Tübingen/Berlin. Der Staat ermittelt gegen Soldaten wegen Nazi-Vorwürfen. Hans-Peter Bartels bemängelt, dass die Truppe nicht selbst eingeschritten ist.

Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels hat kritisiert, dass die Bundeswehr nicht selbst staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen der Nazi-Vorwürfe gegen das Kommando Spezialkräfte (KSK) veranlasst hat. „Man fragt sich schon, warum nicht gleich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wurde“, sagte er am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Abschiedsfeier für einen Kompaniechef der Elitetruppe KSK am 27. April 2017 soll nach den Recherchen von „Y-Kollektiv“ (Radio Bremen) und NDR-„Panorama“ unter anderem ein Schweinskopfwerfen veranstaltet worden sein. Außerdem sollen bei der Verkleidungsfeier im Stil der alten Römer mehrere Soldaten den Hitlergruß gezeigt sowie Rechtsrock gehört haben. „Spiegel Online“ berichtete, beteiligte Soldaten hätten erklärt, den Römischen Gruß gezeigt zu haben, bei dem ebenfalls der rechte Arm gehoben wird.

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Dutzende Ermittlungen, bisher keine Bestätigung

Die Staatsanwaltschaft Tübingen hatte von den Vorwürfen vor dem Medienbericht keine Kenntnis. Nach Angaben der Bundeswehr wusste aber die Heeresführung bereits seit dem 13. Juli von dem Fall. Seitdem seien dutzende Vernehmungen vorgenommen worden, die den Rechtsextremismus-Verdacht nicht bestätigt hätten, die Ermittlungen liefen aber noch.

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Bartels zeigte sich sehr besorgt. „Wenn das so ist, ist das wirklich ein Problem für das KSK“, sagte er. „Nicht weil Eliteausbildung besonders verpflichtet, sondern weil überall in der Bundeswehr für die Soldaten die gleichen Regeln gelten.“ Das KSK ist eine geheim operierende Einheit, über die nur wenig öffentlich bekannt ist.

Bartels appelliert: Keine Informationen verschweigen

„Das Zeigen des Hitlergrußes ist keine Geschmacksfrage“, sagte Bartels. „Musik zu spielen, in der das demokratische Deutschland verächtlich gemacht wird, wäre auch keine Geschmacksfrage. Soldaten sollen die Demokratie verteidigen und sie nicht verächtlich machen.“

Bartels rief die Soldaten auf, keine Informationen zu verschweigen: „Falsch verstandene Kameradschaft würde alles nur noch schlimmer machen.“ (dpa)