Peine. Peines Archivar Andreas Kulhawy geht in seiner Veröffentlichung der Frage nach, wie es trotz des Bürgerprotestes zur Gebietsreform kam.

Die Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 – sie hat seinerzeit die Gemüter bewegt, und tut es noch heute. Entstanden ist durch diese Reform die heutige Stadt Peine mit ihren Ortschaften – und speziell darauf hat Stadtarchivar Andreas Kulhawy seinen Blick gerichtet in seiner Sonderveröffentlichung.

„Die Gebietsreform rief heftigen Protest hervor, und selbst heute noch bewirkt sie bei vielen Menschen gemischte Gefühle“, hat Kulhawy erfahren: „Dies gilt vor allem in jenen Ortschaften, die damals ihre Selbstständigkeit verloren haben. Und selbst bei später geborenen Einwohnern kann man Reserven manchmal noch feststellen.“

Gebietsreform – „lokale Identitäten ohne Bedeutung“

Durch die Industrialisierung Deutschlands und das starke Wachstum seiner Städte und Gemeinden – verbunden mit einer immer rascheren Entwicklung von Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft – war eine Reform kommunaler Verwaltungen seit den 1960er-Jahren laut dem Stadtarchivar unausweichlich geworden. So beschloss die niedersächsische Landesregierung im März 1965 die Einsetzung einer Kommission, die die wesentlichen Merkmale der Gebiets- und Verwaltungsreform herausarbeiten sollte. „Die am Ende der Landesregierung überreichten Vorschläge der Kommission orientierten sich weniger an lokalen Identitäten und Bürgerstolz der Bewohner einzelner Gemeinden, sondern mehr an der Leistungsfähigkeit kommunaler Verwaltungen und der Gewährleistung künftiger Entwicklungsmöglichkeiten von Städten und Gemeinden zum Besten aller Bürger“, ist Kulhawy überzeugt.

„Daher legte man Mindestgrößen für Einheitsgemeinden, Höchstentfernungen zwischen Siedlungen und den Einrichtungen der Verwaltung sowie den Grad bisheriger oder zu erwartender Zusammenarbeit zwischen den Ortschaften als Maßstab für eine Zusammenlegung fest“, führt der Historiker aus: „Beispielsweise sollte die Höchstentfernung zwischen einem Ort, an dem Verwaltungsleistungen angeboten wurden, und den der jeweiligen Verwaltung zugehörigen Siedlungen sieben bis acht Kilometer betragen.“

Gebietsreform – „Meerdorf und Oberg hätten zur Stadt Peine gehört“

Bereits 1968 hat die Stadt Peine eine Untersuchung zu ihren Stadt-Umland-Verflechtungen erstellt. Kulhawy: „Heute undenkbar, hätten danach nicht nur die heute mit der Kernstadt eine Einheit bildenden Ortschaften zu Peine gehört, sondern sogar Meerdorf, Mödesse, Groß und Klein Ilsede, Oberg sowie Groß Bülten und Bülten.“ Es kam aber anders. „Zehn Jahre nach der Reform waren die zunächst harschen Proteste verklungen. In den Stellungnahmen der Ortsbürgermeister aus dem Jahre 1984 – anlässlich des zehnten Jahrestags der Reform – herrschten abgewogene Stimmen vor. Wünsche waren noch offen, aber ein deutlich besserer Verlauf als erwartet wurde allgemein bescheinigt“, meint Kulhawy.

Weitere aufschlussreiche Details sind nachzulesen in diesem Sonderblatt des Stadtarchivs, das in folgenden Einrichtungen kostenlos erhältlich ist: Stadtarchiv, Stadtbücherei, PeineMarketing, Peiner Rathaus und Kreismuseum. mey

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