Braunschweig. Am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig gibt es ein neues Behandlungs-Angebot.

Nur Medikamente zu nehmen und den Schmerz zu betäuben, damit ist es nach Ansicht von Professor Christoph Wiese nicht getan. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Herzogin Elisabeth Hospital (HEH) in Braunschweig setzt bei chronischen Schmerzpatienten auf ganzheitliche Therapie. „Neben den körperlichen Symptomen müssen auch die Gefühle und sozialen Verflechtungen individuell berücksichtigt werden“, sagt er.

Ab August bietet das HEH chronischen Schmerzpatienten eine solche ganzheitliche Behandlung an. Ein Team aus spezialisierten Ärzten, Ergotherapeuten, Pflegekräften, Physiotherapeuten und Psychologen will Hand in Hand mit dem Patienten arbeiten, um dessen Schmerzen zu verstehen und zu behandeln. 15 bis 18 Tage bleibt dieser dafür im Krankenhaus; die Kosten übernehmen die jeweiligen gesetzlichen und privaten Krankenkassen.

„Chronische Schmerzen beeinflussen das Familienleben, den Alltag und das Berufsleben.“
„Chronische Schmerzen beeinflussen das Familienleben, den Alltag und das Berufsleben.“ © Christoph Wiese, Chefarzt am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig

„Unser Ziel ist vor allem Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Wiese. Die Patienten sollen unter anderem lernen, wie sie besser mit ihrer Erkrankung umgehen können, sich der eigenen Stärken bewusst werden. Wer eigentlich bis zu Beginn seines Leidensweges ein aktiver Mensch war, für den könnte zum Beispiel Bewegung ein wesentlicher Bestandteil des Therapieplans sein; wer gesellig ist, für den werden soziale Aktivitäten im Vordergrund stehen. „Chronische Schmerzen beeinflussen das Familienleben, den Alltag und das Berufsleben, sie schränken oft nicht nur die Beweglichkeit ein, sondern wirken sich auch auf die Psyche aus“, erläutert Wiese. Nicht selten litten viele Patienten unter Depressionen oder Angstzuständen. „Ein Erfolg ist es deshalb, wenn der Patient am Ende der Therapie sagt: Ich habe zwar immer noch Schmerzen, aber sie sind ein bisschen geringer und ich habe gelernt, damit umzugehen.“

Voraussetzung für eine Therapie am HEH ist die Überweisung eines niedergelassenen Arztes. Interessierte Patienten bekommen einen Fragebogen zugeschickt und werden gegebenenfalls zu einem Vorgespräch eingeladen. Wenn alle Kriterien für eine stationäre Behandlung erfüllt sind, kann ein Termin vereinbart werden.

Seit 2016 gibt es am HEH wie auch an anderen Krankenhäusern unserer Region zudem die Möglichkeit, sich bei chronischen Schmerzen auf private Kosten behandeln zu lassen oder sich die Therapie von der gesetzlichen Krankenkasse erstatten zu lassen.

„In Deutschland warten Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen bis zu neun Monate auf einen ersten Termin bei einem niedergelassenen Schmerzmediziner“, sagt Wiese. Es sei aber Aufgabe und Pflicht der gesetzlichen Krankenkassen, rechtzeitig für eine notwendige medizinische Behandlung zu sorgen. „Ist das nicht zeit- und ortsnah möglich, kann sich der Versicherte die Leistung selbst beschaffen und einen Antrag auf Kostenerstattung bei seiner Krankenkasse stellen.“