„Der thüringische AfD-Vorsitzende hatte mit seiner Rede die Linie weit überschritten, die rechts von rechtsextrem scheidet.“

Wenn es nach der Mehrheit des AfD-Bundesvorstandes geht, ist Björn Höcke die längste Zeit Parteimitglied gewesen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die sich eine demokratische Alternative im rechten Lager wünschen.

Der thüringische AfD-Vorsitzende hatte mit seiner Rede vor der Dresdner Parteijugend die Linie weit überschritten, die rechts von rechtsextrem scheidet. Seine Polemik gegen das Holocaust-Mahnmal löste den meisten Widerspruch aus, aber Höcke graste auch alle anderen Wiesen ab, auf denen braune Blumen wachsen – von der existenziellen Bedrohung des deutschen Volkes bis zur Kriegsschuldfrage.

Solange die AfD sich davon nicht distanziert, öffnet sie Spekulationen über ihre Verfassungstreue die Tür. Wie schwer sie sich tut, zeigt der Widerstand von vier Vorstandsmitgliedern. Der Partei gelang es überhaupt erst im zweiten Anlauf, den Beschluss zum Herauswurf Höckes zu fassen. Bemerkenswert ist, dass der niedersächsische Landesvorsitzende Armin Paul Hampel zu denen gehört, die Höcke die Stange halten. Von einem welterfahrenen Journalisten wie ihm hätte man größere Klugheit erwarten dürfen.

Bis zu einem Parteiausschluss Höckes kann es lange dauern. Im Sinne der Klarheit und der Redlichkeit gegenüber dem Wähler wäre eine Entscheidung noch vor der Bundestagswahl nötig. Der Wackeltanz, den die SPD mit Sebastian Edathy aufführte, ist alles andere als ein Vorbild.