Peine. Laut Verkehrsunfallstatistik ist die Zahl der Unfälle in 2023 im Vergleich zu 2022 zurückgegangen, aber es gibt diese negativen Trends.

Weniger (gemeldete) Verkehrsunfälle, aber ein Verkehrstoter mehr: Diese Bilanz im Vergleich zu 2022 weist die Verkehrsstatistik für den Landkreis Peine für das vergangene Jahr auf. Demnach hat es kreisweit im zurückliegenden Jahr 2875 Unfälle gegeben, wobei nur die bei der Polizei auch angezeigten Fälle auch aufzuführen sind – dies ist immerhin ein Rückgang um 2,9 Prozent gegenüber 2022 (2961 Unfälle).

Weniger (gemeldete) Verkehrsunfälle in 2023 im Vergleich zu 2022 weist die Verkehrsunfallstatistik für den Landkreis Peine aus.
Weniger (gemeldete) Verkehrsunfälle in 2023 im Vergleich zu 2022 weist die Verkehrsunfallstatistik für den Landkreis Peine aus. © FMN | Jürgen Runo

Als mögliche Gründe gibt Peines Polizeisprecher Malte Jansen die Vorbeugung (Prävention) und Verkehrsüberwachungen an: So nehmen Polizei und Landkreis regelmäßig Tempokontrollen vor – überhöhte Geschwindigkeit ist auch in 2023 die mit Abstand meiste Unfallursache. Als eine Präventionsmaßnahme erwähnt der Sprecher die Aufklärung der Polizei in den Fahrschulen für die angehenden Führerscheininhaber.

Unfallstatistik – „weniger Personenschäden“

Damit einher geht auch ein zweiter Trend: Während es 2022 mit 516 Personenschäden durch Unfälle den Topwert in den Jahren 2019 bis einschließlich 2023 gegeben hat, ist im vergangenen Jahr ein Rückgang zu verzeichnen – für 2023 sind laut Polizei 497 Personenschäden registriert. Als denkbare Erklärung gibt Jansen dafür an, bei den zunehmend neuen/modernen Autos seien die Sicherheitsstandards höher als bei alten Fahrzeugen – dies könne trotz eines Unfalls zu geringeren Personenschäden führen. Zudem könne die Tempoüberwachung zur Folge haben, dass Autofahrer langsamer fahren, denn: „Je höher die Geschwindigkeit ist, desto größer sind die Unfallfolgen.“ Ob es angesichts dessen angesagt sei, die Strafen für Temposünder/Raser (nochmals) zu verschärfen, dazu sagt Jansen nichts: Das sei vielmehr Sache des Gesetzgebers/der Politik.

Ort der Verwüstung: Nach dem Unfall auf der Landesstraße bei Köchingen im Juni 2023  blieb ein Auto auf dem Dach liegen (Archivbild).
Ort der Verwüstung: Nach dem Unfall auf der Landesstraße bei Köchingen im Juni 2023 blieb ein Auto auf dem Dach liegen (Archivbild). © Feuerwehr Vechelde | Feuerwehr Vechelde

Ebenfalls gesunken ist damit die Anzahl der Schwerverletzten: von 81 in 2022 auf 69 in 2023. Trotzdem dieser für die Polizei erfreulichen Entwicklungen gibt es einen „Schatten“: Im vergangenen Jahr sind sechs Personen bei einem Verkehrsunfall im Kreisgebiet getötet worden, 2022 waren es fünf Menschen.

Unfallstatistik – immer mehr Baumunfälle

Was zudem auffällt: Immer häufiger gibt es im Landkreis Baumunfälle – deren Zahl steigt seit 2019 an, alleine im vergangenen Jahr waren es 60 (Rekordwert seit 2019). Was ist dagegen zu tun: Den hin und wieder aufkommenden Vorschlag, die Bäume an den Straßen (zumindest teilweise) zu entfernen, will Jansen nicht auf aufgreifen. Eine andere Variante wäre: Bäume mit Leitplanken absichern, wie es bereits im Kreisgebiet geschieht – allerdings ist dies mit hohen Kosten verbunden. Für die Polizei ist allerdings klar: „Wenn ein Auto gegen eine Leitplanke fährt, ist das in der Regel folgenärmer, als wenn ein Autofahrer gegen einen Baum fährt.“ Und schon vergleichsweise kleine Bäume könnten bei Baumunfällen Fatales bei Auto-Insassen bewirken.

Dagegen ist die Anzahl der Wildunfälle im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Wert seit 2019 gesunken: 614 in 2023 – 678 in 2022. Wie das zu erklären ist, bleibt unklar: Denkbar könnten sein ein vorsichtiges/defensiveres Verhalten der Autofahrer sein oder auch eine (geringere) Wildpopulation. Als alarmierend bezeichnet Jansen den Anstieg bei den Verkehrsunfallfluchten: 704 Fälle in 2023, dagegen 638 Fälle in 2022. „Gerade bei diesen Delikten sind wir auch Zeugenhinweise angewiesen“, macht Jansen deutlich.

Bei den häufigsten Unfallursachen bleibt im Prinzip alles beim Alten: „Nicht angepasste Geschwindigkeit“ ist auch im vergangenen Jahr eine Hauptursache geblieben; „Nichtbeachten der Vorfahrt“, Fehler beim Abbiegen und Alkohol/berauschende Mittel sind weitere Ursachen. Interessant ist dabei ein Blick auf die Ordnungswidrigkeiten und Straftaten wegen ansonsten folgenloser Drogenfahrten: Im vergangenen Jahr hat die Polizei vor allem die 25- bis 44-Jährigen zur Kasse gebeten – 41 Ordnungswidrigkeiten und sechs Straftaten, damit ist diese Altersgruppe Spitzenreiter.

Unfallstatistik – das ist ein Unfallschwerpunkt

Als absoluten Unfallschwerpunkt erweist sich Jansen zufolge die Autobahn-Anschlussstelle Peine-Ost (A2): In den Jahren 2021 bis einschließlich 2023 habe es dort alleine auf der Abfahrt in Fahrtrichtung Braunschweig/Berlin 22 Unfälle gegeben, teils mit verletzten Personen. Aus diesem Grund hat sich eine Unfallkommission mit Vertretern der Stadt Peine, der Polizei sowie der Autobahn AG gebildet und ist vor Ort gewesen. „Die genaue Betrachtung ergibt, dass es sich bei der Mehrzahl der Unfälle um Abbiege-Unfälle handelt“, führt Jansen aus: „Auffallend oft kollidieren die auf die Autobahn auffahrenden Fahrzeuge mit entgegenkommenden Wagen.“

Um diesen Unfallschwerpunkt zu entschärfen, hat die Kommission beschlossen: Außer einer Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 70 auf 50 Stundenkilometer gibt es Veränderungen/Erneuerungen der Fahrbahnmarkierungen. „Zudem wird die Rechtsabbiegespur auf die A2 in Fahrtrichtung Berlin verkürzt“, ergänzt der Sprecher.

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