Peine. Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz in Peine haben sich mehrere Redner geäußert – so ist die Stimmung.

Rund 700 Demonstrantinnen und Demonstranten sind am Samstag durch die Peiner Fußgängerzone gegangen. Unter dem Motto „Tanz für Toleranz“ hatte das Bündnis für Toleranz dazu aufgerufen. Bereits zum vierten Mal zeigten Peiner klare Kante gegen die Strömungen von Rechtsextremismus im Land und machten lautstark klar: „Wir sind viele - ihr seid wenige“.

Landtagsabgeordneter Heiko Sachtleben  und Stefanie Weigand (beide Grüne) stimmten gemeinsam ein Lied gegen Faschismus an.
Landtagsabgeordneter Heiko Sachtleben und Stefanie Weigand (beide Grüne) stimmten gemeinsam ein Lied gegen Faschismus an. © Heike Heine-Laucke | Heike Heine-Laucke

Mitten drin: der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil (SPD), – Peine ist seine Heimatstadt und die Bürgerinnen und Bürger sowie die Demokratie sind ihm wichtig. Die Trommelgruppe von Uli Meinholz aus Hannover war angereist. Versammlungsleiter Andreas Möser erklärte kurz: „Wir tragen keine Waffen, schmeißen nicht mit Glas und lassen unsere Hunde zu Hause.“

Die Demonstrierenden bewegten sich fahnenschwenkend durch die Fußgängerzone in Peine

Und dann setzte sich der Tross in Bewegung Richtung historischen Marktplatz, wo die Redner sich Gehör verschaffen wollten und musikalische Beiträge auf die Zuhörenden warteten. Doch bis es so weit war, sangen und bewegten sich die Demonstrierenden fahnenschwingend durch die Breite Straße. Immer wieder erklangen Titel, die Freiheit als das höchste Gut der Gesellschaft priesen.

Als Vira Striuk aus der Ukraine zur Gitarre griff und in ihrer Heimatsprache sang, wurde es still auf dem historischen Marktplatz.
Als Vira Striuk aus der Ukraine zur Gitarre griff und in ihrer Heimatsprache sang, wurde es still auf dem historischen Marktplatz. © Heike Heine-Laucke | Heike Heine-Laucke

Mit dabei war Hans-Joachim Adolph, stellvertretender Ortsbürgermeister von Schmedenstedt. Mit ihm waren noch zwei Ortsbewohner, die ein riesiges Banner mit sich trugen – auf dem stand: Schmedenstedt steht für beständigen Frieden, Demokratie und Freiheit. Adolph: „Wir sind nicht gegen etwas, sondern für etwas.“

Aufgemacht hatte sich auch Stefanie Leßmann-Richter, denn ihrer Meinung nach sei es bedenklich, was sich derzeit politisch zutrage. Das sahen Merle Bugdoll, Jonna Exner, Elli Ebeling und Marla Pape aus der neunten Klasse des Gymnasiums Groß Ilsede ebenso. „Wir haben Freunde mit Migrationshintergrund, die uns am Herzen liegen“, sagte Jonna Exner.

Auf dem Marktplatz standen die Demonstranten dicht beieinander, hörten dem Gesang von Esin Savas zu. Sie hatte unter anderem ein Lied mit dem Titel „Respekt“ komponiert. „Mit Musik und Kunst kann ich meine Gefühle besser ausdrücken und die negativen Schwingungen, die mir begegnen, besser aushalten.“

Hans-Joachim Adolph, stellvertretender Ortsbürgermeister von Schmedenstedt (links), brachte zur Demo ein großes Banner mit.
Hans-Joachim Adolph, stellvertretender Ortsbürgermeister von Schmedenstedt (links), brachte zur Demo ein großes Banner mit. © Heike Heine-Laucke | Heike Heine-Laucke

Durch das Programm führte Heiko Sachtleben, der Peiner Landtagsabgeordnete der Grünen. Er erinnert daran, dass der 20. April nicht nur der Tag des Cannabis ist, sondern auch der Geburtstag des größten Verbrechers der Geschichte. Dessen Namen sprach er nicht aus.

Und zum ersten Mal trat Anke Ostendorf auf einer Bühne an das Mikrofon und bekam sofort die Sympathien des Publikums zu spüren, als sie sagte: „Ich bin total aufgeregt.“ Sie ist die Stimme der Gruppe „Omas gegen Rechts“, die sich erst kürzlich gegründet hat. „Wir waren 17 Frauen“, sagt Ostendorf. „Jetzt sind wir über 50 und Opas sind auch dabei.“ Es sei Zeit aufzustehen, auf dem Sofa zu sitzen, sei in der heutigen Situation keine Option. „Wir sind Omas und Opas und wir wollen, dass unsere Enkel eine faire Chance haben, in einem demokratischen Land zu leben und ohne Furcht.“ Ihr klares Statement: „Wir sind gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung Behinderter, alter Menschen sowie gegen Rassismus und Frauenfeindlichkeit.“ Das kam gut an.

Auch beim Bundesarbeitsminister Heil. Er nutzte die Bühne, um deutliche Worte zu sprechen, dass es wichtig sei, als Demokrat zur Wahl zu gehen und sein Recht auf freie Meinungsäußerung damit zu untermauern. Heil bat die Peiner, bei der bevorstehenden Europawahl ihre Stimmen abzugeben.

Zudem wies er darauf hin, dass Ankommende aus anderen Ländern dringend gebraucht würden, um den Fachkräftemangel einzudämmen. Und Arbeit sei der beste Weg zur Integration für die Menschen. Sachtleben erinnerte daran, dass auch in Peine schon die Nazis aufmarschiert seien, als er auf dem Marktplatz bei einem Kaffee gesessen habe. Es wurde viel geredet, diskutiert und deutlich gemacht, dass in Peine Faschisten in der Gesellschaft keinen Platz hätten. Das unterstrich auch Stefanie Weigand, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag und stellvertretende Landrätin (ehrenamtlich). Gemeinsam stimmten sie das Lied an: „Schließt euch fest zusammen gegen den Faschismus in diesem Land.“

Die Demo in Peine endete mit leisen Tönen

Eine Welle der Emotionen ergriff die Demonstranten, als Vira Striuk aus der Ukraine mit ihrer Gitarre zwei Lieder in ihrer Heimatsprache anstimmte. Ganz leise und voller Ehrfurcht hörten die Marktplatzbesucher zu. Die Veranstaltung, die laut und massiv begonnen hatte, endete mit leisen Tönen an all jene Menschen, die sich in Peine für Freiheit Demokratie einsetzen.

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