Braunschweig. Mit der Umstellung auf H-Erdgas könnte das Tanken auch günstiger werden.

Unser Leser M. Wendel aus Braunschweig fragt:

Wann gibt es in unserer Region das energiereichere H-Erdgas an Tankstellen?

Die Antwort recherchierte Stefan Simon

In Deutschland wird das Erdgas umgestellt. Bis 2030 soll es laut der Bundesnetzagentur deutschlandweit das energiereichere H-Erdgas geben. Bislang wird etwa ein Viertel der deutschen Haushalte mit L-Gas versorgt. Auch an den Tankstellen in Niedersachsen kann nur mit L-Erdgas getankt werden.

Laut der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist die Erdgasumstellung notwendig, weil die Förderung von L-Gas in den nächsten Jahren aus der niederländischen und deutschen Gasproduktion rückläufig ist. Der Bedarf an Erdgas kann deshalb aus Importen aus anderen Ländern wie Russland oder Norwegen ausgeglichen werden.

H steht für „high calorific“ und bedeutet übersetzt heizwertreiches Erdgas. Dieses Gas hat nach Angaben der BGR einen höheren Methangehalt und damit einen höheren Brennwert als L-Gas, das für „low calorific“ steht und heizwertarm bedeutet. Da H-Gas einen höheren Brennwert hat, wird für die gleiche Energiemenge weniger Erdgas verbrannt.

Von der Umstellung sind laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bundesweit rund 77 000 Autos betroffen, so wie die beiden Fahrzeuge von unserem Leser M. Wendel. Er wird von der Umstellung profitieren. Wie er unserer Zeitung mitteilt, kann er mit einer Tankfüllung 80 Kilometer weiter fahren, wenn er mit H-Erdgas tankt. Aber warum ist das so?

Entscheidend ist laut dem BGR der Energiegehalt. Ein Kilogramm H-Gas entspricht 1,5 Liter Benzin und 1,3 Liter Diesel. Der Energiegehalt von einem Kilogramm L-Gas hingegen entspricht 1,2 Liter Benzin und 1,1 Liter Diesel.

„Die Vorbereitungen laufen, die Gasumstellung wird im Frühjahr 2022 in Braunschweig abgeschlossen sein“, sagt eine Pressesprecherin vom Braunschweiger Energieversorger BS-Energy. In den Landkreisen Peine, Wolfenbüttel und Helmstedt sollen die Maßnahmen Ende 2019 und Anfang 2020 abgeschlossen sein, sagt ein Pressesprecher des Netzbetreibers Avacon. Wolfsburg und der Landkreis Gifhorn folgen dann bis Ende 2021, wie der Bereichsleiter für Netzwirtschaft, Sven-Erik Timm, unserer Zeitung mitteilt.

Bisher zahlt unser Leser bis zur kompletten Umstellung etwas mehr an der Tankstelle. Denn wie eine stichprobeartige Umfrage ergeben hat, sind die Tankkosten von L-Erdgas in Braunschweig und Wolfsburg höher als in Magdeburg. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt kostet an den Tankstellen ein Kilogramm H-Erdgas 99 Cent. An den Tankstellen in Braunschweig würde M. Wendel einen Euro pro Kilogramm bezahlen. In Wolfsburg zahlt er hingegen 1,04 Euro pro Kilogramm. Ob die Tankkosten für H-Erdgas in Zukunft in Braunschweig und Wolfsburg das Niveau von Magdeburg erreichen, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht gesagt werden.

Unser Leser muss sich jedenfalls keine Gedanken machen, sein Auto umzurüsten. Anders als die zahlreichen Haushalte, bei denen Heizungen oder Gasherde umgerüstet werden müssen, haben die Autofahrer Glück. Denn bei Autos sei das nicht der Fall, sagt ein Pressesprecher von BS-Energy.

Steuervorteile für Autogas bis Ende 2022 doch verlängert

Unser Leser und die übrigen 77 000 Autofahrer können sich freuen, dass ihr Auto in Zukunft an allen Tankstellen mit H-Erdgas versorgt wird. Aber auch Autofahrer, die Autogas (LPG) tanken, haben einen Grund zur Freude.

Die Bundesregierung hatte im April beschlossen, die Steuervorteile für LPG Ende 2018 auslaufen zu lassen. Eigentlich wollte die Bundesregierung die Steuervorteile in Zukunft weiterführen. So steht es jedenfalls im Koalitionsvertrag. Doch der Bundesrat stellte sich gegen die Pläne. Auf Druck der Länder beschloss dann die Bundesregierung am 1. Juni, dass die Steuerbegünstigung für Autogas bis Ende 2022 doch verlängert wird. Allerdings wird sie jährlich um 20 Prozent sinken.

Ab 2023 liegt der reguläre Steuersatz bei 409 Euro je 1000 Kilogramm Flüssiggas. Das sind etwa 41 Cent pro Kilogramm. Aktuell liegt der Steuersatz bis Ende des Jahres bei 180,32 Euro und 18 Cent pro Kilogramm.