Braunschweig. Das gilt besonders in den Großstädten. Ein Kauf kann sich aber lohnen.

Unser Leser Dirk Volkmann aus Königslutter fragt:

Wie real ist die Gefahr einer Immobilienblase für Deutschland?

Die Antwort recherchierte Andre Dolle

Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für Eigentumswohnungen bundesweit um etwa 7 Prozent an. Und in Metropolen wie Berlin und München zahlte man Ende 2016 sogar 11 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Das sind Durchschnittswerte, vielerorts fallen die Preissteigerungen noch deutlicher aus. Der Trend ist auch in unserer Region in den Großstädten bemerkbar. Braunschweig, Wolfsburg und Göttingen liegen in etwa im Bundesschnitt, in einigen Stadtvierteln und bei guter Ausstattung sind auch noch deutlich höhere Preise erzielt worden, sagt Heike Nicodemus, Immobilienexpertin der Stiftung Warentest.

Nicodemus beobachtet: „In Groß- und Uni-Städten zeigt sich überall in Deutschland das gleiche Bild: Es gibt kaum freie Wohnungen. Miet- und Kaufinteressenten stehen Schlange. Der Wohnungsbau kommt zwar in Schwung, doch die Fertigstellungen hinken dem Bedarf noch weit hinterher.“ Von einer Immobilienblase könne aber noch keine Rede sein. „Wir haben allenfalls ein Bläschen.“

Ähnlich sieht es auch Hildegard Höhlich vom Forschungsinstitut vdp Research, das die Stiftung Warentest mit Daten versorgt. Sie sagt: „Wir gehen weiter von steigenden Immobilienpreisen aus. Die Steigerungsraten fallen aber nicht mehr so stark aus.“ Viele Kapitalanleger hätten mittlerweile Geld in Immobilien investiert, die Kommunen wiesen wieder mehr Bauland aus.

Das deckt sich mit den Zahlen, die das Forschungsinstitut für die Großstädte aus unserer Region voraussagt. Demnach liegen die Prognosen für Eigentumswohnungen in Braunschweig Ende 2017 bei einer Steigerung von 5 Prozent im Vergleich zur Jahresfrist, in Wolfsburg bei 3 und im Landkreis Göttingen bei 4 Prozent. Zuvor lagen sie zwei bis drei Prozent höher. Das wäre aber immer noch deutlich höher als die Inflationsrate. Diese betrug im vergangenen Juni in Deutschland 1,6 Prozent, im gesamten Jahr 2016 sogar nur 0,5 Prozent.

Was die Zukunft angeht, gehen die Meinungen der Experten auseinander. Im Gegensatz zur Stiftung Warentest und des Forschungsinstituts vdp Research zeichnet sich laut Deutscher Bundesbank auf dem Immobilienmarkt noch keine Trendwende ab. Sie warnt sogar davor, dass Haus- und Wohnungspreise vor allem in den Großstädten bereits 2016 um bis zu 30 Prozent über einem gerechtfertigten Niveau lagen.

Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut sagt in einer Studie für die Postbank voraus, dass die Preise in der Mehrzahl der Städte und Landkreise in Deutschland noch mindestens bis 2030 stärker als die Inflationsrate steigen.

Die Stiftung Warentest empfiehlt daher, einen Blick auf die zweite Reihe zu werfen, jenseits der überteuerten Lagen. „Wenige hundert Meter machen da oft schon einen großen Preisunterschied aus“, erklärt Nicodemus.

Wer kaufen will, sollte Kapital einsetzen, das in den nächsten 15 bis 20 Jahren nicht benötigt wird. Je mehr Eigenkapital, desto besser. „Die Faustformel lautet: Auf jeden Fall sämtliche Nebenkosten – also Grunderwerbssteuer, eventuell Kosten für einen Makler, Grundbuch- und auch Notarkosten. Das kann je nach Region bis zu 15 Prozent des Kaufpreises betragen. Und dann noch bis zu 20 Prozent des Kaufpreises als Eigenkapital“, sagt Nicodemus.