationen entstehen. Deshalb müsste vor allem in Familien über die Rente diskutiert werden. So kann der glückliche Dachdecker im Ruhestand dann auch vielleicht verstehen, warum sein Enkel beim Thema Rente nicht ganz so glücklich ist.