Hier steht ein Pfeiler unseres Wohlstands auf dem Spiel. Affekthandlungen im Gefolge eines Skandals verbieten sich.

Was vor dem Dieselbetrug undenkbar war, rückt nun für Europa in den Bereich des Möglichen. Großbritannien und Frankreich wollen Verbrennungsmotoren ab 2040 verbieten. Selbst die deutsche Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries spricht sich explizit nur gegen einen festen Termin aus. Es ist eine Entwicklung, die der Autoindustrie und allen, die von ihr abhängig sind, große Sorgen machen muss.

Zwar klingt das Datum nach Science Fiction, viel Zeit bleibt für technische Innovation. Wer sagt, dass Elektromotoren im Batteriebetrieb oder selbst mit Brennstoffzellen das letzte Wort der Ingenieure sind? Aber der politische Ausstiegsbeschluss hätte Sofortwirkung. Autos mit Verbrennungsmotor sähen alt aus, auch wenn sie auf dem aktuellen Stand der Technik sind. Investitionsentscheidungen der Hersteller würden vorbestimmt. Von Europa könnte ein Sog auf andere Kontinente ausgehen.

Selbst wenn kaum davon auszugehen ist, dass die Verbrennungsmotoren von unserem Globus verschwinden werden – zu unterschiedlich sind die Prioritäten: Die Politik würde dem Geschäftsmodell eines Autokonzerns wie VW ein Verfallsdatum aufdrucken. Denn mit den neuen Antrieben verändert sich die Wertschöpfung dramatisch. Unklar ist, woher die Erträge kommen sollen. Das ist schon bei den Elektrofahrzeugen des Jahres 2017 so. Das de-industrialisierte Großbritannien, das auch seine Autoindustrie bis zur Bedeutungslosigkeit heruntergewirtschaftet hat, mag sich dieser Frage mit Gelassenheit nähern. Deutschland darf das nicht. Hier steht ein Pfeiler unseres Wohlstands auf dem Spiel.

Affekthandlungen im Gefolge eines Skandals verbieten sich. Dringend muss das Verhältnis von Ursache und Reaktion in den Mittelpunkt der Diskussion zurückkehren. Ja, Verbrennungsmotoren sind klimaschädlich und verpesten die Atemluft. Aber dasselbe gilt für fast alle Heizsysteme in Betrieben und Wohnhäusern. Ihr Anteil ist wesentlich höher als der des Verkehrs. Wer würde ernsthaft die Abschaffung der heute bezahlbaren Heizungen fordern?

Vernunft sollte das politische Handeln regieren. Der Respekt vor technischen Lösungen gehört ebenso hierher wie die Abwägung von Kosten und Nutzen. Großbritannien will die radikale Wende, unter dem Eindruck der Luftqualität der Metropole London und in Verkennung der Bedürfnisse der Menschen in seinen ländlichen Regionen. Das kann kein Vorbild für Europa sein, genauso wenig wie unsere ebenfalls in ideologischem Überschwang beschlossene Solarstromförderung. Da wurde die notwendige Energiewende durch Fehlentscheidungen zum Geldvernichter.