„Krankenkassen müssen ihre Bedarfsplanungen anpassen. Sie sollten eine für Patienten zumutbare Wartezeit von maximal fünf Wochen festschreiben.“

Krankenkassen müssen endlich mehr Psychotherapeuten zulassen, damit Opfer schneller mit einer Therapie beginnen können – und ihnen dadurch effektiver geholfen wird. Denn die Lage ist schon für Menschen, die nicht zum Opfer einer Straftat geworden sind, denkbar schlecht. Einer Studie zufolge, die in der Publikation „BPTK-spezial: Bedarfsplanung 2013 – ein Überblick“ veröffentlicht wurde, wartet rund ein Drittel aller Patienten länger als drei Monate auf ein Erstgespräch bei einem Therapeuten.

Viele sind anschließend noch weit davon entfernt, mit einer Therapie auch tatsächlich starten zu können. Laut Untersuchung ist die therapeutische Unterversorgung im ländlichen Raum deutlich gravierender als in Städten. Was ist aber nun mit Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind? Für sie ist die Lage zweifelsohne dramatisch. Denn sie sind es, die nach einer Straftat nachweislich mit massiven Angstzuständen, Selbstzweifeln und großer Verunsicherung kämpfen. Sie sind es, die ihre Situation als immer schlimmer und auswegloser empfinden, desto länger sie auf einen Therapieplatz warten müssen. Und sie sind es letztlich auch, denen eine zügig startende Psychotherapie dabei hilft, der Verzweiflung endlich zu entkommen.

Notwendig ist, dass Krankenkassen ihre Bedarfsplanungen anpassen, die den Zulassungen zugrunde liegen. Sie sollten eine für Patienten zumutbare Wartezeit von maximal fünf Wochen festschreiben. Solch kürzere Wartezeiten könnten durch mehr Therapeuten-Zulassungen erreicht werden.

Ein paar Worte auch zur Traumatherapie selbst: Diese bietet insgesamt sehr gute Möglichkeiten, Opfer von Straftaten zu behandeln. Sie kann die Häufigkeit von Trauma-Folgestörungen wie ständiges Wiedererleben der Tat, unter denen Opfer oft zu leiden haben, effektiv reduzieren. Der Weiße Ring nimmt Kassen daher auch hier in die Pflicht: Traumatherapeutische Methoden müssen in den Psychotherapierichtlinien mehr als bisher berücksichtigt werden. Auf diese Weise würden sie dann nämlich in Psychotherapien auch häufiger angewendet.

Letztlich können auch Psychotherapeuten selbst viel dafür tun, auf die Belange und Nöte von Kriminalitätsopfern besser einzugehen. Dazu zählt beispielsweise, sich mehr als bisher mit dem Thema zu befassen und beispielsweise Weiterbildungen im Bereich der Traumatherapie in ihren jeweiligen beruflichen Werdegang zu integrieren.

Dies alles zeigt: Eine Besserung der Lage wäre durchaus möglich. Wichtig ist allerdings, dass nun auch etwas passiert. Dass diejenigen, die angesprochen und zum Handeln aufgefordert sind, sich nun auch verantwortlich fühlen und an den richtigen Stellschrauben drehen.

Der Weiße Ring wird jedenfalls nicht müde, immer wieder auf die Nöte und Probleme von Opfern aufmerksam zu machen. Denn Opfer brauchen eine starke Stimme.