Braunschweig. Unser Leser Wolfgang Ahlborn aus Braunschweig schreibt an den Ombudsrat: Sein Thema sind anonyme Lesermeinungen aus Facebook oder Internetseiten.

Mich stört seit geraumer Zeit die Tatsache, dass Meinungsäußerungen von Lesern abgedruckt werden, in der Regel über Facebook oder ähnliche Kanäle kommuniziert, bei denen die Schreiber anonym bleiben, indem sie sich irgendwelche Namen geben. Kürzlich tauchte beispielsweise ein „Jens“ sogar zweimal mit unterschiedlichen (unsäglichen –

meine Meinung) Kommentaren zum „Brexit“ auf. Ich erwarte eigentlich, dass ein Schreiber mit seinem vollen Namen für seine Meinung steht beziehungsweise dieser der Redaktion bekannt sein sollte.

Ombudsrat Thomas Roth schreibt dazu auch mit Blick auf die Arbeit in der Redaktion:

Die Leser stehen im Mittelpunkt – das ist uns als Bürgerzeitung wichtig. Uns sind Anregungen wichtig, wir nehmen ihre Fragen auf, versuchen sie zu beantworten, wir wollen mit Ihnen Zeitung machen. Und die Meinung unserer Leser interessiert uns, egal ob sie anonym geäußert wird oder jemand mit seinem Namen dahinter steht. Zugegeben: Auch uns ist es lieber, wenn sich jemand persönlich meldet, nur so sind etwa längere Diskussionen möglich. Aber auch der anonyme Kommentar hat seine Berechtigung – es ist manchmal schlicht der schnelle Zuruf, der ohne Anmeldung erfolgt. Manch einer würde sich sonst nie öffentlich äußern, manch einer fürchtet auch, seinen Namen zu nennen – etwa, weil er nicht will, dass sein Arbeitgeber oder Nachbar ihn erkennt. Immer noch ist die Chance für Leserbriefschreiber wesentlich höher, einen Platz in der Zeitung zu finden – wir freuen uns aber wirklich über jede Reaktion. Allerdings – und hier hat unser Leser absolut Recht: Wir sollten die veröffentlichten Meinungen genau lesen, wir sollten prüfen, ob sie aussagekräftig, verständlich, vielleicht auch überraschend sind. Dass in diesem Fall ein Facebook-Nutzer zweimal auftaucht, ist bedauerlich. Ganz nebenbei: Gerade bei Facebook sind viele mit ihrem richtigen Namen angemeldet und erkennbar – auch wenn zumindest gefühlt hier die Profile mit Kunstnamen zugenommen haben.

Ombudsrat Joachim Hempel ergänzt:

Wir setzen auf das direkte Gespräch und bieten seit längerem, jetzt verstärkt auch in der Region „Leserforen“ an, wo Leserinnen und Leser dem Ombudsrat, dem Chefredakteur und den Redakteurinnen und Redakteuren vor Ort von Angesicht zu Angesicht sagen können, was sie an Kritik, Fragen, Lob und Tadel haben. Ich selber bin überhaupt kein Freund anonymer Kommentare, die Verallgemeinerungen und Vorurteilen freien Lauf lassen. Rede und Gegenrede, Verstehen und Verständnis wollen wir fördern, wenn wir einladen: Sagen Sie es uns ins Gesicht!. Die nächste Gelegenheit dazu wird es nach Braunschweig und Helmstedt nach der Sommerpause übrigens in Wolfenbüttel geben. Der Termin wird rechtzeitig publik gemacht.